Donnerstag, 29. April 2021

Éclosion

Alcest - Éclosion

Ne les laisse pas me voler mon âme // Ne les laisse pas la ternir

(Do not let them rob me of my soul // Do not let them tarnish it)

Donnerstag, 22. April 2021

Zurückgelassen. (Oder: Worte an Camille)

Bitte. Sprich ihren Namen nicht aus. Aber Du tust es, nichtsahnend - und diese zwei Silben klingen in meinen Ohren, klingen irgendwo tief in mir, an einem Ort, den nur sie erreichen kann, und sie verhallen nicht. Was soll ich denn jetzt sagen? Wie soll ich diese Frage beantworten? Weil sie und ich doch als Geheimnis sicherer sind; und Du bist von Außerhalb, hast es nicht gefühlt, und wirst es nie verstehen können. Du willst wissen, was das Schwierigste für mich war? (Ich hab sie zurücklassen müssen.) Aber das kann ich nicht sagen; brauche die Klammer davor und die Klammer danach, um das Ganze zusammenzuhalten. Lasse ich es heraus, fällt es auseinander. Falle i c h auseinander. Und ich will es wegpacken, will daran jetzt nicht mehr denken müssen, aber es gibt keinen Ort. Sie ist schon überall. Über allen Dingen liegt diese Ahnung von ihr - aber sie ist nicht greifbar; strecke ich meine Hände aus nach ihr, verbrenne ich meine Finger. Bitte, sprich ihren Namen nicht aus, und bitte bitte bitte, sag nicht Du rufst mich an das nächste Mal, denn das zeigt den Unterschied auf und da will ich nicht hinsehen. Tue ich dann aber doch, und es bleibt mir nur die Frage: Warum. Warum kannst Du, aber sie kann nicht. Warum können Du und ich (zusammen) tun, wonach uns der Sinn steht; und sie bleibt gefangen, wie eine Prinzessin in einem Turm. Ich sitz jetzt hier, meine Finger verbrannt, und das Schreiben tut so weh. Ich sitz jetzt hier und bin bloß eine Hülle, denn meine Seele hab ich auch zurückgelassen, bei ihr - damit sie darauf acht gibt. Ich sitz jetzt hier und verfluche die Freiheit, denn sind es nicht Ketten, die uns verbinden? Dann wieder: welche Freiheit? Denn noch immer sind mir die Hände gebunden. Ich hab sie zurücklassen müssen, wieder und wieder, und auch jetzt muss ich gehen. Wenn ich nicht gehe, gehe ich verloren.

Sonntag, 18. April 2021

i need you here // cause without you i don't feel so brave

Eigentlich wollte ich darüber schreiben, dass morgen die Schule wieder los geht, aber ich kann nicht, weil ich nicht aufhören kann, an Dich zu denken. Wenn Du nur wüsstest, was für ein Chaos ich wieder angerichtet habe. Dann könntest Du mir vielleicht einen Weg zeigen, wie ich das Ganze aus dem Weg räumen kann. Ich glaube, es ist so schlimm, dass meine Worte nicht ausreichen werden, um die Sache wieder grade zu biegen. Überhaupt weiß ich nicht, was ich denen sagen kann, weil ich dabei ja noch einen einigermaßen passablen Eindruck machen muss. Und das nicht nur in der nächsten Woche, sondern in den ganzen nächsten Monaten. Ich habe eigentlich nie daran gezweifelt, dass ich das alles über die Bühne bringen kann, aber nun, wo
an mir gezweifelt wird... schleicht sich Besorgnis in meine Gedanken. Ich frage mich, was Du sagen würdest, könntest Du mich jetzt sehen. Denn Du hast nie Deinen Glauben an mich verloren, und genau das war es, was ich brauchte - jemanden, der daran glaubt, dass ich aus den Trümmern auferstehen kann, als meine ganze Welt auseinandergefallen war. Nur mit Dir an meiner Seite war ich mutig genug, mit der Aufgabe zu beginnen, ein neues Fundament zu bauen. Doch jetzt... bist Du nicht mehr da. Ich meine: natürlich bist Du überall - aber für eine Weile können wir uns wieder nicht sehen, und anrufen sollte ich Dich wohl auch nicht. Dabei würde ich so gerne Deine Stimme hören, Cheza. Du würdest mir dann sagen, dass das schon in Ordnung kommt; und Dir (und nur Dir) würde ich das auch glauben. Aber da bin nur ich, also versuche ich, mir selbst zu glauben, wenn ich sage "Das kommt in Ordnung" oder "Ich kann das schaffen" - bloß klingt das in meinen Ohren klingt wie die komplette Selbstüberschätzung.
Ich weiß nur, dass ich es versuchen muss, dieses Mal. Also denke ich mir Deine Worte, und
ich denke mir Deine Umarmung, und versuche meinen Mut wieder zusammenzusammeln.
Und an irgendeinem Punkt in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft kann ich Dir dann davon erzählen. Wie ich fast all meine Zuversicht verloren hätte. (Fast. Aber eben nicht ganz.)

Hold me now, as the tides begin to raise
Hold me now, close to losing all my faith
Take my fears and suffering
You know this pain comes in waves
I need you here
Cause without you I don't feel so brave
Being As An Ocean - Brave

Montag, 12. April 2021

This I swear to you: No matter what you do, I'm gone for good

Take my breath away, I'm okay
Good to know that you're still fading
You failed to see the strenght in me
But now you're finding out
The Plot In You - Paid In Full

"Da ist noch eine Sache. Ich meine, ich könnte Ihnen einfach diesen Bericht geben und hoffen, dass Sie das, was Sie darin lesen werden, einfach hinnehmen ohne Fragen dazu zu stellen. Im Grunde ist das ein Thema, das ich am Liebsten vergraben und nie wieder ans Tageslicht kommen lassen möchte. Ich hätte also jeden Satz, in dem das Wort "Trauma" fällt schwärzen können, aber ich bin es so Leid, davor wegzulaufen. [Pause.] Als ich einen Therapieplatz gesucht habe letztes Jahr, habe ich bei einer Therapeutin angerufen, die wissen wollte, ob es um Trauma ginge, und die hielt sich für das Thema dann nicht qualifiziert genug. Und Sie... [und an dieser Stelle versagt mir fast die Stimme] können mir jetzt nicht auch erzählen, dass Sie sich dafür nicht qualifiziert genug halten... Sie können mich jetzt nicht weg schicken..." Denn ich fange gerade an, Ihnen zu vertrauen liegt mir noch auf der Zunge. Aber diese Worte schlucke ich runter. Irelia sieht mich an und meint bloß: "Frau Daring, ich bin für alles qualifiziert."
Das ist... gesundes Selbstbewusstsein, oder... sowas in der Richtung? Und ich bin erleichtert, denn: für die meisten anderen Therapeuten war ich auch schon ohne die Trauma-Andeutungen zu viel. "Eine Herausforderung." "Nichts für Anfänger." "Schwierig."
(Andererseits bin ich jetzt NICHTS im Vergleich zu Vergangenheits-Ria, die 16 Jahre alt und außer Kontrolle war, und zu dem Zeitpunkt hatte ich einen Therapeuten, für den ich keine Überforderung gewesen bin. Also vielleicht liegt es doch nicht ausschließlich an mir? Nur so ein Gedanke.) Irelia hat jetzt tatsächlich eine Vorstellung von all den Dingen, die ich so im Gepäck habe. [Und die lässt mich nicht hängen?!] Ich meine, ich hab ihr heute sogar die Kleiderschrank-Geschichte erzählt, so als würde das aus mir keinen verfluchten Freak
machen - sie wollte dann wissen, ob das in meiner Kindheit auch schon so gewesen sei...
Und ich war so, äh, Kindheit? Ach, dieses große schwarze Loch, das die ersten Jahre meines Lebens darstellt? Ja als wenn ich mich d a r a n erinnern könnte?! Ich kann mich gerade so daran erinnern, was morgen bevorsteht, und dazu muss ich... einigermaßen klar im Kopf sein, also werde ich diesen Post jetzt beenden, hier aufräumen, dann ein Buch lesen und versuchen, mir nicht zu viele Gedanken zu machen - als wenn das jemals funktioniert hätte. Großartig.

Freitag, 9. April 2021

Zu früh gefreut

Drei Tage später. Nach 1:16 Minuten ist die Zukunft ein Scherbenhaufen. Der Stand ist jetzt doch anders als ich dachte. Ich glaub das passt dann leider doch nicht. Naja... ist ja nicht so, als wenn ich es nicht passend machen könnte, aber wenn ich zum Wintersemester (oder spätestens Sommersemester '22) nicht an die Uni komme, dann... werde ich nie studieren. Kurze Debatte mit mir selbst, ob ich denn unbedingt einen Universitätsabschluss brauche für meine berufliche Zukunft, oder ob das nicht eher der von der Leistungsgesellschaft eingepflanzte Gedanke ist, dass man mindestens einen Bachelor braucht, damit aus jemandem "etwas wird" - was spricht denn dagegen, sofort Vollzeit zu arbeiten? Nur dass ich mir alle Optionen offen lassen will. Wer sagt denn, dass ich nicht in 10 Jahren vielleicht doch unterrichten möchte? Oder irgendetwas anderes tun möchte, wofür das Examen nicht ausreicht? Und dann (in 10 Jahren) steige ich sicherlich nicht nochmal aus dem Arbeitsleben aus, um mich in einen Hörsaal zu setzen.
Oder ich habe doch einfach bloß Angst, ich könnte etwas verpassen, wenn ich nicht studiere. Zusätzlich: so schön diese Stelle wäre - ich nehme garantiert keinen Vollzeitjob an in dieser Stadt. Das ist für mich einfach keine Möglichkeit. Ich muss hier endlich weg, aber das habe ich für in knapp zwei Jahren geplant; ich meine, Irelia will gerade die Langzeittherapie beantragen, ich werde sicherlich nicht in fünf Monaten irgendwo anders hinziehen.
Dann gerade mal spontan Stellenangebote gesucht - 28 Stück hier in der Umgebung, davon EINE Teilzeitstelle. Klar könnte ich da anrufen und fragen, ob ich auch mit weniger, also mit viel viiieeel weniger Stunden anfangen könnte, aber müsste ich da, naja, anrufen und mit Menschen sprechen. Kurz überlegt, mich in der Praxis zu melden, in der ich das Praktikum gemacht habe, weil die mich ja auch wollten, aber - vorausgesetzt, die nehmen mich - dann müsste ich pendeln, und außerdem... äh, Kinder. Das ginge für 3 Semester, aber... schön wäre das nicht. Meine Optionen belaufen sich scheinbar auf: a) Teilzeitstelle & Studium (in dieser Stadt; ich "muss" hier studieren aus Gründen) oder b) ähm, eigentlich wollte ich schreiben "Vollzeitstelle in far far away" aber... ich fühl's nicht richtig. Schade eigentlich. Ich habe gerade gedacht, dass ich drum rum komme, mir auf "herkömmlichem Wege" eine Stelle zu suchen, aber wo das über Vitamin B jetzt scheinbar nicht funktioniert... Naja. Ich gehe dann mal meinem Parkettboden und den Holzbalken an der Decke hinterher trauern, UND den Kreuzworträtseln, und äh, bespreche dieses Thema mit einem Menschen, der mehr Lebenserfahrung hat als ich. Also mit meinem Vater. (Wer hätte gedacht, dass wir mittlerweile diese Art von Beziehung führen. Ich nicht.)

Dienstag, 6. April 2021

Aprilwetter

[Triggerwarnung bzgl. Traumakrams (im ersten Absatz)]

Da die Welt scheinbar beschlossen hat, full "Aprilwetter" mode zu gehen, hatten wir heute schon Regen, Hagel, und Schnee. Nicht zwangsläufig in dieser Reihenfolge. Gerade scheint die Sonne. Meine Stimmung sah ähnlich aus in den letzten Tagen. Erst war ich wütend, und habe (aus Versehen) ein Weinglas kaputt gemacht, als ich einen Post darüber schreiben wollte. Es ging um Folgendes: beim Einkaufen vor ein paar Tagen habe ich mitbekommen, wie eine Mitarbeiterin zu ihrer Kollegin sagte: "Ich habe nichts gegen Homosexuelle. Aber man möchte nicht dass es die eigenen Kinder sind." (Klassischer Ich habe nichts gegen ________ ABER. Immer wieder schön.) Natürlich macht mich das wütend. Dann... muss ich immer noch an die eine Kollegin im Praktikum denken, die sich selbst die Schuld fürs Catcalling gegeben hat (durch den Nachbar einer Patientin zu der wir auf Hausbesuch gefahren sind) weil sie schließlich ein Kleid getragen hat. Als wäre das eine Entschuldigung für s*xuelle Belästigung.
Und ich selbst gebe mir auch die Schuld für das, was mit Sekiro passiert ist, aus... Gründen. Aber nicht länger. ER hat doch mein "Nein" ignoriert. ER hat sich über mein "Ich möchte das nicht" hinweggesetzt. Wo ist das bitte MEINE Schuld? Ja weil ich anschließend nicht noch XY getan habe - und jetzt schreibe ich doch darüber. Wollte ich eigentlich nicht. Ich will einfach nur sagen dass es mich krank macht: ich kenne keine*n Betroffene*n (von s*xueller Belästigung über M*ssbr*ch bishin zu wasauchimmer) der/die sich selbst nicht zu irgendeinem Zeitpunkt die Schuld daran gegeben hätte. Auch wenn das nie nie nie der Fall ist. Das macht mich traurig. Und eben auch wütend. (Von dem victim blaming, das die Gesellschaft betreibt, will ich gar nicht erst anfangen. An dem Thema hängt so viel dran und das hat in diesem Post keinen Platz.)

Aber weiter im Text: dann kam massive Überforderung dazu, weil ich plötzlich 30.000 Dinge gleichzeitig im Kopf hatte, und darüber habe ich tatsächlich einen Post geschrieben - der war dann erst wieder auf Entwurf  weil... wegen... Gefühle, I guess? Denn ich bin nicht besonders gut darin, Cheza zu beschreiben, weil das irgendwie schnell zu viel wird. Also, zu viel für das Internet. Der Teil musste dann umgeschrieben werden, und jetzt darf das so stehenbleiben. Erstmal. Dazu kam zusätzlich noch eine ordentliche Prise Melancholie - "Prise" bedeutet, dass ich fast darin versunken wäre. Es hatte den Anschein der altbekannten "Ich stehe morgens auf und stelle dann fest dass ich nichts mit dem Tag anzufangen weiß" Phase. Minus das "Deswegen lege ich mich wieder ins Bett" - denn das kann ich mir gerade nicht leisten. Die Depressionen sollen sich bitte mal hinten anstellen. (Noch besser würde das wohl funktionieren, würde ich meine Medikamente jeden Tag nehmen. Aber dazu bräuchte ich zeitliche Orientierung, und die unterliegt grade... einer Mischung aus Dissoziation und etwas, das einfach meine Grundverchecktheit (ja, ab jetzt ist das ein Wort) darstellt, glaube ich. Dieses Jahr hätte ich zum Beispiel fast meinen eigenen Geburtstag vergessen, wenn ich mit einer Freundin nicht zufällig zwei Tage vorher darüber gesprochen hätte; ach - das ist diese Woche?)

Man muss dazu sagen, dass ich nicht sonderlich viel Wert darauf lege, diesen Tag zu feiern, von daher macht es mir nichts aus, dass das wegen Corona gerade auch nicht "richtig" geht - ich habe dann einfach Cheza getroffen, das war die beste Entscheidung (und dann auch der beste Tag ♥) in einer langen langen Zeit. Weil ich seitdem endlich all die Klarheiten habe, nach denen ich so dringend gesucht habe. Hätte mir ja eigentlich bewusst sein können, dass ich die nicht in meinem Kopf finde, und indem ich all die Worte analysiere, die mich nicht losgelassen haben... Naja, also Klarheit: wegen dem, was war, wegen dem, was ist, und wegen dem, was sein
wird - auch wenn ich da immer noch nicht länger als drei Sekunden hinsehen kann, bevor es zu weh tut. Es ist auch ungewohnt. Dieses Gefühl, überhaupt eine Zukunft zu haben. Eine Zukunft, die mehr bereit hält als Hoffnungslosigkeit - wann bitte, ist das passiert?! Denn: noch vor einem Jahr war ich (mehr oder weniger) akut suizidal und dann kam ich auf die grandiose Idee, (zu viel) Alkohol zu konsumieren, weil ich mit meinen Gefühlen nicht umgehen konnte. Und DANN ist der August passiert und - das gehört jetzt aber nicht an diese Stelle, denn dieser Post ist eh schon zu lang. Also Fazit: es gibt mich noch. Ich bin nicht im Osterglocken-Glückstaumel verloren gegangen. Schade eigentlich. Auch nicht in den restlichen Gefühlen. & es gibt noch einige Dinge, über die ich schreiben will. Schreiben werde. Wenn es an der Zeit ist.

Samstag, 3. April 2021

Paranova

Die Essstörung lauert im Hintergrund, gleich einem Assassinen. Lautlos, schleichend, mir-auf-Schritt-und-Tritt-folgend. Sie duckt sich und macht sich zum Sprung bereit, sobald ich Nachlässigkeit zeige. Der Gegensatz: Bilder aus der Vergangenheit. Diese warten nicht erst auf den passenden Moment, sondern überfallen mich aus dem Nichts. Ich kann den Erinnerungen nicht entkommen - nicht alle sind schlecht, aber: Da. Ist. Zu. Viel. In meinem Kopf.
- Omnos, Sekiro. Dawn. Fynneck; dabei ist das so nie passiert. Mehr Sekiro. 
- Kaiser & das Gefühl auf Wolken zu laufen. 
- Kaiser & das Gefühl ganz allein auf einem Ozean zu treiben.
- Mittwochnachmittage. Aber ich finde nicht an mein Ziel; bin noch immer alleine. In einer Stadt, die mich zu verschlingen droht. Ich träume uns: an einen See in der Sommersonne, an einen Strand in Griechenland, in eine schneebedeckte Weite und auf ein Kreuzfahrtschiff; aber wenn sie mich in der Nacht nicht verlässt, muss ich gehen im Morgengrauen.
- Wieder Fynneck. Ich lasse ihn auf einem Friedhof zurück, zwischen fremden Gräbern und getrieben von Panik. In die aufsteigende Verzweiflung mischt sich Scham.

Ich sollte wissen, wo. Ich sollte es wissen.

- Doch das tue ich nicht. Ich kann auch nicht um Hilfe bitten. Dazu wiegt der Vorwurf zu schwer in seinen Worten; im Stich gelassen. "Enttäuschung" in fünf Silben.
- Ich kehre zurück in der Nacht. Das Licht ist golden und fällt durch das Küchenfenster. Nach dem Aufwachen weiß ich nicht mehr, wer ich bin. Weiß nur, dass ich nicht zurückkehren kann.
- Noch mehr verlorene Orte: mein Platz am ersten Tisch rechts. Mein Platz in der Mitte des Parketts. Mein Platz auf einer Bank am Fluss. Manchmal fühlt es sich so an, als hätte ich meine Freiheit eingetauscht gegen eine Art der Zukunft, die leistungsgesellschaftskonformer ist.
Jetzt, so kurz vor dem Ende, ist mir, als könnte ich einen Fehler begangen haben, aber ich kenne die Alternative: Staub an den Fingern und ein mit Nadeln gefüllter Mund.
Alleine. Bis an mein Lebensende.

When the stage is set, the line is drawn
The curtain's up, the lights are on
And you're on your own
When the fever's set, the crowd is hot
The gloves are off, the knives are out
And you're on your own
Antimatter - Paranova

Freitag, 2. April 2021

in a garden, in a hand, lies a key to shadowland

In the sediments of light
In the comfort of a knife
You hold your breath
And pray to God it won't take long
Kamelot - The Pendulous Fall

Es ist an der Zeit. An der Zeit, die Türen zu schließen. Die Türen zu schließen und sich auf den Weg zu machen. Ich. Aber. Bin zur Salzsäule erstarrt. Neben dem Bett; unfähig zur Bewegung. Alles, was ich tue ist: hinsehen. Ich muss hinsehen, auch wenn es so so so so falsch ist. Ich sollte gehen, aber vielleicht sind wir beide schon längst nicht mehr wirklich hier. Ich weiß, dass sie es nicht ist. Sie ist an einem Ort, an dem ihr nichts geschehen kann; an dem der Schmerz gewollt ist: Licht fällt durch die Fenster. Und Blut auf die Treppenstufen. Ich muss j e t z t gehen, denn wenn die Erinnerung schwindet, wird auch mein Körper beginnen, sich aufzulösen. Aber gehen bedeutet, sie alleine zu lassen mit ihm - bitte, lass es mich verhindern, nur ein einziges Mal - als würde das in meiner Macht liegen. Also wende ich mich endlich ab, schließe die Türen, und erst am Bahnsteig wird mir bewusst: wohin soll ich denn gehen? Da ist nur das zweite Nicht-Zuhause; was Freiheit werden sollte, ist nun nicht mehr als die klaustrophobisch-luftleere Enge meines Kleiderschranks. Nicht mehr als die Kälte der Fliesen; wozu tanzen, wenn selbst die leise Melodie, die der Selbsthass spielt, übertönt wird vom Rauschen in meinen Ohren? Und dann falle ich, denn Arroganz ist der Untergang der Seiltänzerin. Wir beide fallen; ich durch Raum und Zeit, sie vor mir auf die Knie. Und ich verzeihe ihr, als ich erkenne, dass ihre einzige Verfehlung war, zu glauben, als sie dachte. Gemeinsam stehen wir auf - endlich Licht, mehr Licht - und auch wenn es draußen dunkel ist, ist es hell im Inneren. Mir gelingt es, die letzten Dissonanzen aufzudecken - in dieser Realität existiert ein Zuhause. In mir.