Sonntag, 14. August 2022

there was sun // (i hate when you're not around)

Die letzten sechs Stunden des Sonntags verbringe ich damit, aus dem Loch zu klettern, das ich die letzten Tage Wochen gegraben habe. If you find yourself in a hole, the first thing to do is stop digging habe ich mal irgendwo im Internet gelesen. Ich tue oft das genaue Gegenteil, bis es mir an diesem Ort irgendwann so gut gefällt, dass ich ihn nicht mehr verlassen möchte. Das stimmt so nicht. Irgendwann kümmert es mich einfach nicht mehr. Selbstfürsorge? Wozu soll d a s gut sein? Es ist tatsächlich schon sehr viel besser geworden - die Messlatte so niedrig, dass man aufpassen muss nicht darüber zu stolpern, und nicht jeder wird verstehen, dass ich es als Erfolg verbuche drei Mahlzeiten am Tag zu essen und mir morgens und abends die Zähne zu putzen... aber hey. (Heute habe ich das nicht getan, aber darüber bewahre ich Stillschweigen. Heute habe ich den Tiefpunkt erreicht, glaube ich, und jetzt kann es nur noch in eine Richtung gehen: aufwärts. Bitte. Etwas anderes ertrage ich nicht.)

Fürs Protokoll: das dachte ich auch schon nach dieser von Flashbacks und Traumakrams durchzogenen Woche Ende Juli. Nach der es n i c h t aufwärts ging. Mal sehen, da wären: die kritische Situation auf der Arbeit spitzt sich immer mehr zu. Ich bin im Moment nicht gerne in der Praxis. Und wenn meine Lieblingskollegin Ende des Monats tatsächlich kündigt, wird das Arbeitsklima erst recht unaushaltbar, weil meine Chefin ihr das nachträgt und eine von beiden (oder: beide?) nicht mehr in der Lage dazu sein wird, sich wie ein erwachsener Mensch zu verhalten. Plus: die neue Kollegin ist ebenfalls... problematisch. Plus: Schlafstörungen und Albträume, an die ich mich nicht gewöhnen kann. Ich hab sie [Cheza] schon so oft sterben sehen. Aber das letzte Mal war es so real, dass ich Tage gebraucht habe, um klarzukommen. Plus: viel mehr Dinge, in die Cheza involviert ist, die an dieser Stelle den Rahmen sprengen würden. Ehrlich gesagt waren es diese Dinge, die in mir das Bedürfnis ausgelöst haben sich aufzulösen, weil ich das einfach nicht länger aushalten konnte. Plus: eine Person, an der mir recht viel liegt, hat ein Gesundheitsproblem diagnostiziert bekommen, das eventuell nicht heilbar ist. Sie scheint es gelassener zu nehmen als ich. Jalta denkt, dass sie schlicht und einfach aufgegeben hat. 

Plus die Sachen, die mich vorher auch schon gestresst haben - die sollten vorübergehend sein, und sind nun Dauerstress seit Mai. So ist das Erwachsenenleben, I guess? Wenn ich mit Freunden rede, bekomme ich ähnliche Geschichten zu hören. Irgendwie ist mir so, als sollte dem nicht so sein - so viel zu arbeiten, bis man auf dem Zahnfleisch kriecht, sich mit privaten und/oder psychischen Schwierigkeiten herumschlagen, zwei Wochen Urlaub machen und dann weiter arbeiten, bis man fast zusammenklappt. Scheint nicht so gut durchdacht zu sein. Alternative? Keine Ahnung. Sinn dieses Posts? Auch keine Ahnung. ("Hey, schaut, es gibt mich noch, ich komme klar, mehr schlecht als recht. Die Antwort, die sich mehrere von euch vielleicht wünschen, habe ich leider auch nicht. Okay, ciao.") 

Jetzt werde ich wohl wieder das tun, was einer meiner Patienten diese Woche zu mir meinte: gut auf mich aufpassen. Der Satz kam für mich ein wenig... unerwartet. Rückblickend war ich sehr froh darüber, weil er mir vor Augen geführt hat, was ich die letzten Wochen nicht getan habe. Mir ist bewusst dass das beinhaltet, dass ich wieder mehr Gefühle fühlen muss. Denn: die Wege, die daran vorbeiführen, führen allesamt in den Abgrund. Und ich will da nicht immer und immer wieder hochklettern müssen. Irgendwann bleibe ich vielleicht wirklich dort unten.

Some days I feel somewhere else or somewhere in between
Some days I don't feel nothing at all
Now I'm pulling back the screen to let the future in
The light comes flooding in
The light comes flooding in
Nothing But Thieves - There Was Sun

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