Freitag, 16. Dezember 2022

Magnetsturm

"Kannst du mir einen Gefallen tun?" frage ich sie, aber dann verlassen mich die Worte. Ich versuche es so: "Ich dachte ich kann's, aber ich kann's nicht" und halte ihr [das Blatt Papier] hin. Sie zählt 1 und 1 recht schnell zusammen. Ich schreibe das da drauf meint sie, und nimmt mir [den Zettel] aus der Hand. // Ich freue mich jede Woche darauf, dich zu sehen. Jeden Dienstag. Und jeden Mittwoch. Und bald... // Ja, bald gibt es keine Tanz-Tage mehr. Ist die Katze aus dem Haus... // Da sitze ich nun und sehe sie an, mit meinen sehnsuchts-tropfenden Augen. Da sitze ich nun und bete, dass es nur ihr Kleid ist; dass dieser Zauber bei Tageslicht nicht mehr auf ihr liegt. Da sitze ich nun und rede mir ein, dass es einen Unterschied macht, so als sei ich nicht bereits rettungslos verloren. Kleid hin oder her - ich bin ihr... Ich meine, ich würde... // Meinen moralischen Anspruch habe ich geopfert, ohne mit der Wimper zu zucken. So kommt es mir zumindest vor. // Sie öffnet den Mund und ich glaube ihr jedes verdammte Wort. Ich glaube auch, dass sie mir ohne zu zögern ins Gesicht lügen würde. Zumindest habe ich das vor ein paar Monaten noch getan. // "Wenn du gewusst hättest, dass ich so kaputt bin, hätte das einen Unterschied gemacht?" Nein. Und ich höre die Wahrheit in ihrer Stimme, und ich sehe die Wahrheit in ihrem Gesicht, und weiß trotzdem nicht, wie ich ihre Worte glauben soll. Wie kann das in Ordnung sein? Wie kann i c h in Ordnung sein? // Sie war das beste an diesem ganzen Abend. Und wie schön sie ausgesehen hat, als sie - // Es ist wichtig, dass das Gedanken bleiben. Aber wenn das nicht geht... Dann rufst du mich an. // Deine. (Das hätte sie sich auch sparen können.) Deine. (Seit zwei Tagen versuche ich, dieses Wort aus meinem Kopf zu bekommen.) Deine. (Wieso musste sie denn ausgerechnet "d e i n e Cheza" sagen?) (Und wieso musste ich bei der Erwähnung ihres Namens anfangen zu lächeln wie ein Idiot? Denn meine Cheza geht nicht an ihr verdammtes Telefon.) // Ich will sagen, dass ich mich auch freue sie zu sehen, jedes Mal, aber ich bringe den Satz nicht über meine Lippen. Ja, ich freue mich, aber es ist nicht immer einf- // (Ich kann nicht. Es reicht auch. Mit dem Schreiben. Mit dem Chaos. Mit dem Sturm.)

Samstag, 10. Dezember 2022

i was told that i could fly when least expected // cloud connected

[Titel: In Flames - Cloud Connected]

Ich habe das schon so lange gewollt. Aber Du hast es zu verhindern gewusst. Du musstest irgendwann auch gar nichts mehr sagen; ich hatte gelernt, wie ich mich zu verhalten habe, um Dich bloß nicht zu verärgern. Denn wütend warst Du ein anderer Mensch - und ich noch weniger in Sicherheit. Aber Du hast gesagt, Du liebst mich, und ich habe Dir geglaubt. Also habe ich Dir alle Deine "Fehler" verziehen. Ich habe gedacht, dass Du Dich dieses Mal wirklich änderst. Aber dies zu glauben, war mein Fehler. Ich habe auch einen Fehler gemacht, als ich nicht schon im Dezember gegangen bin. 18 Monate hat es noch gedauert, bis ich verstanden hatte, was Liebe n i c h t ist. Und sieben lange Jahre mussten vergehen, bis mir klar wurde: Du hast mir nichts genommen. Du hast mich nicht gebrochen. Jetzt tue ich all die Dinge, die damals nicht möglich waren. Manchmal denke ich dabei an Dich; male mir aus, was Du wohl dazu zu sagen hättest. Aber viel öfter tue ich das nicht. Weil ich weiß, dass es nun keine Rolle spielt.

Donnerstag, 8. Dezember 2022

Kapitel 36: Hafenklang

Stich mir die Klinge in die Brust
Gib mir einen letzten Kuss
Wirf mich vor den nächsten Zug
Tu einfach was du tun musst
Aber tu's mit mir
TEMMIS - Klinge 

>> Nein. Ich hab genug.

Ihre letzten Minuten; sie lässt sie verstreichen. Das war's. Oder vielleicht könnte ich ja  -

>> Nein. Ich hab genug, wirklich. 

Wie eine Schlange eine Maus anstarren würde; dabei macht es keinen Unterschied. Ich will sie nicht sehen, will nicht mit ihr reden. Unsere Gespräche enden immer gleich, weil wir den Anfang nicht finden. 

>> Nein. NeinNeinNeinNeinNein...

Also tue ich, was ich tun muss. Bevor sie mir das Herz bricht.

(Ich hab genug. Das sage ich mir selbst, immer und immer wieder.)
(Ich hab genug. Aber für wie lange? Wie lange noch?)
                                                                                                                                                     //Sonntag//

&&&

I tried your phone and I bought dry shoes
The squelch of rubber soles on wet tar
There's too many steps from where you are
I'll conjure you up, you'll appear
It's ridiculous that you're not here
Karin Park - Bending Albert's Law

today i've decided i'm done with missing you
just like i did yesterday
and like i will tomorrow 
   
                                                                                                                                               //Mittwoch//

&&&

Ich kauf doch jetzt keine Weihnachtskarte?! Lieber würde ich mir die Pulsadern mit einem Schlüssel öffnen. (Sorry, ich weiß, dieser Satz ist mehr als unangebracht - aber das sind die letzten drei Jahre halt auch.) Aber weiter im Text: nun werde ich mich garantiert nicht auf diese Art und Weise degradieren; von uns wird nichts übrig bleiben am Ende. Ich will auch keine Worte mehr darüber verlieren; ich dachte noch, ich müsste schließlich eine Erklärung finden für das Chaos - aber das Chaos resultiert ja erst aus meinem Versuch, zu schreiben. Ich schreibe [ihr] keine Weihnachtskarte, keinen wie auch immer gearteten Brief. Es gibt auch keinen Briefumschlag auf dieser Welt, in dem Platz wäre für all diese Gefühle.
                                                                                                                                                    //Samstag//

Samstag, 3. Dezember 2022

#00ff00

Dein unser Geheimnis brennt auf meiner Seele wie ein Schandfleck. Ich will das nicht; ich will das so nicht. Ich drehe den Briefumschlag in meinen Händen, in der verzweifelten Hoffnung, dass er zwischen meinen Fingern mitsamt seinem Inhalt zu Staub zerfällt. Du warst so eisig, so bestimmt, als ich Dir das gerade zurückgeben wollte. Das macht mich richtig wütend. Verstehst Du denn nicht, dass das zu viel ist? "Ich hätte ja auch sagen können, dass." Ja, hättest Du das mal gesagt; verdammt, das wäre für mich viel einfacher gewesen. Ich will auch nicht dankbar sein müssen, wenn es sich doch anfühlt wie ... Gebrandmarkt zu werden. Ich bin jetzt - zu was macht mich das? Zu was macht m i c h das, möchte ich fragen, aber das geht nicht, weil ein Geheimnis beinhaltet, es keiner dritten Person zu erzählen, und Dir kann ich es nicht sagen. Du hättest das einfach nicht tun dürfen, denke ich; nie nie nie werde ich [davon] Gebrauch machen. Stattdessen wird es da sitzen, Dein unser Geheimnis, in meinem Kleiderschrank wie ein Monster, das mich aus seinen giftgrünen Augen anstarrt. Und ich hab giftgrüne Flecken auf meiner Haut, da wo ich's berührt habe. Wie ein Schandfleck, der auf meiner Seele brennt.

Sonntag, 27. November 2022

i see you // you're everywhere i go and in everything i do

Mich umgibt ein Chaos. Wahllos aufgeschlagene Notizbücher, Mappen mit gesammelten Gedichten darin, ausgedruckte Blogeinträge, unbeschriebenes Papier, aus eben erwähnten Notizbüchern entfernt. Fünf verschiedene Stifte kommen auch dazu, Briefumschläge, Fotos, Postkarten und CDs, wegen der Booklets. Ich kann mich grade davon abhalten, den Universal Songtext herauszureißen, da wandern meine Gedanken zu den Büchern. Seit knapp drei Stunden befinde ich mich in einer Art Wahn; beschreibe Seite um Seite, auf der Suche nach Worten. Jetzt, nach fast acht Jahren, muss ich doch endlich ausdrücken können, welche Bedeutung sie für mich hat. Pride And Prejudice nehme ich in die Hand, den Wolkenatlas,
dann: "Ich vermisse Dich noch mehr, als ich mir hätte vorstellen können, und ich war darauf vorbereitet, Dich sehr zu vermissen. Also ist dieser Brief eigentlich nur ein Schmerzensschrei.
Es ist unglaublich, wie notwendig Du mir geworden bist." Neinneinnein, ich kann nicht damit anfangen, Seiten aus Büchern zu trennen. Aber ich kann nicht aufhören; ich muss nur noch eine Karte kaufen, und dann - Du willst ihr gar keine Freude machen sagt eine Stimme in mir. Du willst sie an dich binden, weil du - shit, ist das etwa die Wahrheit? Weil ich nämlich - was? Sie überall finde, egal an welchen Ort ich gehe? Und der Meinung bin, dass das umgekehrt auch endlich mal der Fall sein müsste? So als könnte ich dafür sorgen, dass sie meine Gefühle erwidert, indem ich ihr einen Text schicke, den ich vor ein paar Monaten mal geschrieben habe, mit ihr in meinem Kopf. Ist das etwa der Gedanke dahinter; der Gedanke, der dafür gesorgt hat, dass mein Wohnzimmer aussieht wie ein schlecht sortiertes Schreibwarengeschäft? Ich wollte ihr etwas schenken, das sich nicht mit Geld kaufen lässt, also habe ich versucht, all die Zeilen zu sammeln, in die ich mein Herz gesetzt habe. Und nach einiger Zeit hat das wohl leicht verzweifelte Züge angenommen. Dabei bin ich nicht mal betrunken - ich habe keinen Alkohol angerührt seit einer Woche. Muss ich wohl auch nicht, um mich in Rauschzustände zu versetzen. Auch wenn ich keine Ahnung habe, welche Art von Absturz auf diesen folgen wird.

grace and lies locked the door from the other side

[Triggerwarnung bzgl. Alkohol, I guess?]

Montag, 14.11.22
Hör mal auf mit dem Trinken sagt Cheza. Und leg dich ins Bett. Also, zum Schlafen. Sehr spezifisch, der letzte Satz. Zu dem Zeitpunkt des Anrufs liege ich nämlich auch im Bett, neben mir auf dem Nachttisch der dritte Wodka Lemon des Nachmittags, und alles dreht sich. Sie hat nicht viel Zeit, ich habe eine Lücke gefunden zwischen Arbeit und ... Ichweißnichtgenauwas. Jedenfalls fehlt mir aufgrund des Alkoholpegels irgendeine Art Filter, und ich rede wie ein Wasserfall. Versuche ihre Antworten festzuhalten, in dem Wissen, dass ich mich an dieses Gespräch nicht mehr gut werde erinnern können. (Schreibpause, um das erste Mal an diesem Tag etwas Richtiges zu essen. Es ist kurz nach 18 Uhr. Ich möchte das unkommentiert lassen.) Aber weiter im Text: als wir dann auflegen sehe ich auf meinem Handy die Benachrichtigung über das nächste Konzert von Antimatter - Ende nächster Woche, wie ein Zeichen. Denn zum Zeitpunkt des letzten Konzerts war ich in einer ähnlichen Verfassung; in einem ähnlichen Loch, und wenn ich im April da raus klettern konnte, dann kann ich nun auch. (Also höre ich mit dem Trinken für heute auf. Und lege mich ins Bett.)

Mittwoch, 16.11.22
Ich höre mit dem Trinken auf, klar, kein Ding, so als sei das das Einfachste auf der Welt. So als hätte ich den kompletten Dienstag über nicht das überwältigende Verlangen nach Alkohol verspürt. Ich bin eigentlich nicht so. So als wäre ich nicht den ganzen Tag über unterwegs gewesen und nach der Arbeit noch zu einer Freundin gefahren, bloß um nicht alleine in meiner Wohnung zu sein. Eigentlich bin ich nicht so, echt nicht. Heute dann das Gespräch mit Rell - sie scheint nicht sonderlich erfreut angesichts meiner ... fehlenden Initiative, mir Hilfe zu holen, würde ich mal sagen. Noch weniger erfreut sein wird sie nächste Woche, wenn sie erfährt, dass unser angedachter Plan nicht funktionieren wird. (Ein wenig hoffe ich, dass sie mich dann in Ruhe lässt. Schließlich geht's mir schon wieder besser. Ich brauche gar keine Hilfe.)

Freitag, 18.11.22
Ich hab mit dem Trinken aufgehört. Für drei Tage. Aber heute ist ja Freitag, und gegen einen Drink nach Feierabend gibt's doch eigentlich nichts einzuwenden? Außer wenn Feierabend halt um 12 Uhr ist, aber naja, es muss ja nicht wieder so sehr aus dem Ruder laufen wie Anfang der Woche. Also halte ich mich zurück; und ein paar Stunden später signalisiert mein Körper mir deutlich: Lass mal gut sein mit dem Wodka. Ja. Okay. Ich bin sowieso zu erschöpft um nochmal aufzustehen und in die Küche zu gehen glaube ich, genauso wie am Mittwochabend, als ich eingeschlafen bin um 21:30 Uhr und es vorher nicht mal mehr geschafft habe, die Lichterketten auszuschalten. Ein klein wenig habe ich Angst vor den nächsten beiden Tagen, wenn am Wochenende die Struktur fehlt; ich habe mich vor ein paar Wochen erst aus so einem Sumpf raus gearbeitet, ich möchte nicht schon wieder in die nächste Krise rutschen. Ob das die Winterdepressionen sind, die langsam anklopfen? Auf die könnte ich gut verzichten dieses Jahr.

Sonntag, 20.11.22
Es ist 14 Uhr, ich liege noch immer im Bett. Ich wollte schon vor Stunden aufstehen, Yoga machen und frühstücken zu Mittag essen. Ich gehe fest davon aus, dass das im Laufe des Tages auch noch geschieht - nur halt im Moment nicht. Im Moment bin ich zu sehr mit Vermissen beschäftigt, voller Naivität, so als hätte sich seit September nichts verändert. (Aber darüber kann ich nicht schreiben. Ich kann einfach nicht.) Drei Stunden später schütte ich mir Wodka mit Blutorangensaft in den Hals, um den Schrei zu ertränken, der in meiner Kehle sitzt. Noch knapp 2 Wochen bis zum (zweit? dritt?) schwierigsten Tag im Jahr, und ich bin jetzt schon mit Zusammenbrechen beschäftigt. Selbst danach bleibt immer noch das Problem, das in der Heimatstadt auf mich wartet. Die nächsten 6 Wochen werden wahrscheinlich ein verdammter Struggle. Großartig, ich hab echt richtig Bock.

Dienstag, 22.11.22
Ich prügele mich so durch die Tage. Morgen spreche ich nochmal mit Rell und muss irgendwie Worte finden - fck, ich kann nicht mal Worte dafür finden, wofür ich Worte finden muss?! Also, das wird spannend. Dann treffe ich nach Feierabend noch auf neue, unbekannte Menschen. Sehe ich mich nicht so ganz, aber ich wollte Deltas Einladung nicht ablehnen. Und eigentlich will ich ja auch wollen, und nicht immer nur alleine in meiner Wohnung vereinsamen. Leider hat mein Energielevel da auch noch ein Mitspracherecht. Naja, mal sehen.

Donnerstag, 24.11.22
But grace and lies locked the door from the other side
And now there's not much else there
Grace and lies in all
How long can you hide?
How long can you hide?
How long
Antimatter - Leaving Eden

Samstag, 26.11.22
Meine kurzzeitige Obsession mit Antimatter scheint überwunden zu sein; ich liege im Bett, ziehe mir die Decke über den Kopf und höre zum elften, zwölften, dreizehnten Mal Cities Of Asylum. Der Gedanke an all die Dinge, die erledigt werden wollen, überfordert mich massiv. Es sind streng genommen nur Kleinigkeiten, aber ich habe keine Energie, um auch nur die geringste Anforderung zu bewältigen. Gegen 15 Uhr ziehe ich dann vom Bett auf das Sofa um, um mich am Laptop zumindest um die Sachen zu kümmern, für die ich das Haus nicht verlassen muss. In der Theorie ein guter Gedanke, doch eine bleischwere Erschöpfung liegt über mir wie eine Decke. Die Aussicht darauf, nach dem E-Mails schreiben etc. vom Sofa wieder aufzustehen, um weißgottwas zu erledigen, bringt mich fast zum Weinen. Dabei will ich mir doch nur etwas zu essen machen und meine Haare kämmen. Und dann Zähne putzen, ein Paket zurückschicken, ins Einkaufscenter fahren, und und und. Ist das zu viel verlangt?

Es ist zu viel verlangt. Ich erstelle eine to-do-Liste mit knapp 15 Punkten, markiere mir davon 6, und schaffe 3 1/2. Mir geht's besser ab dem Moment, in dem ich anfange, die Umstände zu akzeptieren. Erneutes winterliches Energiedefizit? Ist jetzt eben so; und war ja auch zu erwarten, wenn man die letzten Jahren betrachtet. Und solange es nicht zu einem erneuten winterlichen vom-Balkon-springen-wollen kommt, kann ich mit meiner Lage (sehr) gut umgehen. Es ist so viel besser als die Jahre zuvor. Nun heißt es Daumen drücken, dass das in den nächsten Wochen auch so bleibt.

Freitag, 25. November 2022

stracciatella.

ich schwöre, chez, ich hätte das wort nicht verwendet, wenn ich es nicht aus deinem mund zuerst gehört hätte. (schon vor ein paar jahren, und nicht auf mich bezogen; aber ich bin froh, dass du es gesagt hast. rückblickend, natürlich, in der situation hab ich's gehasst, dass es um das schokoeis-mädchen ging, und nicht um mich.) ich hätte es sonst nicht verwendet; nun habe ich es auch mit einer einschränkung versehen, "ein klein wenig", "ein klein wenig, könnte man sagen" und dann hab ich das ausgesprochen, und sie fängt plötzlich an zu lächeln, als sie versteht? sie versteht das einfach?! das ist noch nie zuvor passiert - und nicht nur das, sie sagt "so jemanden habe ich auch. meine heißt [name]. und deine?" und ich habe nicht gezögert; nicht einen sekundenbruchteil habe ich - und das ist sonst immer passiert; noch nie habe ich jemandem deinen namen genannt. sie findet ihn schön; sie findet das schön hat sie gesagt, und ich musste auch lächeln, als ich verstanden habe, dass sie versteht, und ich kann kaum noch damit aufhören. ich muss dich (dort) nicht verstecken; ich kann jetzt reden über dich, und werde von ihr nicht dafür verurteilt - sie hat sogar gefragt, ob wir uns [...] haben, und ich hab ja gesagt, und das ändert für sie nichts? sie findet das einfach in ordnung?! ich bin noch immer ganz verblüfft, weißt du, und eigentlich wollte ich ihr sagen, dass mir das gespräch richtig gut getan hat, aber ich habe mich nicht getraut. so wie ich eigentlich erst gar nicht über dich reden wollte, aber sonst hätte sie sich nur sorgen gemacht, und das konnte ich nicht zulassen. weil sie ist ein kleines bisschen viel zu gut zu mir. genauso wie du. womit hab ich euch beide bloß verdient?

Montag, 14. November 2022

traced in constellations

Diese Einleitung schreibe ich montags, am Ende. Ja, ich werde diesen Post gleich ins Internet stellen. Das hier sollte eigentlich ein Versuch sein, mich an die positiven Dinge zu erinnern, die in den letzten zwei Tage auch passiert sind. In der Hoffnung, dass es mir dadurch weniger schlecht geht. Hat aber nicht funktioniert. Und nun bin ich wieder zuhause von meinem Wochenendtrip, sollte eigentlich auf der Arbeit sein, weil's mir aber so geht wie's mir geht im Moment, habe ich mich heute Morgen krank gemeldet. Und damit hier kein Blut fließt, fließt halt gerade Alkohol. Kann man so machen. Sollte man vielleicht nicht. Da bin ich einfach mal mit Anlauf direkt in den Abgrund. Mal sehen, wann ich dieses Mal unten ankomme.

Samstag
In der Zoohandlung voller Faszination die Kaninchen beobachten. Sich vorstellen, eines dieser weichen, flauschigen Wesen auf dem Arm zu halten, wie damals Fee. Fast eine Keksdose mit einem dämlichen lustigen Elch darauf kaufen. Sich über den Sonnenschein freuen. An sie denken. Erdnusseis essen, das einzige, das momentan vom Weinen abhält. Unter "Sternen" schlafen. Nicht an den traurigen Zwilling im Briefumschlag denken. An sie denken; an sie denken, sie erinnert sich. Es hilft nicht. Es hilft nicht, und das ist die Wahrheit. Das hätte nie passieren dürfen. Ich bin hier noch immer sicher. Aber es gehört nicht mehr mir. Man hat es mir weg genommen; wieso wird mir immer alles (an Sicherheit) genommen?

(Das hier ist eine Erdnusseis-Pause. Ich bin in der Stimmung dazu, ihr ein Gedicht zu schreiben. Ich bin in der Stimmung dazu, einen Ozean zu weinen. Nachdem ich dieses verdammte Haus dann auch angezündet habe.)

Noch ein neuer Versuch: einen Spaziergang machen. Sich gedanklich auf die Schaukel beim Spielplatz setzen. (Das letzte Mal schaukeln ist nur ein paar Wochen her. War aber nicht auf einem Spielplatz, sondern in der Praxis. Das ist ein völlig anderes Feeling.) Weitergehen und sich erinnern: sie auf einem Spaziergang treffen. Es sieht so aus, als sei sie direkt aus der untergehenden Sonne gestiegen. Wir kennen uns gerade 6 Monate. Und gehen dann für eine ähnlich lange Zeit erstmal wieder getrennte Wege. 

Abwege jetzt; die Stunden zählen: etwa 24 vergangen, knapp 28 stehen noch aus. Und danach endet die Panik nicht; die schreckliche Vorstellung vom nächsten Mal lässt mich jetzt schon nicht mehr los. Aber ich muss ja, es muss sich doch eine Lösung finden lassen, eine, bei der ich nicht durch die halbe Weltgeschichte dissoziiere. Aber Trauma existiert in diesem Haus nicht. Ich meine: ich muss so tun, als sei ich in Ordnung, weil es keine Alternative gibt. Ich will hier einfach nur weg. Ich würde mich am liebsten in den nächsten Zug setzen, und noch lieber möchte ich zu ihr, aber das ist keine reelle Möglichkeit im Moment. In 6, 7, 8 Wochen vielleicht. 5, frühstens. Das ist gar nicht mehr so lange hin. Aber der Zustand hier ... ist unveränderbar. Und ich finde keine klaren Worte dafür. Ich finde keine Worte, die ich äußern kann einer anderen Person gegenüber. 

Nochmal das Steuer herumreißen: Schätze in der "kleinen" Post Rock Playlist finden. Darkfield, Maybeshewill, sleepmakeswaves. Ihr gefällt der Name. Ihr würde bestimmt auch gefallen, wenn ich ihr bei der nächsten Gelegenheit erzähle, wie gut es mir ging, vor dieser ... Notfallsituation. (Das müsste mich gar nicht so sehr betreffen; bzw. verurteile ich mich dafür, dass es mir im Moment so schlecht geht. Aber sie versteht das. Sie versteht, was das bedeutet.) Jetzt gleich noch irgendeine Art von Kraft (?) zusammen sammeln für die Pflichtveranstaltung; fast schon vergessen, aus welchem Grund ich hier bin. Kosten/Nutzen vorher schon kririsch, aber jetzt? Ist es das noch wert? Stecke in dem Kleid, das ich getragen habe, als ich sie das letzte Mal gesehen habe, und das macht es nicht unbedingt besser. So viel zu Steuer herumreißen


Sonntag
Nächster Tag, weiter im Text, Goldfäden im Kleid. Overdressed as always. Ab einem gewissen Alkoholpegel geht auch die Pflichtveranstaltung klar. Zuhause reden wir dann noch über eine Stunde. Dabei reden wir sonst nie. Erzähl mir davon sagt er und zum ersten Mal seit Jahren habe ich wieder das Gefühl, dass er sich für mein Leben interessiert. Dass er nicht wütend auf mich ist aus irgendeinem mir nicht begreiflichen Grund. Es fühlt sich jetzt weniger weg genommen an, obwohl ein Gespräch ja nichts an diesen Umständen ändert.

(Die Fotos, ich habe die Fotos vergessen; dass ich schon das erste Bild gesehen habe und dachte: Ich packe das nicht. Tue ich auch nicht, diese Geschichte wird maximal verdrängt. Diese unglaubliche Angst davor, dass am Ende nichts mehr übrig bleibt von ihr. Dass jede auch noch so kleine Spur ihrer Existenz irgendwann ausgelöscht sein wird. Ich weiß nicht, wie ich das ertragen soll.)

Minuten jetzt nur noch. Eine Lösung findet sich dieses Wochenende sicher nicht mehr. Denke, dass ich sie morgen dringend nochmal anrufen muss, um all die Dinge zu sagen, die ich am Donnerstag nicht aussprechen konnte, plus die, die in den drei Tagen seitdem noch dazu gekommen sind. Diese Bilder. Alles weiß und auf Hochglanz poliert. Keine Spuren einer Seele. Keine Spur mehr von i h r; nur noch ein Stein mit ihrem Namen drauf. Ich will bloß nach Hause und weinen, aber ich weiß nicht länger, wo dieser Ort sich befindet. (Wo dieser Ort sich befindet, wenn sie es nicht (mehr) ist. Ich. Weiß. Es. Nicht. Länger. Und das tut unbeschreiblich weh. Alles tut weh seit letztem Freitag.

Donnerstag, 10. November 2022

Chapter 35: Dead Letters

Ob ich wütend bin auf Dich hast Du mich am Telefon heute Nachmittag gefragt. (War das bevor oder nachdem ich Dich minutenlang angeschwiegen bzw. sämtliche meiner Sätze abgebrochen habe? Bevor oder nachdem ich in Tränen ausgebrochen bin? Bevor oder nachdem ich sagte, es sei ein Fehler gewesen, Dich anzurufen? Ich weiß es nicht mehr.) Jedenfalls: ich habe Deine Frage verneint, glaube ich; gleichzeitig habe ich nie aufgehört wütend zu sein seit dem ersten Mal. Wenn ich hier so zurücklese, stolpere ich immer und immer wieder über diese Formulierung. Wenn ich hier so zurücklese scheint es mir, als sei ich nur wirklich i c h gewesen, all die Male in denen ich diese Worte geschrieben habe. Aber das ist eine Momentaufnahme; ich bin so wütend, ich könnte das gesamte Haus in Brand setzen.

"Ich bin wütend seit Tagen."
"Und das macht mich wütend, weil."
"Ich merke wie die Wut allmählich in mir hoch kocht."
"Ja, ich bin wütend, so als könnte sie etwas dafür, dass."
"Und der Gedanke daran macht mich so wütend, dass."
"Mittlerweile werde ich wütend wenn ich daran denke."

Das mal so aus dem letzten halben Jahr. Und nichts davon habe ich Dir jemals ins Gesicht gesagt. Ebenso wenig wie das hier: es fühlt sich vorbei an seit dem letzten Mal. Manchmal nur ein klein wenig. Und vorhin am Telefon dann ein wenig mehr. Deswegen sagte ich zu Dir, der Anruf sei ein Fehler gewesen. Weil ich doch gerne noch ein bisschen länger die Augen vor den Tatsachen verschließen möchte. Ich hab einfach nicht gedacht, dass das mit dem Gehenlassen auf diese Art und Weise geschehen würde. Vielleicht war ich ein wenig naiv; hab gedacht ich wache auf eines Tages und stelle fest: Es ist so weit. Stattdessen passiert es schleichend, so als würdest Du mir aus den Händen gleiten. Und ich verspüre nicht den Impuls, Dich festzuhalten, zumindest die meiste Zeit nicht. Wir wissen ja beide um meine Ambivalenz. Das ist es, was es für mich so anstrengend macht, und heute habe ich Dich halt mit reingezogen. Ich würde mich ja entschuldigen, aber es tut mir überhaupt nicht Leid. Das tut mir Leid. Und das sind die besten Schlussworte, die es heute geben wird, denn es ist gleich 22 Uhr und ich muss meinen Koffer noch packen, für meinen Wochenendtrip in der Heimatstadt. Bei dem ich Dich nicht sehen werde, aus ... Gründen. (Aber ohne Dich macht das aus Heimatstadt einfach nur noch: Stadt. Und das sind doch Schlussworte, in denen etwas mehr an Gefühl steckt.)

Sonntag, 6. November 2022

come clarity

Dieses Mal wird mehr als ein Entwurf daraus. Dieses Mal kann ich sagen: es gibt mich noch. Drei Wochen Stille ist zwar nicht besorgniserregend lang, aber ... viel für meine Verhältnisse. Und wenn man bedenkt, dass ich noch länger nicht über sie geschrieben habe, sondern erst über meine Oma, dann über Rell, dann Songlyrics, und naja, den letzten Post habt ihr ja alle selbst gelesen. So viel Wut, wie da drin steckt, das ist doch was Gutes, habe ich mir eingeredet, da sind noch Gefühle, es ist alles beim Alten. Aber das stimmt nicht. Nichts ist mehr wie noch vor 6 oder 7 Wochen. Bloß wollte ich das erst nicht sehen. Also habe ich geschwiegen; gleichzeitig immer auf der Suche nach Worten - anderen Worten, damit ich die, die wahr sind, nicht aussprechen muss. Aber es gibt keine anderen; gibt nur diese fünf. Ich kann zwar ein "Ich glaube" oder "Ich vermute" davor setzen, aber schon das wäre eine Lüge. Ich glaube, vermute, befürchte nicht. Ich weiß es. Ich weiß nur nicht, was das bedeutet. Ob das etwas bedeutet, ob es Veränderungen mit sich bringt. Oder ob wir weitermachen wie die letzten Jahre - sehr deutlich sträubt sich alles in mir gegen diesen Gedanken. Das ist eine Momentaufnahme, denke ich. Weil ich die Wahrheit nicht sehen will. Ich hab mir zwar Klarheit(en) gewünscht. Aber halt nicht diese.

Sure, it would change my perspective
I'm certain I would change today
I'm certain it would change our ways
Would things fall into place?

I want you to lead me
Take me somewhere
Don't want to live in a dream one more day
In Flames - Come Clarity

Ich kann keinen Punkt machen an dieser Stelle. Dessen bin ich mir deutlich bewusst. Es wird weiter gehen, irgendwie - für uns, sie und mich, meine ich. (Ich schreibe hier gerade nicht über das Schreiben. Auch wenn es auf dem Blog in der nächsten Zeit vielleicht Veränderungen geben wird. Davon abgesehen werde ich in diesem Fall definitiv weitermachen wie die letzten Jahre. Also je nach Lust, Laune, und Mitteilungsbedürfnis.)

I want you to lead me denke ich, in dem Bewusstsein darüber, dass ich seit 3 Jahren diejenige bin, die die Entscheidungen trifft. Ich hab das so nicht gewollt, aber Veränderungen liegen jetzt jenseits von Grenzen. Take me somewhere - als könnte es jemals einen anderen Ort geben als unser Gefängnis. Wenn ich frei sein will, dann geht das nur alleine, also entscheide ich mich für folgende Möglichkeit: Ich. Wache. Auf. Langsam, aber sicher.

Don't want to live in a dream one more day.

Dienstag, 18. Oktober 2022

the war we made II

schon der gedanke ans schreiben macht mich wütend. das ist aber nichts neues. ich bin wütend seit tagen. (wann war samstag? ich habe absolut kein zeitgefühl mehr.) und ich dachte immer mal wieder, ich hätte mich eingekriegt, aber scheinbar habe ich das nicht. es kümmert mich nicht, ehrlich gesagt; wütend sein ist das einzig richtige, wenn es* sich verwandelt von "das* ist ganz allein deine sache" zu etwas, das nicht mehr ganz allein meine/ihre/unsere sache ist, sondern etwas, zu dem ALLE eine fucking meinung haben. alle. seid ihr* einer meinung. nur halt nicht unserer. ihr* verdammten §$%& ... hier bitte beliebiges schimpfwort einfügen.

ich muss das jetzt mal klarstellen. the war we made? wir haben überhaupt nichts getan. wir sind nicht dafür verantwortlich, dass diese ganze scheiße so eskaliert ist. ihr* seid das gewesen. weil ihr* uns nicht sein lassen könnt. ihr* könnt es nicht. das* muss verboten, bestraft, eingeschränkt werden. im moment letzteres. und damit haben wir uns abgefunden; mussten wir uns abfinden. weil wir keine wahl haben. noch mehr widerstand leisten? eher ungünstig. denn wenn wir den tatsachen mal ins auge blicken: ihr* sitzt am längeren hebel. das könnte ganz ganz böse enden. für uns. für sie vor allem. und euch wäre das einfach scheißegal. (ich hätte nicht geglaubt, dass ich DIR mal so scheißegal sein würde. nicht, nachdem was... aber ich hab dir das nie erzählt. ich habe dir nie erzählt, dass ich damals nicht sicher war, ob ich zurück möchte. stattdessen habe ich mich für schweigen entschieden. und bin halt zurück. und jetzt kannst du die vorstellung von uns, ihr und mir, nicht ertragen, ohne an die decke zu gehen. welch ironie.)

warum ist das eigentlich so? was an uns ist so bedrohlich? ist es die tatsache, dass wenn wir umdenken können, andere auch dazu in der lage wären? werden wir deswegen tot geschwiegen? damit alles weiter so laufen kann, wie es schon immer war? ist das denn richtig?! das wurde einfach mal entschieden, und dann jahrzehnte nicht hinterfragt. großartig. großartig finde ich das. ich kann mir keine bessere begründung vorstellen. wie fragil muss etwas denn sein, dass es mit einer solchen vehemenz verteidigt wird? dass ihr* in kauf genommen hättet... okay, dazu möchte ich mich nicht weiter äußern. denn es würde fragen aufwerfen. wie zum beispiel: "musst du immer so extrem sein, ria?" das bin ich überhaupt gar nicht. ich reagiere bloß. auf etwas das, und wahrscheinlich wiederhole ich mich, himmelschreiend ungerecht ist. ihr* seid extrem. mit euren* festgefahrenen, altmodischen vorstellungen. wir haben den "krieg" nicht gewollt, diese auseinandersetzung nicht gewollt. aber ich sehe echt nicht, wie wir da eine wahl hatten.

What does it take to stop waging war with?
All I thought I wanted
All I thought I needed

the war we made

Hear a voice when the light is gone
Never know whose side it's on
Think you're gonna see someone
But you are the only one

Am I alone? Am I alright?
Am I insane? Am I alive?
What does it take to stop waging war with?

All I thought I wanted 
All I thought I needed

Waking up from myself
To a life outside this hell
No more lies, no more pain
You can't fight the war we made

Red - The War We Made

Sonntag, 16. Oktober 2022

hostile takeover

Ein paar Tage im Bett gelegen mit nem grippalen Infekt. Gerade beim Haare waschen nicht mehr das Bedürfnis verspürt, vor Erschöpfung eine Pause machen zu müssen. Ich verbuche das als Erfolg. Gut geht es mir trotzdem nicht: Inzwischen bin ich eher krank vor Eifersucht. (Dieses Wort sieht immer so hässlich aus. Und es fühlt sich auch hässlich an. Warum bin ich so?) Vielleicht noch ein Jahr. Und noch eine Handvoll mehr von den Sätzen, die mich schon fast an ihrer (Rells) geistigen Gesundheit zweifeln lassen. Dann muss ich nicht mehr um meine Steine in ihrem Brett fürchten. Bloß - wo will ich denn noch hin? Ich bin doch schon die ganze verdammte Messlatte. (Und werde dem nicht gerecht. Und weiß das.) Fast schon wünsche ich mir dieses fiebrige vor-sich-hin-dämmern der letzten Tage zurück. Weil es da nämlich keine Gedanken gab. Also, zumindest keine an Rell. Keine daran, wie sie meine Hand nimmt. Und mich dann gehen lässt. Keine daran, wie ich die Küche betrete. Und es sticht in meinem Inneren, sie mit all den anderen am Tisch sitzen zu sehen. Keine daran, wie [Name] etwas sagt. Und ich wünschte, i h r wäre das aufgefallen. Keine daran, wie sie mich in den Arm nimmt. Und sich das falsch falsch falsch anfühlt. Keine daran, wie wir rein zufällig ... Keine daran, wie sie mich fcking gehen lässt und das obwohl.sie.doch - da war es einfacher, krank im Bett zu liegen. Also nochmal: warum? bin? ich? so? In den letzten fünf (?) Wochen hatte ich schon fast wieder vergessen, wie sich das anfühlt. Und dann - das hier; ich kann nicht mal mehr darüber schreiben. Da ist einfach zu viel Chaos, für das ich nicht die richtigen Worte finde.

Dienstag, 4. Oktober 2022

it feels like a glass half empty is more than i'll ever have

Auf dem Weg von der Bushaltestelle schaffe ich's beinahe, mich zu verlaufen. Biege um eine Ecke und hoffe, ir gend et was zu erkennen - hier sehen alle Straßen so gleich aus. Und nicht nur die Straßen; auch die Häuser, die Autos, die Menschen. Ich fühle mich wie ein Fremdkörper. Aus einem Fenster schaut eine Frau mich fast schon vorwurfsvoll an - ja, ich wäre auch lieber an einem anderen Ort. Kann Die Umstände™ aber nicht ändern. Ich versuche mir vorzustellen wie mein Leben aussehen würde, wäre sie noch ein Teil davon. (Wie sie wohl auf mein Coming Out reagiert hätte? Gift. Ob ich ihr von Cheza erzählt hätte? Hätte sie das verstanden? Gift. Wäre sie stolz auf mich? Vielleicht wäre ich auch gar nicht so sehr kaputt gegangen, wenn... Gift. Diese Gedanken sind wie Gift.) Ich setze mir dann die dringend benötigte Maske aufs Gesicht, bevor ich an der Tür klingele. Ihr Name darf meine Lippen nicht verlassen. Weil ich sonst nämlich zusammenbreche. (Ich breche zusammen. Noch immer. Auch noch so viele Jahre später.)

Denn das Glas ist immer nur halb leer ohne sie.

It feels like a glass half empty is more than I'll ever have
Cause I've been fast aspleep, standing still in a stampede
I'm breaking my back, but I'm still sinking like a stone
Architects - Demi God

Dienstag, 27. September 2022

there's been talk about us // right down to knowing you're gone

Vorher
Sieh an, dich gibt's also auch noch sagt Camille zu mir am Telefon. Sie klingt ... salty. Ich denke mir nicht allzu viel dabei; salty ist Camilles Grundeinstellung. Vielleicht stört es sie ein wenig, dass sie so viele Monate nichts von mir gehört hat. Aber ganz ehrlich? Ich finde nicht, dass ich mir etwas habe zu Schulden kommen lassen. Sie ist diejenige die immer immer sagt "Beim nächsten Mal rufe ich dich an." Und jetzt ratet mal, wer nicht anruft beim nächsten Mal? Richtig, Camille. Anyway: wir verabreden uns für Dienstag, und ich schaffe es ein paar Tage lang, mir keine Gedanken zu machen - bis ich es dann doch tue. Vielleicht musste Camille daran zurückdenken, was im... Was ich... Was wir... "Wir" wie in: Cheza und ich. Beruhigung und Erschrecken zugleich; die Tatsache, dass sie davon nicht wissen kann. (Weil es eben doch ein Geheimnis ist. (Oder ist es das? Cheza hat Menschen* davon erzählt. Nur ich halt nicht. Denn dazu bestand keine Notwendigkeit. Rede ich mir ein. Ich rede mir das schön weiter ein. Ich...) Ich stelle fest: ab diesem Punkt ist es so ... viel., dass ich im Moment unmöglich darüber schreiben kann. Ich weiß nicht, wie.)

Nachher
Ich hab's natürlich zerdacht, um dann hinterher festzustellen: dafür gab es keinen Grund. Camille hat sich dafür entschuldigt, dass sie nie angerufen hat. (Beim letzten Treffen hat sie meine neue Telefonnummer auf ein random Stück Papier geschrieben. Und dann verloren. Dieses Mal schreibt sie sie auf einen Briefumschlag. Statt sie in ihrem Handy einzuspeichern, wie jeder normale Mensch das tun würde. Ich sage nichts dazu. Genauso wie ich ihr "Ich kannte niemanden, der deine Nummer hat" unkommentiert lasse. Weil ich Cheza nicht erwähnen möchte.) Camille hat das schon getan. Also, Cheza erwähnt. Finde ich gut, dass du das aufrecht erhältst sagt sie. Ob das auch noch ihre Meinung wäre wenn sie wüsste, w i e aufrecht wir es erhalten, sei mal dahingestellt. Angesichts ihrer Wahl des Personalpronomen bin ich dann zeitweise zu sehr mit nicht-sterben beschäftigt, um groß auf diesen Satz einzugehen. (Camille hätte auch Ihr sagen können. Dass ihr das aufrecht erhaltet. Hat sie aber nicht. Wahrscheinlich war das nur so daher gesagt. Aber mich stört es trotzdem.)

Es stört mich, dass ich in all.diesen.kleinen.Dingen die Diskrepanz sehe. Darüber habe ich vor einer ganzen Weile schonmal geschrieben. Damals bin ich an diesem Unterschied fast kaputt gegangen. Mittlerweile ... keine Ahnung. Ich meine, es hat mich fünf Jahre lang nicht gekümmert. Fünf Jahre lang waren die Umstände äußerst einleuchtend; habe ich das Gefängnis nicht gesehen. 

Ich kann nicht. Ich kann das nicht. "Und dann bin ich gegangen. Und sie halt nicht." "Und dann bin ich gegangen. Und wusste nicht, dass man es uns so schwer machen würde." "Und wir gehen, immer und immer wieder, an Orte, an die wir einander nicht folgen können. Die* lassen uns nicht. Ihr lasst uns nicht."

But I can't stop
I carry on this way

Here inside
Going down a road where I'm not followed
It leads into an empty hollow
Iris - Unknown

(Meine Güte. Hätte ich gewusst, dass dieser Post so ein Chaos wird, hätte ich das mit dem Schreiben gelassen. Es wäre einfacher, wenn ich mir über meine Gefühle im Klaren wäre. Aber das bin ich im Moment nicht. Und das ist in Ordnung; ich bin in Ordnung. Größtenteils. Glaube ich. Ich muss bloß ein paar Dinge sortieren. Es wird vielleicht weh tun hinzuschauen, aber ich kann meinen Blick nicht länger abwenden.)

Jetzt passiert, was sie sich seit Jahren für mich wünscht. Wieso habe ich das Gefühl, Widerstand leisten zu müssen? / Würde ich (...) tauschen, wenn es die Möglichkeit dazu geben würde? / Ist diese Situation nicht mittlerweile besser? Ich habe vorhin schließlich das Wort "Privileg" verwendet. / Warum kann ich nicht aufhören, diese Sache zu romantisieren? / Trage ich ihr noch immer nach, dass sie nicht versucht, sich...? Kann ich ihr denn nachtragen, dass sie meine Gefühle nicht erwidert? / Was hat es mit dieser Sehnsucht auf sich? / Sind diese Pläne verwerflich? Mein moralischer Anspruch spielt da auf welche Art und Weise rein? / Würde ich mir wünschen, dass ein Umdenken stattfindet? Beeinflusst das, was die Gesellschaft jetzt denken würde, mein Verhalten? Wäre es denn so schlimm, nicht mehr zu wollen, weil... Weil ich einfach nicht mehr will? / Wen oder was meine ich gerade zu verraten; zu verlieren? Sie? Mich? Uns? / Was ist, wenn sie am Ende Recht hatte, mit all den Worten, die ich nie hören wollte? Könnte ich das ertragen? / Und was ist mit all diesen Fragen? Brauche ich die Antworten? Kann ich es nicht auch s e i n lassen, so wie es im Moment ist? Denn es ist immer noch das hier:

Being with you makes sense
Of what the others can't explain
Iris - 68

Donnerstag, 22. September 2022

in the dark [this is not goodbye VII]

(Ich dachte, dass es [das Schreiben] einfach wird, so wie die anderen Male auch. Aber das ist es nicht. Die Worte sitzen in mir drinnen fest, genauso wie die Tränen, die ich heute Nachmittag dann doch nicht geweint habe. Und ich weiß, dass das raus muss. Und ich weiß nicht, wie.)

Vielleicht so: ich stehe vom Sessel auf, ziehe meinen Mantel an, setze meinen Hut auf, setze mich auf das Sofa. Ich wollte gehen gerade. Und dann doch nicht. Plötzlich ist reden viel einfacher; viel weniger Anstrengung, und die Instanz in mir, die ganz gerne mal Zensur betreibt, macht gerade anscheinend Pause.

"Möchtest du erstmal einen Tee?" fragt sie, obwohl sie die Antwort schon kennen dürfte. And if you're pouring... Wann wollte ich jemals keinen Tee? And if you're pouring, fill it up... Sie schenkt mir dann eine Tasse ein - und alles setzt einen Moment aus. And if you're pouring, fill it up / Cause I am thirsty for your love...

Ich sage es immer wieder: ich habe Zurückhaltung perfektioniert. Auch heute muss ich auf diese Fähigkeit zurückgreifen. Ich habe Angst sage ich ihr. Ich sage nicht: ich habe Angst vor mir selbst. Ich sage auch nicht: ich habe Angst, dass es in meinem Kopf viel schöner ist. Nein, ich sitze da, halte mich brav zurück; ich bringe mich gar nicht erst in eine Situation, in der ich mich verraten könnte. (Ein bisschen passiert es dann doch, als ich schon an der Bushaltestelle stehe. Ein bisschen passiert es in diesem Moment, zuhause auf meinem Sofa. Mh. (Am meisten Angst habe ich davor, dass sie mir nicht glaubt. Und davor, was es bedeuten könnte. Wenn es echt ist. Oder, schlimmer, wenn es das Gegenteil sein sollte.))

Noch ein "Vielleicht" - manche Momente sind vielleicht dafür gemacht, einzigartig zu sein. Auch wenn man sich sehnlichst wünscht, sie wiederholen zu können. 

Ich spüre meine Hände, meine Unterarme, meine Füße, mein Gesicht nicht mehr. Es wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn Drama mal ausbleibt. (Ich "muss" darüber sprechen, dass ich's eventuell nicht gepackt hätte. Das mit dem Leben, meine ich. Die Chancen stehen gut also, dass die Bezeichnung "dramatisch" durchaus gerechtfertigt ist.) Ich ziehe meine Frage dann vor; weiß, welche Antwort ich gerne hören würde, und den Gefallen tut sie mir auch. (Ein klein wenig... tut es weh. Es ist... frustrierend, losgelassen zu werden, und man selbst kann nicht. Und man selbst ist nicht sicher, ob man möchte.)

Ich sähe mich gern anders, als ich bin, werde dadurch aber nicht so, wie ich mich gerne sähe. Weich sein, reich sein, gleich sein. Ich bleibe dabei; wie eine Katze, die ihr eine halb gefressene Maus vor die Füße spuckt, und dafür auch noch belohnt werden will.

Ganz kurz überkommt mich Eifersucht. So, wie ich schon die ganze Zeit gestresst bin, wegen. Aber: das, was ich glaube, so gerne haben zu wollen, wäre an eine Bedingung geknüpft. Und diesen Preis würde ich nicht zahlen wollen, nie wieder. Auch nicht für sie.

Außerdem bin I C H diejenige, welche. Ich kann den Tonfall in ihrer Stimme nicht ganz deuten; jedenfalls lächelt sie, als sie diesen Satz sagt, und ich find's problematisch, dass sie das Problem nicht sieht. 

"Ist es anstrengend, mir zuzuhören?" unterbreche ich mich selbst und sehe sie an. Ich hasse mich. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich zu viel gerade bin. Ich will ihr meinen Scheiß nicht auch noch zumuten, wo sie zu Beginn doch sagte, sie hat keinen so guten Tag. Ich bin kurz davor zu fragen, ob ich gehen soll; klammere mich daran, dass sie sagen würde, wär's zu viel. Sie weiß doch, dass sie mir das einfach sagen könnte?

Ich kann ihr nicht sagen, was nicht-ist heute. Weil ich sie dazu wissen lassen müsste, was ich all die anderen Male immer gefühlt habe. (Dazu hatte ich alle Chancen der Welt. Und ich hab sie verstreichen lassen. Aus gutem Grund, wie ich versuche mir einzureden.)

Mir fällt das ganz zu Anfang schon auf. Fühlt es sich anders an als sonst? Denn für mich gibt es das; mein Sonst sieht so aus: sie steht auf um das Fenster hinter mir zu schließen, und jede ihrer Bewegungen berauscht mich. Sie streicht sich durch das Haar und löst etwas Übernatürliches in mir aus. Ich kann mich auf ihre Sätze nicht mehr konzentrieren, weil ich mir vorstelle wie es wäre, sie zu küssen. Aber das war Sonst. Heute ist sie nur sie selbst, und ich bin - eine Andere. (Und es ist schlimm, dass das nicht schlimm ist.) (Ich bin auch ich selbst bringe ich nicht über mich zu schreiben. Weil ich nicht weiß, was das bedeuten würde.) (But it never be the same, never be the same / I'm on a different lane)

Aller guten Dinge sind drei: v i e l l e i c h t muss ich den Weg auch gar nicht kennen.

I'm on a different lane, on a different lane
And I don't know the way
So darling, meet me in the dark
In the shadows of my heart
And if you're pouring, fill it up
Cause I am thirsty for your love
Solence - In The Dark

Sonntag, 18. September 2022

it won't stop (please slow down, make it all slow down)

Das ist keine gute Idee denke ich mit Blick auf die Uhr. Ich tue es dann doch. In die Küche gehen und mir einen Gin Tonic machen. Um 15:45 Uhr. Fairerweise: zu jeder anderen Uhrzeit wäre das wahrscheinlich auch problematisch. Weil es lediglich aus Verzweiflung geschieht. Ich will gar keinen Gin Tonic. Ich will bloß ... raus aus diesem Zustand; raus aus meinem Kopf, mit seinen Gedanken, die so erdrückend sind. Eine ganze Weile war das Mittel der Wahl: Verdrängung. Aber das geht nicht länger. Jetzt muss ich Kontakt aufnehmen mit Menschen, meinen Aufenthalt planen, Zugverbindungen raussuchen, die mich im besten Falle nicht finanziell ruinieren. Wäre ich nicht so zerfressen von (sozialen) Ängsten, würde ich mich wahrscheinlich sogar auf die nächste Woche freuen. Stattdessen liegt sie vor mir wie ein kilometerhoher Berg, den es zu überwinden gilt, ohne geeignete Ausrüstung. Nicht mal auf Cheza kann ich mich richtig freuen, weil ich so abgefuckt bin im Moment, und ich eigentlich nicht will, dass sie mich in diesem Zustand sieht. Denn ich will ihr keine Angst machen; will nicht, dass sie sich schon wieder - oder: immer noch? - Sorgen um mich machen muss. Aber ich krieg's einfach nicht in den Griff. Und ich hasse mich dafür.

Make me into more than a goner
Perhaps a little bit stronger
Thicker skin, less needy
And maybe to not bruise so damn easily
But you can't
And I won't
Chloe Moriondo - Waves

Samstag, 17. September 2022

and far beyond my far gone pride is knowing that i'll soon be gone

It's killing you, you're killing me
I'm clinging on to my sanity
All I need is a short term remedy
Come and hide me from this terrible reality

Dreaded memories flood back to me
But there is still a willful mind
Behind these cold, psychotic eyes
Now I tread this path so differently
I've opened my mind and darkened my entire life
Anathema - Alternative 4

Ursprünglich hatte ich für heute einen anderen Post geplant. Nämlich einen über mein von-Konzert-zu-Konzert-hangeln; (Live)Musik als Rettungsleine. Der war zu 3/4 fertig. Dann wurde der Tides from Nebula Auftritt gestern abgesagt. Ich war in erster Linie enttäuscht - aber auch froh, nicht mehr schreiben zu müssen, denn ich hatte keine Worte mehr. (Nicht mehr seit Montag. Es ist alles ...anders... jetzt.) Natürlich könnte ich noch immer den Anfang veröffentlichen. Doch ich denke, dass es niemanden kümmern wird, was sich da 12 Tage lang angesammelt hat. Was ich über einen Zeitraum von 12 Tagen gesammelt habe. Falls doch - naja, m i c h interessiert es nicht länger. Nichts interessiert mich noch länger; ich will bloß, dass es aufhört, und das geschieht nicht. Es geht immer.nur.noch.weiter abwärts. So muss ich ihr unter die Augen treten nächste Woche. (Cheza meine ich; aber Rell muss ich auch unter die Augen treten nächste Woche. Hinter einer Fassade, weil ich sie mit meinem Scheiß jetzt gerade nicht belästigen kann. Weil sie würde versuchen es besser zu machen, und das ist viel, und das kann ich ihr nicht zumuten..) Ich kann das niemandem zumuten. "Ich will dich da nicht mit reinziehen" habe ich zu CC gesagt, als ich auf der Arbeit eine Panikattacke hatte. "Du bist immer für mich da, Ria" entgegnet sie, und ich weiß, dass sie meint Jetzt möchte ich für dich da sein. Als sie den Raum verlässt, um mir ein Glas Wasser zu holen, breche ich in Tränen aus. Es geht nicht um mich. Aber es macht etwas mit mir. "Retraumatisierend" ist das Wort, gegen das ich mich wehre. Es passiert

[Ich kann das nicht. Jeder Versuch, hier weiter zu schreiben, resultiert im Chaos. Ich lasse das jetzt so; ich fahre nächste Woche hier weg, und vielleicht ist das genau das Richtige.]

Sonntag, 11. September 2022

47

(Vorab: jedes sie/ihr in diesem Text bezieht nicht auf meine Mutter. Sie ist außerdem nicht tot. Aber jemandes Schwester, nachdem sie ähnliche Schwierigkeiten hatte wie ich. Falls man das überhaupt so sagen kann. Ursprünglich war dieser Text auch nicht für Blogger gedacht, sondern nur für meine eigenen Augen. Also große Chance, dass das hier nicht online bleibt. Mal sehen.)

(...) Und ich denke, es gibt so viele Dinge, die sie wissen sollte, aber das wird sie nicht, weil ich's nicht aussprechen kann. Dass ich ... ich weiß doch selbst manchmal nicht mehr, was ich will. Dass sie hier ist? Dass ich dort sein könnte? Dass ich mal NICHT an sie denke? Dass ich schreiben könnte? Dass ich FÜHLEN könnte; dass ich etwas anderes fühlen könnte als diese Emotionen? Dass ich – mir ist, als müsste ich hier raus, und ich weiß nicht, was diese Worte zu bedeuten haben. Welches h i e r? Und – wohin? Und: vielleicht habe ich mich arrangiert mit meiner Selbstvernachlässigung, vielleicht passiert es deswegen wieder und wieder, vielleicht werde ich wie meine Mutter. Vielleicht BIN ich wie meine Mutter. Wieso auch sonst kriege ich das nicht auf die Kette? Wieso kann ich keinen Unterschied machen? Wieso kann ich nicht wichtig sein, für sie? Ist es so, dass wenn ich nicht wichtig sein kann für sie, ich mir selbst auch nicht wichtig bin? Denn das wäre problematisch auf so vielen Ebenen. Wieso, wieso ist sie eigentlich überall? Wohin soll ich denn gehen, um frei und zuhause zu sein, wenn nicht zu ihr? Wieso habe ich das Gefühl, mich in letzter Zeit dafür bestrafen zu müssen? Wieso möchte ich am Liebsten schreien, mir die Haut abziehen von meinem eigenen Körper? Verdammt, es geht mir doch gut? W i e s o geht es mir nicht gut; nicht endlich besser? Und will ich mich jetzt wieder dafür verurteilen? (Die Wahrheit ist: ich habe Angst. Ich habe Angst, dass sich das so fortsetzt. Dass ich mich nie anders fühlen werde. Und dann bin ich auch 47 Jahre alt. Und tot.)

Sonntag, 4. September 2022

September

-Da liegt etwas in der Septemberluft.- Ahornbäume; riesige Pfützen auf roten Pflastersteinen. Nachmittagssonne. Sie steht in der Tür eines weißen Hauses und sieht aus wie ein Engel.
-Nein. Das ist es nicht.- Zu kalt hier drin; vielleicht bin i c h es - ich wende mich ab, kann ihren Anblick nicht ertragen: es scheint, als wüsste sie nicht länger... Wie sie mich ansehen soll. Wie sie verhindern soll, dass. (Sie sieht mich an, so als sei dies nicht mehr das Beste, das hätte passieren können.) -Das ist es auch nicht.- Mehr Nachmittagssonne, Tomaten, frisch geerntet, F., Wir können ja mal... und das tun wir ein paar Tage später auch. Herbstlaub, am See im Gras sitzen, Tee aus einer Thermoskanne trinken. Apfel-Toffee-Brownies. -Auch nicht richtig.- Ein grauer Poncho, viel zu viel Geld für Kaffee ausgeben, weil K. so begeistert ist von Pumpkin Spiced Latte. Schwarze Schuhe kaufen. -Auch nicht.- Ein Neuanfang vielleicht, mit dem Rücken zum Bücherregal. Alte Verhaltensmuster, mit den Gedanken an einem anderen Ort. (In dem Licht, das durch die Fenster fällt, sieht sie irrsinnig schön aus. Ihr Haar ist so golden wie der Sonnenschein. Und ich, ich kann nicht... Ich kann nicht mehr...) -Es schnürt mir die Kehle zu; ich drehe mich in Kreisen. Kann die richtige Situation nicht zeichnen. Da liegt etwas in der Septemberluft, und ich bekomme es nicht zu fassen.-

Dienstag, 23. August 2022

lie to me

Let's spend our summers in Paris
We'll walk the streets and then black out on red wine
There's joie de vivre in our spirits
I wonder how many years until that dies

I still don't know why I'm careless
You drag me out of a lonely state of mind
I'd never cut you on purpose
I'm just beginning to take hold of my life

The Dangerous Summer - Lie To Me

Montag, 22. August 2022

help in the head (Oder: Der ganz normale Wahnsinn)

Dienstag, 16. August

"Ich schreibe heute noch meine Kündigung" sagt die Lieblingskollegin. Sie ist seit Monaten schon unzufrieden. Ich kann das verstehen, zumindest teilweise - und die Sache mit der toxischen Kollegin hat das Fass echt zum Überlaufen gebracht. Farewell, angenehmes Praxisklima. // "Kannst du vergessen, dass ich das gerade gesagt habe?" frage ich Rell und sie antwortet Nein. Ich befinde mich in einer weirden Ich-will-darüber-reden-achneindochnicht-Situation. Sie möchte dann wissen was sie tun kann, damit es mir besser geht und ich würde am Liebsten kotzen. Ich will nicht so sein wollen. Ich hätte nicht durchblicken lassen sollen dass Redebedarf besteht, aber ich habe absolut keine Energie mehr um zu verstecken, dass ich gerade nicht in Ordnung bin.

Mittwoch, 17. August

Nach dem Gespräch mit der Lieblingskollegin schlägt unsere Chefin sich auf ihre Seite. Uns beiden fällt ein Stein vom Herzen. Es soll wohl auch noch ein klärendes Gespräch mit Fräulein Toxisch geben - aber ich gehe stark davon aus, dass die Lieblingskollegin trotzdem zu Ende des Jahres kündigen wird, aus... Gründen. // Ich bin daran Schuld denke ich, und dieser Gedanke, dieses Gefühl frisst sich durch meinen Körper. Das ist meine Schuld. Ich bin dafür verantwortlich. Ich unterhalte mich dann mit Rell und kann die Worte nicht aussprechen; entscheide mich für eine Version, die weniger... krass klingt. "Wie hättest du das denn wissen sollen?" fragt sie, und natürlich hat sie Recht. I c h bin nicht diejenige, die einen Fehler gemacht hat. Und auch wenn Rell eigenartig optimistisch ist, ändert das nichts an der Tatsache, dass das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist.

Donnerstag, 18. August

Entspannung an der Lieblingskollegin vs. Fräulein Toxisch Front - da wird die neue Kollegin (noch) problematisch(er). Mir gegenüber erzählt sie, sie fühle sich in der Praxis von "Migrationskindern überrannt" (ich könnte jetzt schon kotzen, aber es wird noch schlimmer) und wünsche sich mehr Patient:innen aus der "gehobenen Mittelschicht" - ob sie ihre "deutschen Patienten" denn nicht vorziehen könne? (Was. Zum. FICK?!?! Was bitte läuft bei dieser Frau verkehrt?!) Weil ich das nicht bis Dienstag für mich behalten kann, rufe ich meine Chefin an. Es verschlägt ihr die Sprache. Ich gehe stark davon aus, dass sie das Arbeitsverhältnis noch in der Probezeit beenden wird - dann müssen wir wieder einen Haufen Patient:innen in Pause schicken, aber besser keine Therapeutin als eine, die rassistisch ist, I guess? - während die Lieblingskollegin darauf setzt, dass die neue Kollegin aus eigenem Antrieb die Kündigung einreicht, weil ihr jetzt schon "alles zu viel" ist. (Das letzte Mal hat es vier Monate gedauert, die freie Stelle zu besetzen. Wenn es sich dieses Mal auch so lange ziehen sollte, stehe ich Ende des Jahres ohne Kolleginnen da. Großartig.)

Freitag, 19. August

"Ich will dich da nicht mit reinziehen" sagt die toxische Kollegin. Und dann tut sie es doch. Es ist so ermüdend. Ich will gerade gar nicht mehr darüber schreiben - das habe ich in den letzten vier Stunden mit der Lieblingskollegin zur Genüge getan. Die wollte mich da auch nicht mit reinziehen - i h r glaube ich das - aber dazu ist es zu spät. Und so wie es aussieht, werde ich nächste Woche auch nochmal für sie in die Bresche springen. Müssen könnte ich an dieser Stelle ergänzen, tatsächlich ist es eher ein Wollen, weil diese Vorwürfe, diese Negativität, dieses Gaslighting mir so dermaßen gegen den Strich gehen.

Samstag, 20. August

Ich hatte nie geplant, dass 

Sonntag, 21. August

Da war ich ja gestern richtig zum Schreiben aufgelegt. Ich glaube, da sollte sowas stehen wie, dass ich nicht geplant hatte, dass sich in diesen Post (fast) alles um irgendwelche berufsbezogenen Dramen dreht. Und jetzt tut es das doch - weil sich in meinem Leben gerade (fast) alles um genau diese Dinge dreht. Der Stress, der dadurch entsteht, lässt mich nahezu vergessen, dass [Name] immer noch im Krankenhaus liegt, dass Cheza mir so fehlt, dass d i e s vielleicht die ersten Körnchen des Sandes sind, der durch meine Finger rinnt...

Montag, 22. August

Noch ein Notfall-Telefonat mit meiner Chefin. "Du hast [Name der Lieblingskollegin] gerade den Arsch gerettet" sagt sie. Denn: Fräulein Toxisch verdreht die Tatsachen, verdreht uns die Worte im Mund und meint allen Ernstes, ich hätte am Freitag ihre Version der Ereignisse bestätigt. Uff. Ein paar Mal ist mir schon der Gedanke gekommen, dass sie vielleicht gar nicht mit Absicht so manipulativ unterwegs ist, sondern schlichtweg den Bezug zur Realität verloren hat. Macht aber keinen Unterschied. Das Verhalten, das sie an den Tag legt... da kann ich mir gar nicht so fest vor den Kopf hauen, wie ich gerne würde. Ich will einfach nur, dass das vorbei ist. Ich wollte dich da echt nicht mit reinziehen sagen sie alle - und sind jetzt doch froh; zumindest meine Chefin ist froh darüber, dass ich ihr die Wahrheit erzählt habe. (Die ist natürlich auch immer subjektiv. Aber ich denke, ich kann Tatsache und Meinung gut voneinander trennen. Im Gegensatz zu anderen beteiligten Personen.)

Ja, ich will, dass es vorbei ist, auch wenn mir gleichzeitig nicht gefällt, wie es enden wird: die Lieblingskollegin will ja so oder so die Kündigung einreichen. Aus Gründen, die auch ein klärendes Gespräch nicht aus der Welt schaffen wird. Leider. // Es gibt Lichtblicke. Es geht wieder aufwärts, in anderen Bereichen. Vielleicht mache ich da noch einen gesonderten Post zu, dieser hier ist inzwischen lang genug geworden.

I said things, yeah, I confess
I just meant you needed help in the head
You don't know what I think I said
I just meant you needed help in the head
I just meant you needed help...
The Faint - Help In The Head

Montag, 15. August 2022

Tiefpunkt

"Heute habe ich den Tiefpunkt erreicht, glaube ich" habe ich gestern geschrieben. "Jetzt kann es nur noch in eine Richtung gehen: aufwärts." Ich. Lag. Falsch. Und wie ich falsch lag. // Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, war sie, wenn man die Umstände betrachtet, noch recht guter Dinge. Jetzt liegt sie im Krankenhaus. Durch meinen Kopf schwirren Wörter, die ich zur Hälfte nicht richtig abgespeichert habe - Ösophagusirgendwas, Soundsodurchbruch - ganz deutlich eingebrannt haben sich nur: Biopsie, Lungenentzündung und Not-OP. Ich frage nach, ob sie "einigermaßen stabil" sei, und ernte als Antwort nur ein Schnauben. Kann sein dass du sie gar nicht mehr siehst meint Jalta in ihrer letzten Nachricht. Meine Erwiderung: Schweigen. Denn ganz ehrlich? Mir fehlen die Worte. Ich habe keine Ahnung, wie es mir geht, oder mir gehen
s o l l t e. Wahrscheinlich müsste ich mich von der Sache irgendwie distanzieren. Kann ich aber nicht. Weil ich nicht weiß, wie ich es ertragen sollte, wenn sie nicht wieder auf die Beine kommt. 

Sonntag, 14. August 2022

there was sun // (i hate when you're not around)

Die letzten sechs Stunden des Sonntags verbringe ich damit, aus dem Loch zu klettern, das ich die letzten Tage Wochen gegraben habe. If you find yourself in a hole, the first thing to do is stop digging habe ich mal irgendwo im Internet gelesen. Ich tue oft das genaue Gegenteil, bis es mir an diesem Ort irgendwann so gut gefällt, dass ich ihn nicht mehr verlassen möchte. Das stimmt so nicht. Irgendwann kümmert es mich einfach nicht mehr. Selbstfürsorge? Wozu soll d a s gut sein? Es ist tatsächlich schon sehr viel besser geworden - die Messlatte so niedrig, dass man aufpassen muss nicht darüber zu stolpern, und nicht jeder wird verstehen, dass ich es als Erfolg verbuche drei Mahlzeiten am Tag zu essen und mir morgens und abends die Zähne zu putzen... aber hey. (Heute habe ich das nicht getan, aber darüber bewahre ich Stillschweigen. Heute habe ich den Tiefpunkt erreicht, glaube ich, und jetzt kann es nur noch in eine Richtung gehen: aufwärts. Bitte. Etwas anderes ertrage ich nicht.)

Fürs Protokoll: das dachte ich auch schon nach dieser von Flashbacks und Traumakrams durchzogenen Woche Ende Juli. Nach der es n i c h t aufwärts ging. Mal sehen, da wären: die kritische Situation auf der Arbeit spitzt sich immer mehr zu. Ich bin im Moment nicht gerne in der Praxis. Und wenn meine Lieblingskollegin Ende des Monats tatsächlich kündigt, wird das Arbeitsklima erst recht unaushaltbar, weil meine Chefin ihr das nachträgt und eine von beiden (oder: beide?) nicht mehr in der Lage dazu sein wird, sich wie ein erwachsener Mensch zu verhalten. Plus: die neue Kollegin ist ebenfalls... problematisch. Plus: Schlafstörungen und Albträume, an die ich mich nicht gewöhnen kann. Ich hab sie [Cheza] schon so oft sterben sehen. Aber das letzte Mal war es so real, dass ich Tage gebraucht habe, um klarzukommen. Plus: viel mehr Dinge, in die Cheza involviert ist, die an dieser Stelle den Rahmen sprengen würden. Ehrlich gesagt waren es diese Dinge, die in mir das Bedürfnis ausgelöst haben sich aufzulösen, weil ich das einfach nicht länger aushalten konnte. Plus: eine Person, an der mir recht viel liegt, hat ein Gesundheitsproblem diagnostiziert bekommen, das eventuell nicht heilbar ist. Sie scheint es gelassener zu nehmen als ich. Jalta denkt, dass sie schlicht und einfach aufgegeben hat. 

Plus die Sachen, die mich vorher auch schon gestresst haben - die sollten vorübergehend sein, und sind nun Dauerstress seit Mai. So ist das Erwachsenenleben, I guess? Wenn ich mit Freunden rede, bekomme ich ähnliche Geschichten zu hören. Irgendwie ist mir so, als sollte dem nicht so sein - so viel zu arbeiten, bis man auf dem Zahnfleisch kriecht, sich mit privaten und/oder psychischen Schwierigkeiten herumschlagen, zwei Wochen Urlaub machen und dann weiter arbeiten, bis man fast zusammenklappt. Scheint nicht so gut durchdacht zu sein. Alternative? Keine Ahnung. Sinn dieses Posts? Auch keine Ahnung. ("Hey, schaut, es gibt mich noch, ich komme klar, mehr schlecht als recht. Die Antwort, die sich mehrere von euch vielleicht wünschen, habe ich leider auch nicht. Okay, ciao.") 

Jetzt werde ich wohl wieder das tun, was einer meiner Patienten diese Woche zu mir meinte: gut auf mich aufpassen. Der Satz kam für mich ein wenig... unerwartet. Rückblickend war ich sehr froh darüber, weil er mir vor Augen geführt hat, was ich die letzten Wochen nicht getan habe. Mir ist bewusst dass das beinhaltet, dass ich wieder mehr Gefühle fühlen muss. Denn: die Wege, die daran vorbeiführen, führen allesamt in den Abgrund. Und ich will da nicht immer und immer wieder hochklettern müssen. Irgendwann bleibe ich vielleicht wirklich dort unten.

Some days I feel somewhere else or somewhere in between
Some days I don't feel nothing at all
Now I'm pulling back the screen to let the future in
The light comes flooding in
The light comes flooding in
Nothing But Thieves - There Was Sun

Mittwoch, 3. August 2022

just a song that keeps me sane



Weil Musik mit Worten gerade zu ... viel ist.
Weil alles zu viel und sie nicht da ist.
(Weil ich auch keine Worte habe.)

Samstag, 23. Juli 2022

Kapitel 31: Wolkenverblasst

Ich bin hier sicher; die Nacht weiß nicht, dass ich mich verlaufen habe.
(In der Vergangenheit, der Gegenwart, der Vergangenheit - überall, aber nie in der Zukunft.)
(Das geschah nach meiner unsanften Bruchlandung in der Realität. Drei Wochen, neun Wochen, sieben Jahre, vermisst habe ich Dich immer.)

I c h weiß nicht, ob ich mich verlaufen habe; vielleicht bin ich verloren.
(Vielleicht sind die Wolken Boten des Unglücks, so als sei die Tatsache, dass Du nicht da bist, nicht ebenfalls ein Zeichen. So als sei das nicht Zeichen genug.)
(Vielleicht ist es Freitagnachmittag. Vielleicht sind alle meine Worte Blasphemie. Vielleicht verstehst Du mich immer, ganz gleich welche Sprache ich spreche.)

Verlaufen habe ich mich, verrannt, Hals über Kopf, kopfüber.
Zurechtrücken.
(Du mich, ich Dich, sie Dich, sie(h) mich nicht.)
(Eine Runde tosenden Applaus für: Du hast mich aus meinem Versteck geholt.)
(Irgendwas mit Rehen, irgendwas mit Scheinwerferkegeln, das war vor Jahren mal modern und ist nicht gut gealtert, ganz im Gegensatz zu - )
(Die Erinnerung liegt auf dem Fußboden jetzt. Wir beide auch, in meinem Traum.)

Zurechtgerückt nun; es ist so kalt hier und 

Die
Schritte
Auf der Treppe
Hallen noch immer
Durch meinen Kopf, so als
Reiche es nicht aus sie in einen Text
zu schreiben, zu schreien, denatemanzuhalten
bis sie verschwinden, bis sie alle verschwinden, bis...

... ich stolpere, ich ...

f

a

l

l

e.

(Ich weiß nicht mehr, wie mir geschieht.)
(Vielleicht träume ich. Vielleicht träume ich, seitdem.)
(Ich träume. Doch was ist, wenn ich aufwache. Bist Du dann hier?)

Dienstag, 19. Juli 2022

Mein persönlicher Planet

Ich stelle das Weinglas auf dem Nachttisch ab. Sicherheitshalber. Es ist fast bis zum Rand gefüllt mit der fragwürdigen Mischung aus Kirschsaft und Tonic Water und ich merke, wie die Wut allmählich in mir hoch kocht. [Ich habe in ähnlichem Zustand schonmal ein Glas kaputt gemacht. Das muss kein zweites Mal passieren.]
("Ist das jetzt komisch für dich?")
D a s. Das sind die einzigen Situationen, die ich mir ausmalen kann. Und dabei habe ich meine Fantasie noch ganz gut im Griff.
("Ist das jetzt komisch für dich?")
Dann fällt mir ein, dass sie meine Frage früher schon beantwortet hat, ohne dass ich sie stellen musste. So weit wird es gar nicht erst kommen; schließlich gibt es Regeln. Sie tut dies nicht, sie tut das nicht, ich muss immer immer immer, und nie nie nie können wir -
("Ist das jetzt komisch für dich?")
Mir ist schwindelig und mir ist kalt und heute morgen bin ich aufgewacht und... Mir ist ein bisschen kalt sage ich und sie sieht mich an, als hätte ich den Verstand verloren. Draußen solide 34 Grad, ich trage Sandalen und ein Kleid mit kurzen Ärmeln... ich trinke Tee, w a r m e n Tee, mir sollte nicht "ein bisschen kalt" sein. Mich fröstelt es, gleich Vergangenheit oder Gegenwart. Mich fröstelt's beim Gedanken an die Zukunft.

Erster Tabubruch: in sein Auto einsteigen. 
Das ist nicht so einfach, wie es sich anhört. 
Aussteigen, den silbernen Türgriff umfassen, die Tür aufziehen, sie ist schwer  - jede Bewegung schimmert in meinem Hirn auf wie eine Aurora Borealis. Es ist, als wäre sein Wagen vom Elmsfeuer umflirrt. Das ist kein Auto, sondern ein Schiff auf See irgendwo hoch im Norden. Das mich irgendwohin bringt.
Mich hineinsetzen.
"Hallo" sagt er, als hätten wir uns nicht schon seit zwei Stunden unterhalten. 
"Hi."
Aber alles ist neu. 
(...)
"Ist das jetzt komisch für dich?" fragt er. 
Ich will die Frage nicht beantworten. Ich drehe den Kopf und sehe ihn an.
"Nein, ist schon okay."
"Ehrlich?"
"Ist okay, ehrlich."
Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich warte ab, was er macht. Er scheint auch zu warten. Vielleicht sollte ich etwas sagen.
R. A. Nelson - teach me 

Sonntag, 17. Juli 2022

deny me no longer

Mai 2022

...und ich will's in eine metapher schreiben, so wie sie mir von einem pflaster erzählt - ich kann mich fast sehen, wie ich es in den händen halte - aber es gibt keine metapher für den moment in dem sie mich ansieht mit ihrem ria-wir-müssen-reden-blick; es gibt keine metapher für: die* haben sie mir weg genommen, und ich fasse diese ungerechtigkeit nicht: wie kann es keine worte geben für etwas, das so himmelschreiend ungerecht ist? das ist die vorgehensweise all.der.leute um mich herum; erst wiegen sie mich in sicherheit und dann fallen sie mir in den rücken: aphelios, mein vater, immer und immer und immer wieder, soundso, meine damalige therapeutin - man sollte doch meinen, dass therapeuten ihren klienten nicht in den rücken fallen dürften - ich würde so etwas niemals tun - und nein, das ist nicht nur mein subjektives empfinden, das ist ein fakt, okay? es ist ein fakt, genauso so wie es eine tatsache ist, dass ich sie seit september zwei mal gesehen habe; fakt ist auch, dass das nicht reicht, und ich will nicht sagen, dass es "schon in ordnung" ist; ich will sagen, dass ich weiß, dass es nie reichen wird. es reicht nicht mehr seit sie in meinen träumen unaussprechliche dinge tut und der tag noch viel mehr unaussprechliches verbirgt, doch selbst die sonne verrät mich - ja, ich bin wütend, so als könnte sie etwas dafür, dass es unter ihr keinen platz gibt für uns, so als sei das ihre schuld. 

Freitag, 15. Juli 2022

i'll burn it all just to light your eyes

Dezember 2021

Ich laufe auf Socken durchs Treppenhaus. Kalt. Kälter. Hoffnungslos. Der Blick auf die Uhr anschließend verrät mir nicht, ob es an der Zeit ist, aufzugeben. Soll? Ich? Jetzt? Aufgeben?

/ / / 

Aufgeben gar nicht so verkehrt, wenn es nie hätte Hoffnung geben dürfen. Wieso sollte ich für meinen Trotz auch noch belohnt werden?

/ / / 

They force it in and you swallow
Black words and cheap goodbyes
I'll burn it all just to light your eyes

Bisschen aus dem Zusammenhang jetzt, aber: der Trotz mal wieder völlig deplatziert. Als würden die* sie als Schutzschild benutzen, trifft es immer nur sie, aber nie die Verantwortlichen. I'll burn it all - wenn ich mich nur auflehnen könnte. Kann ich aber nicht. Die* haben nicht mal mehr Namen, ich bin wahrscheinlich bloß als der "Störfaktor" bekannt und ich bin denen* so scheißegal, dass es mir noch immer - oder: wieder? - die
Sprache verschlägt. Genauso macht es mich sprachlos, dass sie noch immer - oder: wieder? - Worte dafür findet. Kann nicht glauben, dass die mich in einem sonderlich guten Licht dastehen lassen. Aber das kümmert mich ebenso wenig, wie die* mein Wohlergehen kümmert.

/ / / 

Wenn wir uns bloß befreien könnten; wenn diese Freiheit nicht auch gleichzeitig unser Ende wäre - und ich bete um ein paar letzte Momente Monate Jahre, überrascht davon, dass sie my sweet little libertine [muss es doppelt und dreifach durchstreichen weil darf nicht] es überhaupt so lange an einem Ort ausgehalten hat. Letztendlich spielt es auch gar keine Rolle, dass ich überall hingehen würde mit ihr. Nirgendwo auf dieser Welt gibt es einen Platz für uns.

I'll wet your dream of their ruin
My sweet little libertine
We'll fix it all with gasoline
Blue Stahli - Scrape (Acoustic)

Sonntag, 10. Juli 2022

t o u c h m e n o t

Juli 2021

Das ist nicht mehr in Ordnung. Die Dinge, die in meinem Kopf passieren, geraten langsam außer Kontrolle. Früher hätte ich gesagt, dass ich sie passieren lasse - aber nun drängen sich mir Bilder auf. (Dass ich diesen dann nachgehe, bestimme ich wiederum aktiv. Und wahrscheinlich sollte ich genau das nicht tun. Denn es ist anmaßend. Und das ist noch schön ausgedrückt.)
In welchem U n i v e r s u m ist es bitte gerechtfertigt, diese Bezeichnung zu verwenden?! Was in aller Welt denke ich mir dabei? Label zu verwenden ist das eine, aber auf welcher f*cking Grundlage? Auf eben genau gar keiner, so... wandelbar wie das Kram in meinen Gedanken scheinbar ist. Meine Vermutung darüber, aus welchem Grund das Ganze passiert, macht es auch nicht besser. Weil ich mich sicher genug dafür fühle? Echt jetzt? Ich meine, das ist ein Gefühl, das ich nicht kenne, aber deswegen ist es noch lange keine Grundlage für... agfdswssfdcx.
Vor allem weil all diese Bilder der Wirklichkeit nicht stand halten können; ich habe es ja versucht, aber das lässt mich jedes Mal abgrundtief verwirrt zurück. Was bastele ich mir da zusammen? Muss ich das moralisch verwerflich finden? Denn ich wollte nie gewollt werden. Und jetzt will ich es doch. Genauso wie ich kein Geheimnis sein wollte. Aber vielleicht will ich es doch. (Nein; ich würd's in Kauf nehmen. Weil das der einzige Weg ist.)

Jetzt

Von Dingen, die ich ihr gerne sagen würde zu Dinge, die besser ungesagt bleiben. Ich muss mit ihr auch nicht darüber sprechen um festzustellen dass "Bilder mit der Wirklichkeit verknüpfen" bzw. "Versionen mit der Realität in Einklang bringen" gar nicht funktionieren k a n n; diese Personen haben bis auf das Aussehen nichts miteinander gemeinsam. Ich zweckentfremde sie. Weiß, dass sie das nicht gut finden würde. Weise ihr deswegen eine Rolle zu. Nicht weil ich denke, dass ihr das gefallen würde - oder weil mir das so gefällt - sondern um sie zu schützen. (Das rede ich mir ein. Die Wahrheit ist: ich bin verwirrt, scheinbar schon seit einem Jahr, und weiß es einfach nicht besser. Ich versuche mir zu erlauben sie zu brauchen, sage mir dass das in Ordnung ist und kann es nicht glauben, bin verwirrt; ich bin verwirrt und weiß es nicht besser.)

Samstag, 9. Juli 2022

Du sagst kein Wort doch viel viel viel mehr

Juni 2021

Ich verschwende mich in dir
Verliere mich, vergesse mich
Für dich tanz' ich auf Knien
Ich hab's so gewollt
Und so hab ich's verdient
Ok Kid - Verschwende mich


Ich rede mir ein, dass ich's ja genauso gewollt habe, und nun lediglich den Preis dafür bezahle.
A l l e s was ich je wollte - sie, ich, und meinen Tee, den ich nie austrinke, weil das auch ein Ende wäre. Aber was ich auch will ist: dass sie nur ein einziges Mal zugibt, dass sie auch Gefühle hat. Damit meine ich gar nicht Gefühle für m i c h, sondern Gefühle generell - denn es kommt mir so vor, als würde sie sich verstecken, hinter Passivsätzen, Konjunktiven und Floskeln. Und das macht mich wütend, gerade weil wir auch schon andere Situationen hatten. (Vielleicht hab ich's aber auch verdient, dass ihre Reaktion dieses Mal so ausfällt. Hätte ich meine Aussage mal weniger provokant formuliert. Oh, oder zur Abwechslung mal die Wahrheit gesagt. Nicht, dass ich sonst lügen würde - aber ich versuche eine Version von mir zu gestalten, die ihr auch noch ein weiteres Mal unter die Augen treten kann. So wenig bedürftig wie möglich; gleichzeitig so fragil wie nötig. So setze ich sie noch.ein.Mal schachmatt. Sie schweigt dann, aber ich weiß es trotzdem.) Dabei ist das nicht mal gespielt. Also, die Fragilität. Ich würde auf der Stelle in tausende Teile zerbrechen, aber das lasse ich nicht zu. Wenn sie mich also fragt, ob ich ihr gerade zuhöre (weil sie es immer merkt, noch bevor ich es merke) lautet die Antwort: Nein. Nein, irgendwo ganz ganz tief in mir drinnen bin ich damit beschäftigt, ein zusätzliches Vorhängeschloss an die Gefühlstruhe zu hängen, damit ich nicht in Tränen ausbreche. Denn dann würde ich nämlich unter Garantie etwas sagen, das ich nachher bereue - spätestens dann wenn ich sehe, dass es ihr das Herz bricht, mich gehen zu lassen. 

Jetzt

Ich werde wohl noch eine Weile in die gleiche Kerbe hauen. Weil ich nicht wegsehen kann; ich werfe stattdessen ein zwei oder zehn oder zwanzig Blicke zurück. (Aber meinen Tee trinke ich inzwischen aus. Nicht immer, aber immer öfter. Ich bessere mich.) (Auch wenn ich noch immer Worte zurückhalte. Sie weiß noch immer nicht welche Bedeutung ich gerne für sie hätte welche Bedeutung sie eigentlich für mich hat. Zumindest weiß sie mittlerweile, dass es Dinge gibt, die ich ihr gerne sagen würde. Ich bessere mich. Ich bessere mich, wirklich.)

Montag, 4. Juli 2022

dark water // just a song that caught me when i fell


 


Ich stehe da, und blicke auf Trümmer. Ein Teil von mir hatte vielleicht immer auf ein Zeichen gehofft - aber nicht auf dieses. Bitte. Nicht. Dieses. Das ist zu viel. Du kannst gehen. Das ist in Ordnung. Es gibt keinen Ort mehr, an den du zurückkehren kannst. Es tut (trotzdem) weh. Ich stehe da, blicke auf Trümmer, und falle. Setze mich wieder in Bewegung, Schritt für Schritt - und falle; die Musik fängt mich auf. Und obgleich ich nun nicht mehr dort bin: ich darf mich nicht abwenden. Ich k a n n mich nicht abwenden, weder von dort, noch von ihr. Ich weiß nicht, wie.

Freitag, 1. Juli 2022

mission failed successfully [ein nachtrag zu: this is not goodbye VI]

Ja. Nun. Wir sind schön gescheitert, was? Das liegt an mir. So jetzt nach 2 Jahren sollte ich vielleicht mal gestehen: wir haben unser ursprüngliches Ziel gar nicht erreichen können. "Wir" hatten nie ein ursprüngliches Ziel. Du hattest eins. Und eventuell, hin und wieder, hab ich auch daran gedacht; hab gedacht Funktioniert nicht so wie geplant, lass dem Ganzen mal mehr Zeit geben. Und jetzt stehe ich hier. Und gebe dem Ganzen mehr Zeit. Und zwar nicht in der Hoffnung, dass es funktioniert wie geplant. Sondern in der Hoffnung, dass Du es Dir anders überlegst. [Der letzte Punkt ist mit Nachdruck gesetzt. Nun eine Kunstpause.] ... Das ist schockierend, ich weiß. Wer hätte denn bloß ahnen können, dass es zu diesen "Komplikationen" kommt? Wer hätte denn voraussehen können, dass ich viel zu viel auf eine einzige Karte - auf Dich - setze; ich kenne das Risiko, ich habe eine Ahnung von dem Gefühl, das zurückbleiben wird, und ich bin vor drei Jahren fast zerbrochen daran. Ich konnte nicht anders, ich wusste nicht wie. Du konntest auch nicht anders, hast Du mir gesagt, obwohl Du immerhin eine Wahl hattest. Ich hab mich nie entschieden; Du hast Dir einiges an Zeit gelassen. So ein Frevel will wohlüberlegt sein sagt irgendeine Stimme in mir. Trocken, sehr trocken. Ungefähr so trocken wie mein "Deswegen bin ich auch heute hier" - um es nicht zu Ende zu bringen. 

Okay, sorry, jetzt mal ehrlich. Du hast da* ungefähr so lange mitgespielt, wie ich existiere, und musstest Dich dann abwenden von den Dingen, die jahrelang gepredigt wurden. Erst musst du die Hausaufgaben machen, dann darfst du Fernsehen gucken. Denk dran die Hände vor dem Essen zu waschen. Und nein, du darfst diese streunende Katze nicht einfach von der Straße ins Haus holen... Miau. Ups. Nein, das klingt jetzt so, als sei ich Dein charity case, und/oder als hätten Deine Eltern ihre Finger mit im Spiel. Letzteres ist nicht möglich; um das Erste zu entkräften, fehlen mir die Argumente. Mh. Ich wollte auch eigentlich nur ausdrücken, dass es gewagt gewesen ist. Damals. Und wir haben ja schon festgestellt - das mit dem [hm, möchte ich dieses Wort hier erwähnen? Danke, aber ich verzichte] hat wohl nicht so gut geklappt. Wir könnten dann jetzt auch aufhören, könnten wir? Wenn's so nicht leichter wird, sondern, naja, ein Trümmerbruch eben?

Aber wer weiß das schon. Wer weiß, wann und wie wir brechen. Wenn's sowieso immer anders kommt. Wie kann ich mir dann sicher sein. (Ich dreh mir gerade selbst nen Strick. Bin mir zu sicher, dass Du Dir jetzt auch sehr sicher bist, aber am Ende nicht mehr. Schließlich habe ich 10 Finger, um einen davon werde ich Dich schon noch wickeln. (Ich war gerade so Warte, habe ich das wirklich gedacht? Aber jetzt steht der Satz schon da. Sieht irgendwie gar nicht gut aus. Ich gehe den Narzissten mal kurz wieder einfangen.))

Was ich überhaupt sagen wollte? Berechtigte Frage. Mal eben zurück spulen zu: wir könnten dann jetzt auch aufhören, könnten wir? ~ Nein ~ Du hättest die Worte üben können, dann wärst Du jetzt dazu im Stande mir zu sagen, dass. ~ Auch nicht ~ Weil Du weißt, dass ich das nicht möchte, richtig? Oder tust Du das für Dich? Die Gedanken muss ich auch einsperren, weil man sich darin so schön verrennen kann. Ich hab das nie verstanden. Klar, Du willst nachts gut schlafen, und wenn ich so am vor-mich-hinsterben bin, ist das irgendwie... störend, schätze ich. (Nimm mal die Verantwortung raus; vielleicht hast Du auch etwas zu viel investiert.) Vielleicht haben tatsächlich wir b e i d e - nee, doch nicht, sowas passiert immer nur mir; ich weiß es einfach nicht besser, weil Du Dich ständig so bedeckt hältst. In diesem Fall ein bisschen zu bedeckt. (Ich werde Dich anrufen die nächsten Tage, weil ich Dich dringend fragen muss, ob.) Ich habe da nämlich ein ganz ungutes August-Gefühl. Wahrscheinlich unbegründet, aber ich schaffe es da alleine nicht raus, und ich wollte mich nicht mehr quälen.

Ich will mich nicht mehr quälen. Ich weiß aber auch nicht, was ich stattdessen gerade will. Kann immer noch nicht genau sagen, wie ich mich fühle. Kann das hier auch nicht zu einem guten Abschluss bringen; reihe es ein zwischen den all den anderen Dingen, die halb beendet sind. Darf nicht denken an die anderen Dinge... an die Dinge, die halb begonnen sind. Da steht's ganz gut. (Oh, jetzt weiß ich es: hab das [nächste Mal] schon festgesetzt und wollte sowas nicht mehr machen. Es ist... unlocker jetzt. Und ich soll mich doch entspannen. Mache ich ja auch. Ich sehe entspannt der nächsten Katastrophe entgegen. So "gut" wie es jetzt ist, wird's nicht bleiben.)

[Nachtrag zum Nachtrag, bei Tageslicht dieses Mal: "erfolgreich" gescheitert sind wir natürlich erst, wenn ich mich von meiner Wut leiten lassen. Was... hin und wieder geschieht, aber nie für lange; es ist kein Ende am Ende. (Nicht dass mir jemand vorwirft, ich hätte das Meme nicht verstanden.)]

Donnerstag, 30. Juni 2022

doubts [this is not goodbye VI]

For all your doubts I will be strong
The more you put me through
The more I will belong to you
And I long to be free from this apathy
I'm sick of playing mindgames
In your basement flat in Chelsea

[Keine Zweifel, keine Mindgames, keine Kellerwohnung. Was folgt ist... viel; viel zu
ungefiltert - bei diesem Wetter habe ich statt eines Gehirns weich gekochtes Gemüse im Kopf. Ich entschuldige mich im Voraus für das, was folgt.]

"Bereust du es?"
Sie sieht mich an und weiß nicht, was gemeint ist.
(Wie auch?)
(Uns. Wir sind gemeint.)
"Das hier" sage ich. 
"Nein. Wieso auch?"
Weil ich manchmal immer noch nicht weiß, ob das hier richtig ist. Weil sie doch sieht wie sehr ich leide manchmal; weil sie doch sieht wie weh es tut. Vielleicht ist sie ja der Ansicht, es würde mir unnötig Schmerzen bereiten. Wie ein Trümmerbruch, der nicht richtig verheilt, weil...

Ich nehme u n s viel zu wichtig. Je öfter ich es* als falsch bezeichne, desto mehr Bedeutung gewinnen w i r. Bis wir irgendwann im glorreichen Licht wie zwei Widerstandkämpfer erstrahlen. Sind wir aber nicht; wir existieren gar nicht. Wie kann ein Geheimnis denen* ein Dorn im Auge sein? 

Als ich mich nach knapp drei Stunden wieder auf den Weg nach Hause mache, kann ich nicht genau sagen, wie ich mich fühle. (Vielleicht muss ich das auch nicht.)

"Du musst auch was trinken" verlässt meinen Mund plötzlich, als sie mir die zweite Tasse Tee einschenkt, und ich erschrecke mich über die... Bestimmtheit, die in meinen Worten liegt. Sorry, not sorry? Aber es sind über 30 Grad, wir sitzen hier seit zwei Stunden, sie hat mir anfangs erzählt, dass das Wetter ihr zusetzt, und dann trinkt sie keinen einzigen Schluck Wasser. Das geht nicht; ich will sie nicht vom Fußboden aufsammeln müssen.

So tell me what you want from me
And I promise I will be more than you need

Als ich meinen "Sortierungsversuch" unternehme bietet sie mir an, dass ich auch... Und dann seh ich's erst, und es tut weh; ich hab nie gewollt dass sie sich quält für mich. Ich würde einen Spaziergang vorschlagen, aber da wir bei den Temperaturen draußen wahrscheinlich schmelzen würden, bleiben wir wohl besser hier. Nicht, dass es in -

(Ich bin die Königin der Satzabbrüche, nicht nur schriftlich, nicht nur aus stilistischen Gründen, nicht nur aus (Selbst)Schutz, manchmal kann ich einfach nicht.)

"Wir sehen uns dann auch. Ich habe das schon alles geplant. Du hast da kein Mitspracherecht." Ich sehe wie sie überlegt; mit ihrem Schweigen spricht sie sich ihr Mitspracherecht dann tatsächlich ab. (Ich hab das humorvoll gemeint. Und sie denkt darüber nach, ob sie zu dem Zeitpunkt noch mit Gesund Werden™ beschäftigt ist. Hätte ich das zu Anfang schon gewusst, hätte ich sowas doch nie gesagt...)

Eine Antwort habe ich von Dir nicht bekommen, als wir über [...] geredet haben. Vielleicht hätte ich die Frage expliziter stellen müssen; vielleicht hast Du sie schon verstanden, aber hast auch keine Antwort darauf. Du solltest eine Antwort darauf haben. (Oder solltest Du? Keine Antwort darauf zu haben ist auch irgendwo nur menschlich; zeigt, wie viel Empathie in Dir steckt. (Bisschen zu viel manchmal, deswegen verstehst Du mich so gut. Deswegen siehst Du gerade so aus, als würden meine Worte Dir weh tun.))

"Du hältst die Luft an. Du musst atmen..." Wann. Ist. Das. So. Schwierig. Geworden.

There is no substitute for love
No feeling
Tell me when you've had enough

Du kannst mir auch einfach sagen, wenn's genug ist. Dann läuft's so lange, wie Du willst, und nicht so lange, wie ich's brauche. Wenn Du Dir das natürlich für mich wünschst... ist das eine ganz andere Sache, aber wir wissen doch beide... Nein ich muss gestehen, dass ich mir dieses Wissen ins Hirn geprügelt habe, ich verstehe überhaupt gar nicht wieso das so sein muss, weißt Du? Aber das darf ich Dir auch niemals erzählen, denn es würde Dich bestimmt traurig machen zu wissen, dass Du mir das Herz brichst...

Zerfleddert ist der Ausdruck den ich gesucht und nicht gefunden habe. Deswegen kommt der Satz auch aus ihrem Mund: "Du bist gerade ein bisschen zerfleddert." Ja. Bin ich wohl. "Vielleicht ist das ja auch in Ordnung? Für mich ist es das auf jeden Fall." Liebe. Ich liebe sie abgöttisch.

"Das darf ich nicht erzählen." - "Wer sagt das?" Jetzt klingt sie wie meine ehemalige Therapeutin. (Kurzes Unbehagen. Ich, 15 Jahre alt und außer Kontrolle, im September zum zweiten Mal in der Klinik, nachdem ich im Sommer erst drei Monate dort war. Noch mehr Unbehagen, weil...) Ich. Ich sage das. Aber in diesem bestimmten Fall kann ich nicht mal darüber reden, warum ich nicht darüber reden kann. Stattdessen entscheide ich mich dazu, ihr von den Versionen zu erzählen. Eine in meinem Kopf, eine in meinen Träumen, eine auf dem Papier, und dann versuche ich, die mit der Realität in Einklang zu bringen - und scheitere. 

Ich scheitere jedes verdammte Mal.

Bis auf -

There is no substitute for love
No feeling
Tell me when you've had enough
Empathy Test - Doubts

Samstag, 25. Juni 2022

unter wölfen

so als sei sie kein risiko eingegangen. so als hätte sie sich nicht in "gefahr" begeben. so als sei sie nicht auf grenzen gestoßen. so als hätte sie diese nicht  überschritten.

so als müsse sie nicht den kopf hinhalten, wenn's zu viel wird. weil ich nicht da bin, um in die bresche zu springen.

so als würde sich nicht ständig ändern, wie weit wir denn nun gehen dürfen. so als müssten wir nicht darüber schweigen, denn im grunde sind wir doch schon...

so als seien wir denen* nicht ausgeliefert. so als hätten die* nicht die macht, über unsere köpfe hinweg zu entscheiden.

so schreibe ich von höhle der löwin. so als seien wir nicht zwei schafe unter wölfen. 

Freitag, 24. Juni 2022

Auferstehung

Ich habe kein Schwert sage ich zu ihr und meine es metaphorisch. Genauso wie ich nun keinen Hammer habe; ich schlage die Nägel mit bloßen Händen in den Sarg. Meine Fluchtimpulse liegen da drin, seit Tagen, und verrecken nicht. Stattdessen kratzen sie mit ihren Fingern am Holz, aber ich kann sie unter. Keinen. Umständen. Rauslassen. Wer weiß, wo ich mich dann wiederfinde - besser: ich weiß genau, wo ich mich dann n i c h t wiederfinden werde; sie hat auch blutige Hände und es gefällt mir so. Da sind Versenkungen, aus denen ich stundenlang nicht mehr auftauchen möchte, und schon seit dem ersten Mal bin ich kein Mensch mehr, weil ich ihr noch immer in die Augen schauen kann. Ganz ehrlich, am Liebsten würde ich niemals wieder woanders hinsehen. Ganz ehrlich, am Liebsten würde ich... Und doch wird's so kommen, wie's schon unzählige Male kam (darf nicht zugeben, dass ich ganz genau weiß wie.oft.schon): kaputte Worte im Hals, kaputte Herzen in der Brust, und ein Haufen Geheimnisse, unangetastet, so wie ich es zu keinem Zeitpunkt war. Dafür, dass ich mich in die Höhle der Löwin begebe, komme ich viel zu unbeschadet wieder daraus hervor; zerbrochen auf die falsche Art und Weise.

Sonntag, 19. Juni 2022

you can try and help me // you could drown me gently

Azarion besteht darauf, mich Gd7H mitzunehmen, aber da ich dort eher Kanonenfutter bin als eine Unterstützung, ist es nicht weiter tragisch dass ich mich nach einer halben Stunde schon verabschiede. Ich schmeiße mich in die Klamotten, die es seit dem letzten Konzert irgendwie nicht zurück in den Kleiderschrank geschafft haben - ein Zeichen meiner Faulheit, der Auftritt von Russian Circles war schon vor vier Wochen - und dann drehe ich ein wenig durch, weil: mit der Kette und dem Lippenstift bin ich sicher overdressed, also Kette ab, trotzdem immer noch overdressed, Lippenstift wieder runter, irgendwas... fehlt; fünf Ketten später kommt auf dem Weg zur Bahn tatsächlich sowas wie Vorfreude auf. Die hält an bis zum Hauptbahnhof. Ich kann das nicht. Ich kann das einfach nicht. Ich rechne nach, dass das nun das siebte Mal ist, dass ich sowas tue und es folglich sehr wohl kann, aber ich.bin.alleine und muss will muss an einen Ort gehen, an dem sich viele Menschen aufhalten, ich -

Ich chille am Bahnhof, neben mir dreht sich ein wildfremder Typ einen Joint, in meiner Playlist noch 5 Songs, die höre ich jetzt, dann gehe ich weiter, ganz sicher, ich muss nur die Straße weiter runter, und dann auf der linken Seite -

Aber zuerst muss ich mir noch Vorwürfe machen: erst geht's mir nicht so gut weil... arbeiten ist anstrengend, I guess? und ich habe keine Energie, um in meiner Freizeit was zu unternehmen, dann macht die Arbeit mich nicht mehr ganz so fertig und ich gehe trotzdem nicht öfter raus, weil... Depressionen, I guess? und nun habe ich Pläne und stelle fest, dass die mein diffuses "Nicht gut gehen" natürlich nicht wegzaubern; stattdessen schlage ich mich mit diesen sozialen Ängsten Unsicherheiten herum, als sei ich keine Therapeutin und im Grunde sozial einigermaßen kompetent, sonst hätte man mich in der Ausbildung ausgesiebt, warum sitze ich jetzt also hier -

Ich sitze jetzt hier, neben mir raucht der wildfremde Typ seinen Joint, es ist keine Option, ihn zu fragen... vielleicht würde das ja meine Nerven beruhigen, sodass ich nicht mehr den überwältigenden Drang danach verspüre, zurück nach Hause zu flüchten fahren -

10 Minuten später hab ich's in die Location geschafft, innerlich panisch, trotzdem irgendwie dazu in der Lage, mit den Menschen an der Kartenkontrolle zu scherzen, von lauter Leuten umgeben, die gekleidet sind wie ich, von overdressed keine Spur. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Dann: Wartezeit dies das, Vorband undsoweiter, umbauen, Soundcheck, ihr kennt das. (Falls es euch bislang übrigens noch nicht klar geworden ist: bei diesem Eintrag handelt es sich um einen Post der Sorte "Qualitativ hochwertig" - nicht.) Die Band kommt auf die Bühne, die Leute rasten aus, ich ertrage den ersten Song mehr oder weniger schweigend, weil: keiner meiner Favoriten, und dann passiert das -

My heart is an empty vessel drifting out to sea
I try my best to be who you want me to be
You can try and help me 
You could drown me gently
You can tell me all of the things that I want you to say
Empathy Test - Empty Handed

You could drown me gently... Wahrscheinlich werde ich nie über diese Zeile hinweg kommen; wahrscheinlich werde ich immer (wieder) denken es sei besser gewesen, sie [Cheza] hätte mich sterben lassen. Verdammt, sie hätte mich einfach sterben lassen sollen... Hat sie aber nicht; genauso wie sie gehen könnte mit leeren Händen und es niemals tun wird, und der Gedanke daran macht mich so wütend, dass ich -

Aber das hier ist kein Ort um wütend zu sein, also reiße ich mich zusammen, zwei drei Songs Schonfrist vor krassen Gefühlen, und dann -

/ Everything, everything's twisted up and broken /

trifft -

/ Anything, anything - tell me you were joking /

Stop -

/ And I can't seem to look away /

mich -

/ I die a thousand times a day /

mit -

/ Let's analyse it all again /

voller -

/ Until we're ready to pretend we're fine /

Wucht. 

I'm not fcking f i n e. Deswegen Betonung auf "pretend" - aber das bin ich auch Leid; ich verstecke es immer und immer wieder, hinzu kommt dass ich so weit weg bin, und wenn ich sie dann anrufe, geht sie nicht ans Telefon; überhaupt liegt es an ihr, sie hat mich in diese Situation gebracht, vor 930 Tagen war ich das letzte Mal fine, wieso? hat? sie? mich? bloß? gehenlassen? (Das denke ich jetzt; gestern war ich zu gar keinem Gedanken mehr fähig, sondern wollte einfach nur schreien.) ... Ich will einfach nur schreien, vielleicht ist das hier doch ein Ort um wütend zu sein, ist es nicht gut wenn Musik Emotionen auslöst, wollen Künstler nicht genau das erreichen? Bloß gibt es keine Pause, um sich dieser Frage zu widmen; die ersten Töne von Bare My Soul werden gespielt, die Leute rasten komplett aus - "She's not feeling alone right now" sagt Isaac, der Sänger, verständnisvoll; die Zeit vergeht langsam und scheint doch rasend schnell zu verfliegen, bis er viele viele Songs später nach der zweiten Zugabe von der Bühne springt, über die Absperrung klettert, und die Frau vor mir in der ersten Reihe spontan in den Arm nimmt. Danach die Frau neben ihr, den Mann dahinter, und - mich, und alle anderen fühlen es, bei kaum einem anderen Konzert habe ich die Leute so eskalieren sehen, aber ich fühl's nicht. Irgendwas stimmt nicht mit mir, ich sollte es fühlen, aber -

Ich kann nicht. Ich fahre mit der Bahn zurück aufs "Dorf" und fühl's nicht, ich liege um 1 Uhr nachts auf dem Bett, die Ohren klingeln, die Füße tun vom Tanzen weh; d a s fühle ich, aber da müsste doch noch irgendetwas anderes sein, warum ist da nichts? Mir ist, als müsste ich einen Liter Gin trinken, dann würde ich immerhin... Aber das ist wohl eher weniger praktikabel. Ich mache das nie wieder; ich meine nicht auf Konzerte gehen, das tue ich in 10 Tagen wieder - ich meine das, was ich davon abgesehen das ganze fcking Wochenende getan habe. Wenn ich präsenter gewesen wäre, hätte dieses Gefühls...ding mich nie so aus dem Hinterhalt überfallen, weil es mir die übrige Woche von Migräne abgesehen doch gut ging? Keine Ahnung; wie kann ich jetzt kurz davor sein -

Aber ich kann unserer Treffen nicht absagen. Vielleicht ist es das, was mich so fertig macht: zu wissen, dass ich im Grunde keine Wahl habe. Denn es gibt nur zwei Gefühlseinstellungen - a) Es gegen nichts auf der Welt eintauschen zu wollen, und wenn das durch ist folgt b) "Mach dass es aufhört, bitte, ich will doch nur, dass es - "

If you only knew what you're doing to me 
Would you stop
Or would you just carry on
Empathy Test - Stop