Montag, 31. Januar 2022

partners in crime

We're in hell, can't leave this dark place
Try to break and I'm on your tail
If all that suffers is real
Then it's only us who feel
Only us who feel
Antimatter - Partners In Crime

Ich bin hin und hergerissen, weißt Du? Ob ich Dir heute noch schreiben soll oder nicht.
(Gerade hatte ich einen Vergleich im Kopf in Richtung Weihnachten und in die Kirche gehen. Aber bei genauerer Betrachtung weißt der Schwächen auf, also lass ich's.)

Es wäre heuchlerisch. Dir heute zu schreiben, meine ich. Denn unsere Freundschaft ist im Grunde tot. Sie ist langsam gestorben; es war ein Dahinsiechen, das sich nun über zwei Jahre zieht - ich sehe sie jetzt da liegen, noch an der Beatmungsmaschine angeschlossen, und ich bin nicht dazu in der Lage, den Stecker zu ziehen. Ich kann's nicht. Weil ich dann zurückdenken muss, an die Zeit zu der ich Dich kennengelernt habe. Eine turbulente Freundschaft "auf den ersten Blick" - wir waren schon unzertrennlich zu einem Zeitpunkt, an dem Du noch gar nicht von Aphelios wusstest. Es war Dein trockenes "Das kenne ich" das uns noch mehr verbunden hat; partners in nicht nur sprichwörtlichem crime. Das erste - und einzige - Mal in meinem Leben dass ich etwas Illegales getan habe, mit Dir an meiner Seite. (Ich hab Dir glaube ich nie erzählt, dass ich jedes Mal, wenn ich dieses Kleid getragen habe, ein schlechtes Gewissen hatte.)

Darüber hinaus waren es eher Ordnungswidrigkeiten, die kann ich nicht zählen. Wie oft wir die Schule geschwänzt haben und in Deinem Auto an den See gefahren sind, zum Beispiel. Und dann wurdest Du älter, vernünftiger, hast Dein Leben geregelt(er) bekommen, und meins war halt immer noch außer Kontrolle. 2019 habe ich dann die Ausbildung angefangen, alles schön und gut, nur diese.eine.Sache hatte ich noch immer nicht "im Griff" und ich frage mich, ob ich mit meinem Nicht-Loslassen-Können - aus Deiner Sicht - zu weit gegangen bin.

Aber. Im Grunde kannst Du das nicht beurteilen, weil wir seit fucking anderthalb Jahren kein richtiges Gespräch mehr geführt haben. Ich hatte noch gar keine Gelegenheit Dir zu erzählen, wie sehr ich nicht losgelassen habe. Ich muss Dir das auch gar nicht sagen um zu wissen, dass Du es nicht verstehen würdest. Weil Du wahrscheinlich immer noch denkst, dass sie lediglich... Dass sie ist wie... - sorry, und da hast Du halt einfach Unrecht. (Das sage ich mir. Immer und immer wieder. Ich könnte es nicht ertragen, wenn Du am Ende Recht hast. Nicht, dass ich Dir das nicht gönnen würde, aber der Gedanke daran, was das für sie bedeuten könnte, würde mich schier umbringen. Sie ist nicht wie der Rest. Weil ich für sie nicht bin wie der Rest. Oder wie auch immer das zusammenhängt.)

Eigentlich will ich bloß wissen, ob ich uns kaputt gemacht habe in dem Moment, in dem ich anfing Deinen Fragen auszuweichen. Das habe ich ja gar nicht für lange getan. Aber wahrscheinlich war das der Anfang vom Ende; nur dass wir jetzt die Rollen getauscht haben, und Du... Du weichst nicht mal mehr aus, denn dazu müsste ja noch irgendeine Antwort von Dir kommen. Da ist aber Funkstille, und ich bin den Versuch langsam Leid, Dir alles aus der Nase zu ziehen. Ich höre jetzt auf damit, Xayah. Ich bin gespannt, was Du im Frühjahr daraus machst. Ob Du versuchst, diese Freundschaft zu reanimieren. Oder sie endgültig zu Grabe trägst.

Samstag, 29. Januar 2022

i wrote you a poem (i'll regret this once i'm sober)

what a silly little thing
this poem is

it's just random words i forged together

they will never look as good as...
well, as good as you do

you,
wearing a dress which just might be my new favorite

you,
offering me another cup of tea
(yes, i'd like to stay a little longer)

you,
sitting there, looking at me like you'd do anything to see me smile again
(i know you'd do, i can hear it when you talk)

there's just one thing you wouldn't do

and that's the thing i need the most

Donnerstag, 27. Januar 2022

tell me if you feel [this is not goodbye IV]

Caught me off guard, I was chasing a dream
Feeling like a god, like I'll die if I sleep
I could never fold, I was promised a fate
I'll be as your tongue, give me something to say

Tear into me now, I don't feel the defeat
Speak if I'm allowed, don't give a fuck if I'm seen
My sickness had ruled me, my fortune erased
No one came before me, they grant me no grace

Don't refuse me now
(Tell me if you feel)

Die beiden Worte verlassen meinen Mund, und ich bin erstaunt darüber, dass in ihnen so viel Selbstbewusstsein liegt. Denn genau diese Situation habe ich gefürchtet, zwei Jahre lang. Nun, wo sie eingetreten ist, hat sie all ihren Schrecken verloren. "Was machst du hier?" Ich stehe hier und lasse S. wissen, dass wir existieren. Das tue ich. Und das will ich nicht nur S. mitteilen, sondern der ganzen verdammten Welt. Ich will euch* wissen lassen, dass wir existieren. Dass ihr uns nicht gebrochen habt.

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Die nächsten paar Stunden in Bruchstücken. Ihr kennt das.

Sie sieht das Problem nicht. Warum sieht sie das Problem nicht?! Da ist doch ganz eindeutig was nicht in Ordnung! Später bemerke ich, dass ich ihr nie erzählt habe, wie ich mich mit der Sache fühle. Da war nur Rell tut x. Und kein Rell tut x. Und ich fühle y. (Will ich damit jetzt sagen, meine Gefühle seien problematisch? Wahrscheinlich.)

"Glaubst du, dass es Dinge gibt, die besser ungesagt bleiben?" - "Auf jeden Fall." Ihre Antwort überrascht mich. Es überrascht mich auch, dass es mich überrascht. Ich kann nicht umhin mich zu fragen, ob es vielleicht auch Dinge gibt, die i c h geäußert habe, die für sie in diese Kategorie fallen.

Sie hat noch nie so viel gelacht wie heute.

Willkommen bei: Sag mir, dass ich etwas besonderes für dich bin, ohne mir zu sagen, dass ich etwas besonderes für dich bin - heute featuring Nun bist du nicht Irgendjemand...

Auf dem Weg nach Hause. "Irgendwann..." denke ich. "Irgendwann werde ich..." Und ich stoppe diesen Gedanken, fühle mich ertappt, weil sowas zu denken doch gar nicht zulässig ist. Es ist nicht zulässig, irgendetwas mehr zu wollen als sie. [Aber ich wünschte, ich wünschte wirklich, dass es keine Einschränkungen mehr geben würde.]

Hey, ich hab da so ne Idee, lass doch mal unsere Gefühle voll zulassen? Krass, ich weiß; weiß auch dass Du mir das schon seit ner Weile predigst, und ich habe nie gewollt, aber wenn es dann auch für Dich gilt, bin ich total mit dabei. Und wenn's dann so kommt, dass Du wütend auf mich bist, dann ist das halt so. Das musst Du doch nicht relativieren, ich will da kein "Das steht mir nicht zu, weil" hören. Ichmeinwassolldenndas? Wenn Du wütend auf mich bist, dann habe ich es wahrscheinlich auch verdient. Und außerdem: that makes two of us.

Sag mir, dass wir genug Zeit haben, ohne mir zu sagen, dass wir genug Zeit haben. Mehr habe ich nicht hören wollen, nie.

I don't need a thing, don't need a voice on me
I just need this to stay
Will you
(Tell me if you feel)
The Plot In You - Enemy

Den einen Satz, relativ zum Anfang hin, den hätte sie besser ungesagt lassen, wirklich. Ich will überhaupt nicht hören, dass das in Ordnung ist für sie. Und dann erdreistet sie sich, das Wort "Gegenseitigkeit" in den Mund zu nehmen, so als sei ich nicht die Einzige, die darunter leiden würde. Überhaupt ist noch nie etwas weniger gegenseitig gewesen als das, aber der Gedanke entspringt vermutlich wahlweise bloß der Müdigkeit, dem Alkohol, und/oder der Wut.

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Ich kann schreiben so viel ich will, ich kann's romantisieren und gleichzeitig wütend sein, aber die Wahrheit ist: ich verachte mich. Und ich habe Angst, dass sie es auch tut.

Samstag, 15. Januar 2022

call me when they bury bodies underwater // it's blue light over murder for me

I woke up surrounded, eyes like frozen planets
Just orbiting the vacuum I am
They talk me through the damage, consequence
And how it's a pain they know they don't understand

Sobbing as they turn to statues at the bedside
I'm trying not to crush into sand
So flood me like Atlantic, weather me to nothing
Wash away the blood on my hands

Call me when they bury bodies underwater
It's blue light over murder for me
Sleep Token - Atlantic


Ich bin noch da. Gleichzeitig bin ich irgendwie - oder irgendwo? - verloren gegangen. Eine Weile war ich gefüllt mit Vorfreude und etwas, das Glück sehr nah kam. Jetzt sind da nur noch Sorgen und Angst. Die Schmerzgrenze habe ich schon vor Wochen überschritten, seitdem entferne ich mich Stück um Stück von meinem eigenen Verstand, in dem Wissen, dass es ab einer gewissen Distanz keine Rückkehr mehr gibt. Ich kann nicht mehr. Ich kann nicht mehr so viel länger. "Wenn es dir so schlecht geht, musst du mich anrufen" sagt sie am Telefon - zu dem Zeitpunkt habe ich noch gar nicht illustriert wie sehr ich im Dezember sterben wollte. Oder vielleicht habe ich genau das schon getan, in viel zu bunten Farben, und die Tatsache, dass ich in der Lage dazu bin, trockene Witze darüber zu machen, trägt vermutlich nicht allzu viel dazu bei, ihre Sorgen zu mindern. Ich hasse mich. Ich hab's schon wieder getan. Ich hasse mich so sehr, dass ich zu dem Schluss komme, dass ich sie nicht verdient habe. Denn genau genommen sagt sie "Wenn es dir so schlecht geht, musst du mich anrufen. Und auch wenn es dir nicht so schlecht geht" und ich kann nicht umhin zu denken, dass x Wochen ja vielleicht auch für sie eine lange Zeit sind. Dabei ist der Gedanke gar nicht zulässig. Weil er all die Worte mit sich bringt, die sie nicht aussprechen kann. Oh, aber wie ich wünschte, sie könnte.

Sonntag, 9. Januar 2022

Raindrop [Oder: Briefe an Fynneck Pt. II]


Ich gebe Chopin nicht die Schuld; er kann ja gar nichts dafür, dass jedes klassische Musikstück nach einem Sonntagmorgen mit Dir klingt. Dass es nach frischen Brötchen vom Bäcker klingt. Dass es nach Kaffee klingt und dem Kreuzworträtsel aus der Zeitung von Samstag, die Du Deiner Mutter geklaut hast. Weil ich nun mal Kreuzworträtsel liebe, das aus der Zeitung das Beste ist, und Du... Alles für mich tun würdest. Du lässt mich sogar gehen - an unserem letzten Sonntagmorgen gibt es keinen Kaffee mehr und auch kein Kreuzworträtsel. Stattdessen packe ich meine Sachen und Du bringst mich nach Hause, noch vor dem Frühstück, weil wir uns nichts mehr zu sagen haben. Weil da mit einem Mal keine Worte mehr sind, sondern nur noch Schmerz. (Ich hoffe, ich habe Dir erzählt, dass es mir unendlich Leid tut. Es tut mir Leid, dass ich plötzlich nicht mehr Dich gebraucht habe, sondern das Ende.)

Seitdem sind viele Wochen vergangen. Dies ist der hundertvierundsechzigste Sonntagmorgen den ich nicht mit Dir verbringe, sondern alleine. Es fehlt mir, sie zu teilen, diese Morgen, aber die Wahrheit ist - es fehlt mir nicht (mehr) sie mit Dir zu teilen. Ich wäre dann jetzt bereit, diese Zeit mit einer neuen Person zu verbringen. Aber die Wahrheit ist, ich habe gelogen. Sie ist es, mit der ich diese Zeit verbringen möchte.

Ich muss das hier jetzt beenden, bevor ich n o c h eine Wahrheit ausspreche. Eine, die offenbart, was ich wirklich bin: kein guter Mensch. Also mache ich hier nen Punkt - vielleicht mache ich auch noch drei oder vier, aber auf keinen Fall mehr als vier Punkte. (Eins)

Ich denke an Dich. (Zwei)
Nur von Zeit zu Zeit. (Drei)
Hoffentlich geht es Dir gut. (Vier)

Ich habe mein Wort heute nicht gehalten, aber an jedem anderen Tag. (Fünf)