Samstag, 18. Februar 2023

forced resurrection

Ich werde nicht lügen; Dich nicht anlügen. Das habe ich noch nie getan, und ich werde jetzt nicht damit anfangen: Ich habe mich wohl gefühlt in Ketten; habe mich Dir näher gefühlt. Schließlich warst Du doch auch nie frei - nicht in Bezug auf mich. Wobei ich immer wieder sagte, dass Du könntest, wenn Du nur genug wolltest, und dann habe ich meine Zeit mit Warten verbracht, so heilig wie ein Märtyrer. Das Schlimmste daran ist: Gestorben bin ich zu Beginn, und nie am Ende. Und dann nimmst Du Dir raus, von "Wiederauferstehung" zu sprechen - dazu hast Du kein verdammtes Recht, Du warst doch immer kaum mehr als ein Zuschauer; k a u m, weil Du mit Sicherheit nicht alle Kriterien dafür erfüllst, immerhin hast Du mir weder applaudiert, noch für die Vorstellung bezahlt. Oder hast Du? Nein, warte, das darfst Du mich nicht wissen lassen; es scheint so lächerlich beliebig, welche Grenzen Du entscheidest zu überschreiten. Und ich darf: nur davon träumen, und nicht mal im Traum daran denken.
Chez, wie habe ich das denn nie sehen können? Ich habe mich nun endlich getraut zurück zu lesen, weißt Du, und wenn ich mir vor den Kopf hauen würde für jede red flag, läge ich längst mit einem SHT im Krankenhaus. Ich werde nun noch einmal wieder auferstehen, aus all den Trümmern, die Du zurückgelassen hast, geschützt vor Deinen Blicken, damit die mich nicht direkt wieder zu Staub zerfallen lassen. Unterm Strich werde ich Dir natürlich immer dankbar sein - auch wenn ich wütend klinge im Moment; ich bin dankbar für den Samen, den ich in der Asche gefunden habe: Aus diesem wächst wieder Hoffnung, und zwar nicht die der giftigen Art.

Mittwoch, 15. Februar 2023

Untouchable Pt. 2

 


Jetzt lernt ihr auch endlich den Song kennen, der dem Blog vor knapp drei Jahren seinen Titel verliehen hat. Jetzt, nachdem er es nicht mehr ist, weil ich es nicht länger ertrage, die Worte da stehen zu sehen. Das hier ist ein Abschied - und ein Neubeginn. /tbc/

Montag, 13. Februar 2023

chapter 38: a week ago

Wir telefonieren 39 Minuten lang. Die Dinge, die Du sagst, lassen meine Welt in ihre Einzelteile zerbrechen. Selten hat mich etwas so sehr verletzt; Du klingst so endgültig. Ich trinke erst Wodka, am nächsten Abend dann Wein direkt aus der Flasche, und kann die Kälte in Deinen Worten doch nicht vergessen. Ich versuche die Gefühle auszuhungern - seit dem Wochenende tue ich das schon - und am Mittwoch kann der Körper nicht mehr. Rell sammelt mich vom Fußboden auf. Ich erzähle ihr, was in den letzten Tagen passiert ist. Sie ist für mich wie ein Zuhause sage ich. Aber mit jedem Satz, der meinen Mund verlässt, sammeln sich in Rells Blick mehr und mehr Zweifel. Ich rechne ihr hoch an, dass sie diese mit Vorsicht äußert. Nach unserem Gespräch fühle ich mich fast wieder wie ein Mensch, und nicht mehr nur wie ein Wrack. Der Eindruck, die letzten drei Jahre nur Fehler gemacht zu haben, bleibt. Am nächsten Tag um 13:15 Uhr weiß ich es wieder besser. Es folgen noch mehr Momente wie dieser: im Schneidersitz auf dem Fußboden, eine Tasse Kaffee in der Hand; Wasser, Lichter, Füße, die vom Tanzen weh tun. Die Entscheidung scheint einfach zu sein. Am Wochenende wache ich auf und möchte mich nicht direkt vor Schmerz zu einem Knäuel zusammenrollen. Die Entscheidung scheint einfach zu sein - weil ich sie zu einem früheren Zeitpunkt schon getroffen habe.

(Und doch: Du fehlst mir, sehr sogar. Da ist noch so viel Chaos, das ich nicht sortiert bekomme. Weil ich nicht stark genug bin, um hinzusehen. Aber ich habe ja Zeit. Wenn ich auch vielleicht Dich nicht mehr habe.)

Samstag, 4. Februar 2023

pieces

I.
I think myself to pieces
Cause we might be over by now
I think myself to pieces
I can't move on, please tell me how
I think myself to pieces
Marks of sorrow on my skin
I think myself to pieces
Love's a fever dream I'm in

II.
I think myself to pieces 
Cause I read the constellations all wrong
I think myself to pieces
The doubts are becoming too strong
I think myself to pieces
I lay down in an emerald grave
I think myself to pieces
The storm before the calm is everything I crave

(Inspiriert von The Faint - Your Stranger. Außerdem: ich bin so kurz davor, die Nerven zu verlieren. Dass ich gerade nie lange alleine bin ist das einzige, das mich vom Durchdrehen abhält, glaube ich. Bis morgen Abend muss ich die Fassade noch aufrecht halten. Aber was Donnerstag passiert ist, war nicht in Ordnung. Wenn ich das nicht wieder gefixt kriege, kann ich mich in 48 Stunden direkt begraben gehen.)

Donnerstag, 2. Februar 2023

before we drift away [this is not goodbye VIII]

"Manche Menschen haben dann eben diese Sicherheit. Und andere haben Flügel." Und ich habe beides denke ich. Solange ich sie nur habe.

Vorher. Was habe ich mir nur dabei gedacht frage ich mich. Und finde keine Antwort. Versuche, mich an unser letztes Telefonat zu erinnern; es ist noch gar nicht so lange her, fühlt sich aber an wie eine Ewigkeit. "Ist nächste Woche zu spontan?" (Spoiler: Nein.) Naja. Und dann bin ich halt in den Zug gestiegen. (Also, wortwörtlich. Und nicht wie in unserer Metapher.)

Was habe ich mir nur dabei gedacht? Und dann sehe ich sie. Sie sagt "Hi" und alle meine Gedanken der letzten 15 Minuten werden hinfällig. In erster Linie bin ich gerade schockiert. (Weil das Grün ihrer Jacke so gut zu ihren Haaren passt. (Und noch besser zu ihren Augen. Gott, ihre Augen.))

(Nein. Es ist anders dieses Mal. Aber das vergesse ich zu erzählen: Ich habe gewartet bis der Drang, das Müssen, verschwunden ist. Nur das Wollen ist geblieben. Aber nun, am Ende, ist nur noch ... Ich hab nicht mal Worte dafür.)

Ich habe mein "Normalerweise" wieder. Ich hab's mit Tränen teuer erkauft.

Nachher. Mit voller Wucht trifft mich ein Gefühl, von dem ich nicht gedacht hätte, dass es an diesem Abend noch auf mich wartet. Als hätte ich - die vorletzte Szene nur gespielt. Und nicht nur das: als hätte ich sie mit Bravour gemeistert; standing ovations, tosender Applaus - ich erschrecke mich über meine Selbstgefälligkeit. Furchtbar; das ist einfach nur furchtbar.

Ja. Es gab einen kleinen "Na, das wollen wir doch mal sehen" Teil. (Vielleicht hatten wir es beide kurz vergessen: Ich bekomme immer was ich will.) (Kann ich das hier doppelt durchstreichen?)

Was hätte ich denn sonst sagen sollen? Nun komme ich mir vor wie ein Idiot. Weil ich dachte, sie hat diese Worte hören wollen. (Und weil ich F o r t schritte vorweisen muss. Oder nicht?) Tatsächlich sah sie glücklich aus in diesem Moment. Aber rückblickend? Vielleicht war's zu viel.

Ich glaube, dass das meine Schuld ist. Ich habe uns kaputt gemacht. Es tut dann sehr kurz sehr weh. Ich weiß nicht, ob ich ihre Antwort hier stehen haben möchte. Ich glaube, ich verzichte. (Aber der letzte Satz. Das letzte dieser fünf Worte. In Momenten wie diesen muss ich ihr gar nichts mehr beweisen. Weil ich weiß, dass sie versteht.)

Zuhause. (Okay, diese Bezeichnung ist umstritten gerade, also nochmal.) In der Wohnung, deren Besitzansprüche gerade ungeklärt sind, schaue ich auf mein Handy, um den Songtext zu zitieren. Und dann steht da einfach Now I'm lying in your bed // Can't explain why I am sad und ich bin so ckuVCXOisscvg. [Kontext: Der Text ist falsch. Das wird in dem Lied gar nicht gesungen. Und ich bin schon mal darüber gestolpert. Und war irritiert. Aber heute ... uff.]

Now I'm standing next to you
And I don't know what to do
My heart is filled with things to say
Should I wait another day?

I don't know what's wrong or right
Should I keep my thoughts inside?
Don't you see the way I feel?
Don't you see that I conceal?
Sameday - Be My History

(Das brauche ich. Das brauche ich beim nächsten Mal. Und: sonst wusste ich immer ungefähr, wann das sein wird. Weil ich's sonst nicht ertragen hätte. Jetzt erleichtert es mich, dass ich das nicht schon (für mich) beschlossen habe.)

Sie verwendet eins der Wörter, die ich so sehr verabscheue. Und dann korrigiert sie sich. (Also gewinne ich. Obwohl sie nicht mal um meine Abneigung weiß.)

Irgendwann werde ich sie sehen und danach nicht das Bedürfnis danach verspüren, mir die Finger wund zu schreiben. Und ich habe mir das gewünscht heute. Aber die Frage ist, ob das nicht viel eher zu bedauern wäre.

Nächstes Mal werde ich mutig sein. Jetzt steht's hier schwarz auf weiß; das ist mein Äquivalent zu "Es laut aussprechen" - ich werde mutig sein, es ist ja nicht so, als würde ich den Mut nicht im Namen tragen. Vielleicht ist es ja wert, den Versuch zu wagen: Was passiert, wenn ich ein Stück Zurückhaltung aufgebe? (Vielleicht ist es ja das, was sie will. Denn davon habe ich immer noch keinen blassen Schimmer; nicht mehr als eine ungefähre Vorstellung. Aber: aufgrund der Zurückhaltung geht es ihr da wahrscheinlich ähnlich.)

Sie ist immer noch der Meinung, ich müsse mich mal richtig ausruhen. Oder: auskurieren. Oder: wieder zu Kräften kommen. Oder: jedes dieser drei Dinge. Nachdem ich ihr nämlich erzählt habe, dass ich mal wieder krank auf der Arbeit war. [Dienstag und Mittwoch.] Und ganze zwei Tage Urlaub genommen habe diese Woche. [Donnerstag und Freitag.] (Und natürlich bin ich immer noch krank. Genauso wie in dem Urlaub davor, an Weihnachten. Der letzte Urlaub, in dem ich nicht krank war, war im September. Und irgendwie ist das fast schon wieder ein halbes Jahr her. Mh.)

"Und ich bin immer wieder nur [zensiert; unter keinsten Umständen darf ich dieses Wort hier erwähnen]. Mit allen Einschränkungen." (N e i n. Die Antwort auf die Frage, die ich ihr irgendwann vielleicht stellen muss, wird immer Nein lauten, und ich habe es noch nie so sehr gewusst wie in diesem Augenblick.)

[Nach 37 Minuten dann mal eine Pause, um durchzuatmen. Da ist noch ein anderer Song in meinem Kopf. Einen, den ich nicht oft höre, weil der Text zu sehr weh tut. Aber heute ... I'm gonna hang on this forever / Hang onto this forever / Forever Wird jetzt hier wohl in einer Endlosschleife laufen, während ich mir Abendessen mache. (Und dann werde ich mich hinsetzen und durchlesen, was ich bislang schon so aufgeschrieben habe. Und ich weiß jetzt schon, dass es komplettes Chaos ist. I'm so sorry.)]

Sorry, not sorry? Das denke ich immer, aber als ich sie dann so ansehe und mir vor Augen führe was ich - da überkommt mich ein schlechtes Gewissen ungeahnten Ausmaßes. (Aber es wird nichts ändern. Ich werd's wieder tun. Das. Ist. Nicht. S i e.)

Rell kennt keine Regeln sage ich zu ihr. (Und für uns galt das auch mal. Wir waren das auch mal. Und nun? Was sind wir nun? "Immer wieder. Nur. Mit allen Einschränkungen." (Ich bin mir nicht mal mehr sicher, ob sie das tatsächlich so gesagt hat. Ich bin mir nicht mal mehr sicher, ob ich das alles nicht vielleicht geträumt habe. Das liegt wohl daran, dass mein Kopf so vernebelt ist vom Krank sein.))

"Ich finde, du machst das gut." Andere Worte habe ich doch gar nicht hören wollen. Mehr habe ich doch gar nicht gebraucht.

Aber. Mehr brauche ich immer. Nur noch ein kleines bisschen mehr, bevor.

And as we sing this familiar song
I thought I'm gonna miss your love when it's gone
Will it flow into the river
Or will it go to waste
Before we drift away

I'm gonna hang on this forever
Hang onto this forever
Hang onto this forever
I don't wanna grow old
Nothing But Thieves - Before We Drift Away