R., ich vermisse Dich. Und ich war darauf vorbereitet, Dich zu vermissen. Aber nicht so. Mir war nicht klar, dass es sich so anfühlt, als würde mir ein Körperteil fehlen, wenn Du mir fehlst. (Immer hast Du mir gefehlt, auch wenn Du bloß in der Küche gesessen hast, ein paar Meter nur von mir entfernt. Immer hast Du mir gefehlt, wenn wir uns nicht gerade im selben Raum aufgehalten haben, weil es schöner ist mit Dir.) Und jetzt ist alles anders. Weil wir nicht nur ein paar Meter voneinander entfernt sind, oder ein paar Kilometer, sondern hunderte; hunderte Kilometer sind wir voneinander entfernt, ich hab fast vier Wochen lang kein einziges Wort gehört von Dir, bis auf ein paar Sätze auf einer Postkarte, und ich weiß nicht, ob ich Dir auch schreiben soll, oder besser nicht, weil Du ja Abstand möchtest. Und das tut weh - all diese Einzelteile tun weh, und zusammen tut's noch viel mehr weh.
Zwar sind da Sätze auf einer Postkarte - also, da sind Sätze, aber hat es denn ausgerechnet eine Postkarte sein müssen? (Ich hab ein schwieriges Verhältnis zu Postkarten. Eine Postkarte hat mein Leben gerettet. Eine Postkarte hat mir gezeigt, dass ich nicht genug für sie bin. Und dass ich nie genug sein werde, auch nicht in meinem Leben 2.0 - Postkarten sind das Symbol für Ambivalenz schlecht hin. Wenn ich mal Lust habe, ausgiebig zu weinen, lese ich mir Postkarten durch. Dann kann ich so richtig schön meiner Vergangenheit nachtrauern. Und jetzt stellt eine Postkarte mir Zukunft in Aussicht? Am. Bi. Va. Lenz.)
Sogar die beiden Postkarten-Songs, die ich kenne, könnten nicht gegensätzlicher sein. Hier ist einer davon. (Der andere: Zebrahead - Postcards From Hell. Der Vollständigkeit halber.)
Jetzt zum Inhalt, was? Oder zu Füßen, in Türen? Mal wieder? Dein Fuß, in meiner Tür, und ich wünschte, ich könnte so fest zu ziehen, weil es gefährlich ist, Dich zu brauchen; weil es gefährlich ist, überhaupt eine andere Person zu brauchen. (Aber. Mich alleine zu lassen mit mir selbst ist auch gefährlich; ich brauche Dich: es ist nicht nur schöner mit Dir, sondern auch einfacher. Manchmal komme ich mir selbstsüchtig vor. Und dann lese ich sowas.)
"Ich bin froh, dass Du Teil meines Lebens bist." Hä? Was?? Wie??? Das muss ein Tippfehler sein. Ich meine, ein Rechtschreibfehler. Ich meine: ein Fehler in der Grammatik, falsche Zeitform gewählt. "Ich bin froh, dass Du Teil meines Lebens warst" klingt viel passender; jetzt hättest Du doch die einmalige Chance, mich loszuwerden. "Ich bin froh, dass Du kein Teil meines Lebens mehr bist." (Okay, das ist zu krass, selbst für meine Verhältnisse. "Sie können sich nicht vorstellen, dass andere Personen sich für Sie interessieren" meinte mein Therapeut letztens zu mir, und damit hat er ganz Recht. Und nun ist das hier mehr als nur: Interesse.)
Aber: was zum Teufel ist das hier denn? Also, ich könnte jetzt vier Jahre Revue passieren lassen und daraus Schlussfolgerungen ziehen. Ich könnte es auch runterbrechen auf das eine Wort, das mein Therapeut dafür verwendet hat - oder besser noch auf das Wort, das sie dafür verwendet hat: Seelenverwandte, aber ich weiß nicht mehr, was das bedeutet; meine Vorstellung davon liegt in Scherben. Ich weiß nicht, ob Du eine Ahnung davon hast. Eigentlich spielt das auch keine Rolle. Du hast auf jeden Fall Worte dafür gefunden; Worte mit denen ich nicht so sehr auf Kriegsfuß stehe wie mit denen auf Deiner Karte.
Doch immer noch hänge ich zwischen den Zeilen jetzt.
Zwischen den Kapiteln; unseren Kapiteln. In diesem jetzt geht es um mich ganz alleine, und der Inhalt überfordert mich. Das Leben überfordert mich. Ich hab's schon reduziert auf: Existenz und selbst das erscheint mir ein Ding der Unmöglichkeit manchmal. Fühlt sich nicht gut an, Kollateralschaden zu sein, denn mehr ist Dein Abstand brauchen im Grunde ja nicht. Du brauchst keinen Abstand von m i r. Nur von etwas, dessen Teil ich nun einmal bin. (Und bleiben werde. Mit Montag, und allem was zu ihm gehört.) Fühlt sich nicht gut an, dieses schlechte Gewissen, weil ich etwas bekomme, das [Name] verwehrt bleibt. Fühlt sich nicht gut an, diese Distanz, und dieses Schweigen, und das Nicht-Wissen. Manchmal weiß ich nicht mal mehr, was ich denn nun eigentlich will, von Dir. Das geht dann nicht konform mit meinen Wünschen - dass ich vielleicht auch etwas Abstand vertragen könnte, nur um mir zu beweisen, dass ich von Dir nicht so schrecklich abhängig bin. Natürlich könnte ich das auch alleine.
Wenn man alles richtig macht, braucht man den Wendepunkt schließlich nur ein Mal -
Und wir sind doch dem Laufe der Zeit gefolgt. Still seit einem Tag im August, vor Blicken verborgen, aber verwoben ineinander, allem zum Trotz. Dann - und hier enden die poetisch-pathetischen Worte auch schon - hast Du irgendwann beschlossen, einen Staudamm zu errichten in unserem Fluss, so wie ein Biber es tun würde, und ebenso wie bei einem Biber weiß man nicht genau, warum er das eigentlich tut. Warum stört sich der Biber an fließendem Fluss? Warum hast Du Dich gestört an mir, an uns? Warum dachte ich, Deine Gefühle zu kennen, weil Blumen, und Türme, und Träume, und habe dann plötzlich aus Deinem Mund die Worte "nicht (mehr) richtig" vernommen? Warum all das hinter verschlossenen Türen? W a r u m all das? Warum fehlen mir immer die Antworten, auf all meine Fragen; warum muss(te) ich die wenigen Worte vom Fußboden sammeln mit meinen doch so stetig zitternden Fingern? Warum: erst über-irdisch schön und dann viel zu kalt, in weißen Häusern und sterbenden Gärten? Und warum müssen wir uns trennen an den Bahngleisen, immer wieder.
(Keine Frage mehr, sondern Aussage jetzt. Ich weiß schon.) Aber Du hast mich glauben lassen, ich hätte eine Chance, wo Du doch nie mehr wolltest, als in den Sternen zu stehen, was? Das tust Du auch, für immer. Wenigstens das bleibt mir von Dir.
Ach meine Liebe, es ist an mir, Deine Worte in Worte zu fassen, und ich weiß nicht, wie ich das über die Bühne bringen soll. 24 Stunden später habe ich zwar den Schock einigermaßen verarbeitet, aber ... Uff. Bin vielleicht noch minimal schockiert über meine letzten Worte - zusammen in einem Boot sitzen? Dass ich nicht lache. Wenn schon Boot, dann eher so: on a cruise ship without any stewardship, what a thrill [Enter Shikari - Losing My Grip] Verantwortung? Ist schon lange von Bord gegangen. Genauso wie alles andere das sinkende Schiff verlassen hatte; nur Du dachtest, Du würdest glücklich in den Sonnenuntergang segeln, was? Cold Brew in der Hand und zufrieden (!) damit, und plötzlich stehe ich auf der Matte und will unseren lauwarmen Kaffee thematisieren; aufwärmen oder gar trinken würde ich das Zeug auch dann nicht, wenn ich kurz vor dem Verdursten wäre. [Und ich war kurz vor dem Verdursten. Aber anstatt dass Du mir den Weg weist zu einer Quelle, hast Du mir Dein Salzwasser angepriesen in höchsten Tönen. Und ich habe Dir jedes verdammte Wort geglaubt.] Aber. Nun. Nicht. Länger.
Ich glaube Dir kein einziges Wort mehr. Ich meine - nenn mich ruhig naiv, aber ich meine noch immer wirklich - dass Du mich niemals anlügen würdest. Du glaubst diese Dinge selbst. Oder: versuchst sie Dir glaubhaft einzureden, und ganz ganz fast gelingt es Dir auch. Bis ich plötzlich auf der Matte stehe, wie gesagt, und Du Angst bekommst, dass Dir das Ganze doch noch um die Ohren fliegen könnte - und wie tragisch das wäre, so kurz bevor Du Dein wundervolles Inselparadies erreichst. Es ist Angst, die Dich so passiv-aggressiv werden lässt, dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen. (Früher hätte ich auch meine Hand ins Feuer gelegt. Für Dich. Ich glaube, Du nimmst mir übel, dass ich mir nicht länger meine Finger verbrennen würde.)
Es ist Angst, die Dich vorwurfsvoll fragen lässt, wieso ich das Thema überhaupt [bei meinem Therapeuten] angesprochen habe. Weil Du mir weh getan hast. Weil mir in meinem ganzen Leben noch nie jemand so sehr weh getan hat wie Du. Und das kannst Du einfach nicht sehen. Und was macht das aus Dir? Ich war nicht darauf vorbereitet, D i c h plötzlich zu beschwichtigen, und mit einem Mal rede ich Dir nur noch nach dem Mund; ja natürlich habe ICH das genauso gewollt, aber das heißt ja nicht, dass wir nicht vielleicht doch einen Fehler gemacht haben. Es würde Dir doch keinen Zacken aus Deiner gottverdammten Krone brechen, das endlich zuzugeben.
Ich bin ein paar Tage zu spät dran dieses Mal. Nicht, dass Dir das aufgefallen wäre, nicht, dass Du das hier lesen würdest. Aber ich frage mich, ob sich dieses Datum auch so in Deinen Kopf gebrannt hat wie in meinen. Ich hoffe, dass das nicht der Fall ist. Für Dich hängt nur Verlust damit zusammen, nicht? Für mich ... ist es anders dieses Mal. Mir ist so gar nicht nach out & proud zumute. Denn ich habe eine Fehlentscheidung getroffen, damals. Weil ich dachte, die Sache so klar zu sehen. Endlich, endlich Klarheit, und es war ja auch kein Fehler, es hat sich etwas ändern müssen, bloß zu 100% richtig war es eben auch nicht. Ich widerspreche mir, meinst Du? Habe ich die Worte denn damals in Stein gemeißelt? (Hör nur, hör nur wie ich mich rechtfertige mit Hilfe von Banalitäten.) Es schien doch so plausibel, die Gleichung schien aufzugehen, selbst für mich, und ich war nie gut in Mathematik. Doch dafür hat's gereicht; 1 + 1 ergibt nunmal 2 - doch wenn 1 gar nicht 1 ist, man das nur glaubt, weil man die Handschrift nicht richtig entziffert hat, weil man vielleicht vergessen hat, die Brille aufzusetzen, und eigentlich steht da eine 7, dann k a n n das Ergebnis nicht stimmen. Also hab ich's neu berechnet - im Juni war's noch 8, und dann habe ich meinen Someone getroffen, und das Rechnen sein gelassen; die Summe ändert sich wöchentlich. Heraus kommt immer "Richtig" und das tut mir Leid; es tut mir Leid, verdammt, ich hab Dir nie so weh tun wollen - und jetzt fehlen mir die Worte, ich weiß nicht, wie ich das hier beenden soll, ohne in Phrasen zu verfallen. Ich hoffe nur, dass Du mir verzeihen kannst, all.diese.Dinge. Noch mehr hoffe ich, dass es Dir gut geht, F. Das hoffe ich von ganzem Herzen.
When you sit there acting like you know me Acting like you only brought me in to get below me Never mind the death threats parting at the door We'd rather be six feet under than be lonely And if you had a problem then you should have told me Before you started getting all aggressive and controlling Sleep Token - Granite
Jetzt mal im Ernst. Was ist denn los mit Dir? Ich hab getan, was Du wolltest. Und jetzt ist das hier meine Schuld? Ja, ich bin gegangen. Ich bin tatsächlich gegangen - nachdem DU mich weg geschickt hattest. Ich wäre doch geblieben - Du hättest es nur sagen müsen, aber Du wolltest nicht. Und nun stört es Dich, dass in meinem "neuen Leben" kein Platz mehr ist für Dich? Wessen Verantwortung ist denn das? Hätte es Dir vielleicht gefallen, wenn ich noch länger gewartet hätte auf Dich, irgendwo da zu Deinen Füßen? Das kannst Du vergessen. Du wolltest Dich doch nie befreien; wolltest bloß ein bisschen Gesellschaft haben in Deinem verdammten goldenen Käfig. Und ich war zu blind, um das zu erkennen. Aber nun weiß ich es besser. Und ich werde garantiert nie wieder auch nur einen einzigen Fuß über Deine Türschwelle setzen.
Ich werde nicht lügen; Dich nicht anlügen. Das habe ich noch nie getan, und ich werde jetzt nicht damit anfangen: Ich habe mich wohl gefühlt in Ketten; habe mich Dir näher gefühlt. Schließlich warst Du doch auch nie frei - nicht in Bezug auf mich. Wobei ich immer wieder sagte, dass Du könntest, wenn Du nur genug wolltest, und dann habe ich meine Zeit mit Warten verbracht, so heilig wie ein Märtyrer. Das Schlimmste daran ist: Gestorben bin ich zu Beginn, und nie am Ende. Und dann nimmst Du Dir raus, von "Wiederauferstehung" zu sprechen - dazu hast Du kein verdammtes Recht, Du warst doch immer kaum mehr als ein Zuschauer; k a u m, weil Du mit Sicherheit nicht alle Kriterien dafür erfüllst, immerhin hast Du mir weder applaudiert, noch für die Vorstellung bezahlt. Oder hast Du? Nein, warte, das darfst Du mich nicht wissen lassen; es scheint so lächerlich beliebig, welche Grenzen Du entscheidest zu überschreiten. Und ich darf: nur davon träumen, und nicht mal im Traum daran denken. Chez, wie habe ich das denn nie sehen können? Ich habe mich nun endlich getraut zurück zu lesen, weißt Du, und wenn ich mir vor den Kopf hauen würde für jede red flag, läge ich längst mit einem SHT im Krankenhaus. Ich werde nun noch einmal wieder auferstehen, aus all den Trümmern, die Du zurückgelassen hast, geschützt vor Deinen Blicken, damit die mich nicht direkt wieder zu Staub zerfallen lassen. Unterm Strich werde ich Dir natürlich immer dankbar sein - auch wenn ich wütend klinge im Moment; ich bin dankbar für den Samen, den ich in der Asche gefunden habe: Aus diesem wächst wieder Hoffnung, und zwar nicht die der giftigen Art.
Ich habe das schon so lange gewollt. Aber Du hast es zu verhindern gewusst. Du musstest irgendwann auch gar nichts mehr sagen; ich hatte gelernt, wie ich mich zu verhalten habe, um Dich bloß nicht zu verärgern. Denn wütend warst Du ein anderer Mensch - und ich noch weniger in Sicherheit. Aber Du hast gesagt, Du liebst mich, und ich habe Dir geglaubt. Also habe ich Dir alle Deine "Fehler" verziehen. Ich habe gedacht, dass Du Dich dieses Mal wirklich änderst. Aber dies zu glauben, war mein Fehler. Ich habe auch einen Fehler gemacht, als ich nicht schon im Dezember gegangen bin. 18 Monate hat es noch gedauert, bis ich verstanden hatte, was Liebe n i c h t ist. Und sieben lange Jahre mussten vergehen, bis mir klar wurde: Du hast mir nichts genommen. Du hast mich nicht gebrochen. Jetzt tue ich all die Dinge, die damals nicht möglich waren. Manchmal denke ich dabei an Dich; male mir aus, was Du wohl dazu zu sagen hättest. Aber viel öfter tue ich das nicht. Weil ich weiß, dass es nun keine Rolle spielt.
Dein unser Geheimnis brennt auf meiner Seele wie ein Schandfleck. Ich will das nicht; ich will das so nicht. Ich drehe den Briefumschlag in meinen Händen, in der verzweifelten Hoffnung, dass er zwischen meinen Fingern mitsamt seinem Inhalt zu Staub zerfällt. Du warst so eisig, so bestimmt, als ich Dir das gerade zurückgeben wollte. Das macht mich richtig wütend. Verstehst Du denn nicht, dass das zu viel ist? "Ich hätte ja auch sagen können, dass." Ja, hättest Du das mal gesagt; verdammt, das wäre für mich viel einfacher gewesen. Ich will auch nicht dankbar sein müssen, wenn es sich doch anfühlt wie ... Gebrandmarkt zu werden. Ich bin jetzt - zu was macht mich das? Zu was macht m i c h das, möchte ich fragen, aber das geht nicht, weil ein Geheimnis beinhaltet, es keiner dritten Person zu erzählen, und Dir kann ich es nicht sagen. Du hättest das einfach nicht tun dürfen, denke ich; nie nie nie werde ich [davon] Gebrauch machen. Stattdessen wird es da sitzen, Dein unser Geheimnis, in meinem Kleiderschrank wie ein Monster, das mich aus seinen giftgrünen Augen anstarrt. Und ich hab giftgrüne Flecken auf meiner Haut, da wo ich's berührt habe. Wie ein Schandfleck, der auf meiner Seele brennt.
ich schwöre, chez, ich hätte das wort nicht verwendet, wenn ich es nicht aus deinem mund zuerst gehört hätte. (schon vor ein paar jahren, und nicht auf mich bezogen; aber ich bin froh, dass du es gesagt hast. rückblickend, natürlich, in der situation hab ich's gehasst, dass es um das schokoeis-mädchen ging, und nicht um mich.) ich hätte es sonst nicht verwendet; nun habe ich es auch mit einer einschränkung versehen, "ein klein wenig", "ein klein wenig, könnte man sagen" und dann hab ich das ausgesprochen, und sie fängt plötzlich an zu lächeln, als sie versteht? sie versteht das einfach?! das ist noch nie zuvor passiert - und nicht nur das, sie sagt "so jemanden habe ich auch. meine heißt [name]. und deine?" und ich habe nicht gezögert; nicht einen sekundenbruchteil habe ich - und das ist sonst immer passiert; noch nie habe ich jemandem deinen namen genannt. sie findet ihn schön; sie findet das schön hat sie gesagt, und ich musste auch lächeln, als ich verstanden habe, dass sie versteht, und ich kann kaum noch damit aufhören. ich muss dich (dort) nicht verstecken; ich kann jetzt reden über dich, und werde von ihr nicht dafür verurteilt - sie hat sogar gefragt, ob wir uns [...] haben, und ich hab ja gesagt, und das ändert für sie nichts? sie findet das einfach in ordnung?! ich bin noch immer ganz verblüfft, weißt du, und eigentlich wollte ich ihr sagen, dass mir das gespräch richtig gut getan hat, aber ich habe mich nicht getraut. so wie ich eigentlich erst gar nicht über dich reden wollte, aber sonst hätte sie sich nur sorgen gemacht, und das konnte ich nicht zulassen. weil sie ist ein kleines bisschen viel zu gut zu mir. genauso wie du. womit hab ich euch beide bloß verdient?
Ob ich wütend bin auf Dich hast Du mich am Telefon heute Nachmittag gefragt. (War das bevor oder nachdem ich Dich minutenlang angeschwiegen bzw. sämtliche meiner Sätze abgebrochen habe? Bevor oder nachdem ich in Tränen ausgebrochen bin? Bevor oder nachdem ich sagte, es sei ein Fehler gewesen, Dich anzurufen? Ich weiß es nicht mehr.) Jedenfalls: ich habe Deine Frage verneint, glaube ich; gleichzeitig habe ich nie aufgehört wütend zu sein seit dem ersten Mal. Wenn ich hier so zurücklese, stolpere ich immer und immer wieder über diese Formulierung. Wenn ich hier so zurücklese scheint es mir, als sei ich nur wirklich i c h gewesen, all die Male in denen ich diese Worte geschrieben habe. Aber das ist eine Momentaufnahme; ich bin so wütend, ich könnte das gesamte Haus in Brand setzen.
"Ich bin wütend seit Tagen." "Und das macht mich wütend, weil." "Ich merke wie die Wut allmählich in mir hoch kocht." "Ja, ich bin wütend, so als könnte sie etwas dafür, dass." "Und der Gedanke daran macht mich so wütend, dass." "Mittlerweile werde ich wütend wenn ich daran denke."
Das mal so aus dem letzten halben Jahr. Und nichts davon habe ich Dir jemals ins Gesicht gesagt. Ebenso wenig wie das hier: es fühlt sich vorbei an seit dem letzten Mal. Manchmal nur ein klein wenig. Und vorhin am Telefon dann ein wenig mehr. Deswegen sagte ich zu Dir, der Anruf sei ein Fehler gewesen. Weil ich doch gerne noch ein bisschen länger die Augen vor den Tatsachen verschließen möchte. Ich hab einfach nicht gedacht, dass das mit dem Gehenlassen auf diese Art und Weise geschehen würde. Vielleicht war ich ein wenig naiv; hab gedacht ich wache auf eines Tages und stelle fest: Es ist so weit. Stattdessen passiert es schleichend, so als würdest Du mir aus den Händen gleiten. Und ich verspüre nicht den Impuls, Dich festzuhalten, zumindest die meiste Zeit nicht. Wir wissen ja beide um meine Ambivalenz. Das ist es, was es für mich so anstrengend macht, und heute habe ich Dich halt mit reingezogen. Ich würde mich ja entschuldigen, aber es tut mir überhaupt nicht Leid. Das tut mir Leid. Und das sind die besten Schlussworte, die es heute geben wird, denn es ist gleich 22 Uhr und ich muss meinen Koffer noch packen, für meinen Wochenendtrip in der Heimatstadt. Bei dem ich Dich nicht sehen werde, aus ... Gründen. (Aber ohne Dich macht das aus Heimatstadt einfach nur noch: Stadt. Und das sind doch Schlussworte, in denen etwas mehr an Gefühl steckt.)
Ja. Nun. Wir sind schön gescheitert, was? Das liegt an mir. So jetzt nach 2 Jahren sollte ich vielleicht mal gestehen: wir haben unser ursprüngliches Ziel gar nicht erreichen können. "Wir" hatten nie ein ursprüngliches Ziel. Du hattest eins. Und eventuell, hin und wieder, hab ich auch daran gedacht; hab gedacht Funktioniert nicht so wie geplant, lass dem Ganzen mal mehr Zeit geben. Und jetzt stehe ich hier. Und gebe dem Ganzen mehr Zeit. Und zwar nicht in der Hoffnung, dass es funktioniert wie geplant. Sondern in der Hoffnung, dass Du es Dir anders überlegst. [Der letzte Punkt ist mit Nachdruck gesetzt. Nun eine Kunstpause.] ... Das ist schockierend, ich weiß. Wer hätte denn bloß ahnen können, dass es zu diesen "Komplikationen" kommt? Wer hätte denn voraussehen können, dass ich viel zu viel auf eine einzige Karte - auf Dich - setze; ich kenne das Risiko, ich habe eine Ahnung von dem Gefühl, das zurückbleiben wird, und ich bin vor drei Jahren fast zerbrochen daran. Ich konnte nicht anders, ich wusste nicht wie. Du konntest auch nicht anders, hast Du mir gesagt, obwohl Du immerhin eine Wahl hattest. Ich hab mich nie entschieden; Du hast Dir einiges an Zeit gelassen. So ein Frevel will wohlüberlegt sein sagt irgendeine Stimme in mir. Trocken, sehr trocken. Ungefähr so trocken wie mein "Deswegen bin ich auch heute hier" - um es nicht zu Ende zu bringen.
Okay, sorry, jetzt mal ehrlich. Du hast da* ungefähr so lange mitgespielt, wie ich existiere, und musstest Dich dann abwenden von den Dingen, die jahrelang gepredigt wurden. Erst musst du die Hausaufgaben machen, dann darfst du Fernsehen gucken. Denk dran die Hände vor dem Essen zu waschen. Und nein, du darfst diese streunende Katze nicht einfach von der Straße ins Haus holen...Miau. Ups. Nein, das klingt jetzt so, als sei ich Dein charity case, und/oder als hätten Deine Eltern ihre Finger mit im Spiel. Letzteres ist nicht möglich; um das Erste zu entkräften, fehlen mir die Argumente. Mh. Ich wollte auch eigentlich nur ausdrücken, dass es gewagt gewesen ist. Damals. Und wir haben ja schon festgestellt - das mit dem [hm, möchte ich dieses Wort hier erwähnen? Danke, aber ich verzichte] hat wohl nicht so gut geklappt. Wir könnten dann jetzt auch aufhören, könnten wir? Wenn's so nicht leichter wird, sondern, naja, ein Trümmerbruch eben?
Aber wer weiß das schon. Wer weiß, wann und wie wir brechen. Wenn's sowieso immer anders kommt. Wie kann ich mir dann sicher sein. (Ich dreh mir gerade selbst nen Strick. Bin mir zu sicher, dass Du Dir jetzt auch sehr sicher bist, aber am Ende nicht mehr. Schließlich habe ich 10 Finger, um einen davon werde ich Dich schon noch wickeln. (Ich war gerade so Warte, habe ich das wirklich gedacht? Aber jetzt steht der Satz schon da. Sieht irgendwie gar nicht gut aus. Ich gehe den Narzissten mal kurz wieder einfangen.))
Was ich überhaupt sagen wollte? Berechtigte Frage. Mal eben zurück spulen zu: wir könnten dann jetzt auch aufhören, könnten wir? ~ Nein ~ Du hättest die Worte üben können, dann wärst Du jetzt dazu im Stande mir zu sagen, dass. ~ Auch nicht ~ Weil Du weißt, dass ich das nicht möchte, richtig? Oder tust Du das für Dich? Die Gedanken muss ich auch einsperren, weil man sich darin so schön verrennen kann. Ich hab das nie verstanden. Klar, Du willst nachts gut schlafen, und wenn ich so am vor-mich-hinsterben bin, ist das irgendwie... störend, schätze ich. (Nimm mal die Verantwortung raus; vielleicht hast Du auch etwas zu viel investiert.) Vielleicht haben tatsächlich wir b e i d e - nee, doch nicht, sowas passiert immer nur mir; ich weiß es einfach nicht besser, weil Du Dich ständig so bedeckt hältst. In diesem Fall ein bisschen zu bedeckt. (Ich werde Dich anrufen die nächsten Tage, weil ich Dich dringend fragen muss, ob.) Ich habe da nämlich ein ganz ungutes August-Gefühl. Wahrscheinlich unbegründet, aber ich schaffe es da alleine nicht raus, und ich wollte mich nicht mehr quälen.
Ich will mich nicht mehr quälen. Ich weiß aber auch nicht, was ich stattdessen gerade will. Kann immer noch nicht genau sagen, wie ich mich fühle. Kann das hier auch nicht zu einem guten Abschluss bringen; reihe es ein zwischen den all den anderen Dingen, die halb beendet sind. Darf nicht denken an die anderen Dinge... an die Dinge, die halb begonnen sind. Da steht's ganz gut. (Oh, jetzt weiß ich es: hab das [nächste Mal] schon festgesetzt und wollte sowas nicht mehr machen. Es ist... unlocker jetzt. Und ich soll mich doch entspannen. Mache ich ja auch. Ich sehe entspannt der nächsten Katastrophe entgegen. So "gut" wie es jetzt ist, wird's nicht bleiben.)
[Nachtrag zum Nachtrag, bei Tageslicht dieses Mal: "erfolgreich" gescheitert sind wir natürlich erst, wenn ich mich von meiner Wut leiten lassen. Was... hin und wieder geschieht, aber nie für lange; es ist kein Ende am Ende. (Nicht dass mir jemand vorwirft, ich hätte das Meme nicht verstanden.)]
Ich vermisse Dich so sehr, dass es mich fast zerreißt. Ich meine, Du fehlst mir i m m e r, bloß ist es manchmal fast unmöglich schwerer auszuhalten, und heute war "manchmal" eben mitten in der Therapie. (Glücklicherweise war gerade ein Vierjähriger da, der die Aufmerksamkeitsspanne eines Eichhörnchens hat. Dem ist nicht aufgefallen, dass ich plötzlich kaum noch sprechen konnte, weil mir so dermaßen die Luft weg blieb.) Ich frage mich, ob Dir das auch passiert; ob Du manchmal an mich denken musst, mitten auf der Arbeit, aus heiterem Himmel. Weil ich Dir ja schließlich auch fehle(n werde) - das waren Deine Worte, über die ich mich erst sogar ein wenig gefreut habe - es war eine Erleichterung zu wissen, dass ich mit diesen Gefühlen nicht alleine bin. (Besser: sein werde. Es war ein "sein werde" zu dem Zeitpunkt.) Mittlerweile werde ich wütend wenn ich daran denke, weißt Du. Inzwischen denke ich, dass es Dir gar nicht zusteht, mich zu vermissen. Es steht Dir nicht zu; nicht, wenn Du es hättest anders haben können. Wenn Du mich mehr hättest haben können, und Dich dagegen entschieden hast, die letzten zwei von unseren sieben Jahren, immer wieder. Das Schlimmste ist: Du könntest mich noch immer haben. Jetzt. Heute. Hier. Und auch zu einer Zeit, zu der weitere sieben Jahre vergangen sein werden, wirst Du mich haben können. Weil ich nie aufhören werde mir zu wünschen, dass Du irgendwann frei bist. Für ein Leben mit mir. (Bis dahin zerbreche ich, ein bisschen nur.)
Watch me fall apart over you Watch me fall apart trying to please you
And you can't decide if it's enough You can't decide if it's enough Six billion lives looking for love And you can't decide if it's enough Nothing But Thieves - Six Billion
Vor fünf Stunden hast Du mich gefragt "Was ist los?" als ich am Telefon nicht mehr sprechen konnte. Da konnte ich nicht sagen Du brichst mir das Herz. Dich das gerade sagen zu hören bricht mir das Herz. Deine Worte waren zwar allgemein gesprochen, aber die gleichen Dinge hättest Du auch über uns sagen können. G e n a u die gleichen Dinge könntest Du auch über uns sagen. Ich sitze jetzt hier, fünf Stunden danach, und frage mich immer noch - oder schon wieder? - was das nun für eine Bedeutung hat. (Ich habe keine Chance. Hatte ich nie, was?) Ich sitze auch hier und frage mich, was ich im Moment fühle; vielleicht ist da Wut, weil es sich gerade nicht so anfühlt, als wärst Du Teil der Lösung, Cheza. Du solltest Teil der Lösung sein. Weißt Du das denn nicht?
Und ich weiß nicht - ich weiß immer noch nicht, was zum Teufel wir hier eigentlich veranstalten. Die meiste Zeit brauche ich keine Antwort auf diese Frage, weil es sich richtig anfühlt, der Rest ist egal. Jetzt fühlt's sich mit einem Mal nicht mehr richtig an; es fühlt sich an wie: gefangen sein und sich nicht befreien können - so ungefähr das Gegenteil von dem, was Du Dir wünschst für mich. Du beschreibst dann, was ich brauche, und ich denke: Du beschreibst Dich. Es klingt, als würdest Du von Dir sprechen - tust Du aber nicht. Das. Tut. So. Weh. Dich plötzlich nicht mehr von "Gegenseitigkeit" sprechen zu hören auch - aber Du meinst ja gar nicht uns, sondern ganz neutral zwei Personen, die nicht unsere Namen tragen, wohl aber in unserer Position sind. Als würden wir ein weiteres Mal passieren. Als wären wir kein Fehler, den es auszubessern gilt beim nächsten Mal. (Nein, ich bereue es nicht, mich wieder und wieder für Dich entschieden zu haben. Aber ein Teil von mir glaubt, das wäre die einzig angemessene Reaktion.)
We're in hell, can't leave this dark place Try to break and I'm on your tail If all that suffers is real Then it's only us who feel Only us who feel Antimatter - Partners In Crime
Ich bin hin und hergerissen, weißt Du? Ob ich Dir heute noch schreiben soll oder nicht. (Gerade hatte ich einen Vergleich im Kopf in Richtung Weihnachten und in die Kirche gehen. Aber bei genauerer Betrachtung weißt der Schwächen auf, also lass ich's.)
Es wäre heuchlerisch. Dir heute zu schreiben, meine ich. Denn unsere Freundschaft ist im Grunde tot. Sie ist langsam gestorben; es war ein Dahinsiechen, das sich nun über zwei Jahre zieht - ich sehe sie jetzt da liegen, noch an der Beatmungsmaschine angeschlossen, und ich bin nicht dazu in der Lage, den Stecker zu ziehen. Ich kann's nicht. Weil ich dann zurückdenken muss, an die Zeit zu der ich Dich kennengelernt habe. Eine turbulente Freundschaft "auf den ersten Blick" - wir waren schon unzertrennlich zu einem Zeitpunkt, an dem Du noch gar nicht von Aphelios wusstest. Es war Dein trockenes "Das kenne ich" das uns noch mehr verbunden hat; partners in nicht nur sprichwörtlichem crime. Das erste - und einzige - Mal in meinem Leben dass ich etwas Illegales getan habe, mit Dir an meiner Seite. (Ich hab Dir glaube ich nie erzählt, dass ich jedes Mal, wenn ich dieses Kleid getragen habe, ein schlechtes Gewissen hatte.)
Darüber hinaus waren es eher Ordnungswidrigkeiten, die kann ich nicht zählen. Wie oft wir die Schule geschwänzt haben und in Deinem Auto an den See gefahren sind, zum Beispiel. Und dann wurdest Du älter, vernünftiger, hast Dein Leben geregelt(er) bekommen, und meins war halt immer noch außer Kontrolle. 2019 habe ich dann die Ausbildung angefangen, alles schön und gut, nur diese.eine.Sache hatte ich noch immer nicht "im Griff" und ich frage mich, ob ich mit meinem Nicht-Loslassen-Können - aus Deiner Sicht - zu weit gegangen bin.
Aber. Im Grunde kannst Du das nicht beurteilen, weil wir seit fucking anderthalb Jahren kein richtiges Gespräch mehr geführt haben. Ich hatte noch gar keine Gelegenheit Dir zu erzählen, wie sehr ich nicht losgelassen habe. Ich muss Dir das auch gar nicht sagen um zu wissen, dass Du es nicht verstehen würdest. Weil Du wahrscheinlich immer noch denkst, dass sie lediglich... Dass sie ist wie... - sorry, und da hast Du halt einfach Unrecht. (Das sage ich mir. Immer und immer wieder. Ich könnte es nicht ertragen, wenn Du am Ende Recht hast. Nicht, dass ich Dir das nicht gönnen würde, aber der Gedanke daran, was das für siebedeuten könnte, würde mich schier umbringen. Sie ist nicht wie der Rest. Weil ich für sie nicht bin wie der Rest. Oder wie auch immer das zusammenhängt.)
Eigentlich will ich bloß wissen, ob ich uns kaputt gemacht habe in dem Moment, in dem ich anfing Deinen Fragen auszuweichen. Das habe ich ja gar nicht für lange getan. Aber wahrscheinlich war das der Anfang vom Ende; nur dass wir jetzt die Rollen getauscht haben, und Du... Du weichst nicht mal mehr aus, denn dazu müsste ja noch irgendeine Antwort von Dir kommen. Da ist aber Funkstille, und ich bin den Versuch langsam Leid, Dir alles aus der Nase zu ziehen. Ich höre jetzt auf damit, Xayah. Ich bin gespannt, was Du im Frühjahr daraus machst. Ob Du versuchst, diese Freundschaft zu reanimieren. Oder sie endgültig zu Grabe trägst.
Ich gebe Chopin nicht die Schuld; er kann ja gar nichts dafür, dass jedes klassische Musikstück nach einem Sonntagmorgen mit Dir klingt. Dass es nach frischen Brötchen vom Bäcker klingt. Dass es nach Kaffee klingt und dem Kreuzworträtsel aus der Zeitung von Samstag, die Du Deiner Mutter geklaut hast. Weil ich nun mal Kreuzworträtsel liebe, das aus der Zeitung das Beste ist, und Du... Alles für mich tun würdest. Du lässt mich sogar gehen - an unserem letzten Sonntagmorgen gibt es keinen Kaffee mehr und auch kein Kreuzworträtsel. Stattdessen packe ich meine Sachen und Du bringst mich nach Hause, noch vor dem Frühstück, weil wir uns nichts mehr zu sagen haben. Weil da mit einem Mal keine Worte mehr sind, sondern nur noch Schmerz. (Ich hoffe, ich habe Dir erzählt, dass es mir unendlich Leid tut. Es tut mir Leid, dass ich plötzlich nicht mehr Dich gebraucht habe, sondern das Ende.)
Seitdem sind viele Wochen vergangen. Dies ist der hundertvierundsechzigste Sonntagmorgen den ich nicht mit Dir verbringe, sondern alleine. Es fehlt mir, sie zu teilen, diese Morgen, aber die Wahrheit ist - es fehlt mir nicht (mehr) sie mit Dir zu teilen. Ich wäre dann jetzt bereit, diese Zeit mit einer neuenPerson zu verbringen. Aber die Wahrheit ist, ich habe gelogen. Sie ist es, mit der ich diese Zeit verbringen möchte. Ich muss das hier jetzt beenden, bevor ich n o c h eine Wahrheit ausspreche. Eine, die offenbart, was ich wirklich bin: kein guter Mensch. Also mache ich hier nen Punkt - vielleicht mache ich auch noch drei oder vier, aber auf keinen Fall mehr als vier Punkte. (Eins)
Ich denke an Dich. (Zwei) Nur von Zeit zu Zeit. (Drei) Hoffentlich geht es Dir gut. (Vier)
Ich habe mein Wort heute nicht gehalten, aber an jedem anderen Tag. (Fünf)
Könnte ich den Song falten wie einen DIN A4 Zettel, dann würde ich ihn in einen Briefumschlag stecken und Dir mit der Post schicken. Mit besten Weihnachtsgrüßen. Kann ich aber nicht, was gut ist aus zwei Gründen: 1) Das Lied würde Dir nicht gefallen - Du würdest es vermutlich irgendwo zwischen "Gestohlener Lebenszeit" und "Lärmbelästigung" einsortieren - und 2) So muss ich nicht gestehen, wie "tief gesunken" ich schon wieder bin. Um diesen Song (oder: Dead by April allgemein) zu hören muss ich nämlich in einer ganz besonderen Stimmung sein. Weltuntergangsstimmung. Jetzt kann ich einfach verschweigen, dass ich vor ein paar Tagen einen Post geschrieben habe, in dem ich mich mit meinen immer wiederkehrenden Anflügen von Suizidalität auseinandergesetzt habe. Die ist inzwischen fast überwunden; dafür geht es mir im Moment anders schlecht. Jetzt muss ich nämlich wieder Gefühle fühlen. Ein paar Tage lang war ich so naiv zu glauben, dass ich diesen Dezember ungeschoren davonkomme, aber... Nein. Ich kann nicht mehr aufhören daran zu denken; an Dich zu denken. Ich möchte doch nur nach Hause. Etwas in mir weint und tobt vor Verzweiflung - gerade wo ich dachte, genug Fortschritte gemacht zu haben, um mir bei d e m Gedanken nicht mehr die Lunge aus dem Hals schreien zu wollen. Aber noch immer falle ich auseinander, so wie das erste letzte Mal. Es ist auch egal an welchem Ort und zu welcher Zeit ich - offiziell - bin; überall umklammere ich bloß meine Teetasse und weine in meinen Kuchen. Öffne ich mit viel zu kalten Fingern ein Geschenk, das in dunkelblaues Papier eingepackt ist. Schaue ich abwechselnd aus dem Fenster und in das Buch, aus dem ich Dir vorlese. Beschließt Du nach monatelangem Warten gnädigerweise mich nicht zu Deinen Füßen sterben zu lassen. Da spricht vielleicht ein klein wenig Wut aus mir. Aber dann denke ich an die mehr als perfekten Momente. Die habe ich ja auch gesammelt, schriftlich, weil man die leider nicht ein Glas packen und nochmal erleben kann. Das ist schade. Ich würde gerade so dringend einen davon brauchen - und das nicht nur auf dem Papier.
Ich schreibe also diese Worte; schreibe Worte in die Stille und weiß dass ich auch schreien könnte: es macht keinen Unterschied. Du hörst mich nicht. Du hörst mich nur, wenn wir beide uns im selben Raum aufhalten; zu jedem anderen Zeitpunkt existiere ich in Deinem Leben nicht. Ich bin wie ein Geist; dabei bist Du es, die meine Gedanken heimsucht.
H i e r unterbricht mein Schreibfluss, ich stolpere über das Wort heimsucht. An dieser Stelle ein Verb: 3. Person Singular Präsens Indikativ Aktiv; "heimsucht" wie in "Als etwas Unerwünschtes, Unheilvolles o. Ä. über jemanden, etwas kommen; befallen." (Danke, Duden.) Aber wenn man es mal als Kompositum betrachten würde? Also heim+sucht? Und damit meine ich "heim" wie in "zuhause" und "sucht" wie in "suchen"? Das wäre dann nämlich meine Wenigkeit; 20 Jahre lang war ich "Die Heimsuchende" - bis ich mein Zuhause (bei Dir) gefunden habe.
So, und jetzt noch ein linguistischer Gedankengang - wir machen aus "heimsucht" noch ein Kompositum, dieses Mal aus zwei Nomen: wieder "Heim" wie in "Zuhause" und die "Sucht" wie "Abhängigkeit" - und auch in diesem Fall bin ich schuldig im Sinne der Anklage. Ich bin "heimsüchtig" - kann nicht genug bekommen von meinem Zuhause; von Dir. Und das ist der Fehler im Plan. Denn geplant war nie Mehr.Sondern immer nur Weniger. Ich erinnere mich noch daran, wie Du, als wir vor ein paar Monaten gesprochen haben, versucht hast die Veränderung zu relativieren. Erst dachte ich, dass Du Recht hast mit Deiner Sichtweise. Aber man kann das Ganze nicht mit meinen - Wortwahl? - restlichen Freundschaften vergleichen. Schon aus dem Grund, weil wir eben keine Freunde sind.
Ich meine, Sapphire sehe ich üblicherweise zu Weihnachten, und dann meist erst wieder im Frühjahr, weil sie so weit weg wohnt. Und das ist in Ordnung, eben w e i l wir zwischendurch in Kontakt stehen: per WhatsApp, Skype etc. Wenn ich Dich sehe, meinetwegen auch um Weihnachten herum, und dann erst wieder nach zwei/drei Monaten, herrscht in dieser gesamten Zeit Funkstille. Das ist der Unterschied; das ist es, was mich so... wahnsinnig macht. Ich würde Dir jetzt so gerne mitteilen, dass ich gut in der neuen Stadt angekommen bin, und wie mein erster Arbeitstag lief usw. - dazu fehlt mir aber jegliche Möglichkeit.
Stattdessen ist da Fuchs, der mir 30.000 Fragen stellt. Und vielleicht ein bisschen zu begeistert ist angesichts meiner Anwesenheit. So, um jetzt mal zum Punkt zu kommen mein berühmter Satz, der auch sehr gut zu dieser Situation passt: Ich weiß, dass das so ist, und dass das so sein muss, und dass es nichts gibt, was man dagegen tun könnte. Bloß hilft mir mein Wissen nicht; ich hasse es immer noch wie die Pest. Noch vor ein paar Tagen gingen mir all die Dinge durch den Kopf, die Du nicht tun kannst - nachdem mir auffiel, dass ich Dich mit meiner schwammigen Antwort total im Dunkeln gelassen habe. Das war gar keine Absicht, ich hatte bloß Angst, etwas Falsches zu sagen. (Der Gedanke, dass Du diese Info vielleicht brauchst, weil Du denen* Rede und Antwort stehen musst, hat mich dann fast zur Weißglut getrieben.)
Der Gedanke, dass Du diese Info für Dich brauchst... ist eigentlich gar nicht zulässig. Denn was hätte er - bis ans Ende gedacht - für eine Bedeutung? H i e r sollte ich aufhören, weiter daran zu denken, weil das eine Spirale in nur eine Richtung ist: abwärts. Vielleicht ist das der Zeitpunkt, um auf die Definition von "heimsuchen" zurückzukommen, die ich dem Internet entnommen habe: ich habe Dich mit etwas Unerwünschtem/Unheilvollem verglichen, aber Du weißt bestimmt, dass das überhaupt nicht meine Ansicht ist. Ich habe diese Worte noch nie ausgesprochen, auch nie aufgeschrieben, aber ich halte Dich für das Beste, was mir passieren konnte. Ja... das klingt jetzt wie ein Klischee, und noch vor zwei Jahren hatte ich eine ganz andere Meinung. Da hast Du nämlich gesagt "Es ist das Beste, das hätte passieren können" - und ich habe Dir kein Stück geglaubt.
Aber das war bevor* - und bevor* bestand aus Kälte, Zittern, Panik. Dann vorsichtige Hoffnungen, Tage zählen, noch mehr Panik; aber das weißt Du natürlich. Ich merke gerade, dass ich keine Ahnung habe, wie diese ersten vier Zeilen sich so vervielfachen konnten, und ob dieser Text einigermaßen zusammenhängend ist. (Ich habe heute Morgen Kaffee getrunken. Ich trinke sonst nie Kaffee. Vielleicht erklärt das meine wirren (?) Gedanken.) Ich bin auch zu müde - trotz Kaffee! - um beurteilen zu können, ob man meinen Gedanken folgen kann; heute Vormittag sind so viele Informationen auf mich eingeprasselt, dass ich keinerlei Verarbeitungskapazitäten mehr zur Verfügung habe. Von heute Vormittag würde ich Dir gerne erzählen. Aber.
Ich habe auch gar kein schlaues Fazit an dieser Stelle; ich könnte jetzt über den Preis philosophieren, den ich nun eben bezahle, oder darüber, dass das alles Part des Deals ist - Deal bringt mich dann zu Dealer bringt mich zurück zu Abhängigkeit. Naja, Abhängigkeit hin oder her; trotzdem bin ich jetzt hier. Ich glaube, es war die richtige Entscheidung. Ich weiß, dass Du weißt, dass ich ein bisschen Angst habe; und Du weißt, dass ich weiß, was die Lösung ist für dieses Problem. Aber noch bin ich in Ordnung. Es ist gerade sehr in Ordnung. Keine Kälte. Kein Zittern. Keine Panik. (Okay; ein bisschen Panik.) Aber dafür sehr viel Hoffnung.
Ich finde keinen Schlaf, also stehe ich wieder auf und stelle mich ans geöffnete Fenster. Die kühle Nachtluft streicht über mein Gesicht,
sanft wie Fingerspitzen. Ich schließe die Augen und stelle mir vor,
es wären Deine Hände, die mich berühren. Könnte ich doch ewig
hier so stehen; ich müsste nie wieder in die Realität zurückkehren.
Denn Realität ist: das letzte Mal meine Hand gehalten hast Du vor (viel zu vielen) Monaten. An diesem Tag hast Du mir gesagt, wie sehr ich Dir fehlen
werde. Ich frage mich: bedeutet das, dass auch Du gerade nach draußen
in den Himmel schaust und an mich denkst? Bedeutet das, dass Du
meine Briefe liest, wieder und wieder, und in Gedanken die Linien
nach ziehst, die mein Stift auf das Papier gezeichnet hat? Oder
bedeutet es, dass Du versucht bist, zum Telefon zu greifen und meine
Nummer zu wählen, allen „Regeln“ zum Trotz? Vielleicht träumst
Du ja auch von mir in der Nacht und musst weinen beim Aufwachen, weil
ich jetzt nicht bei Dir sein kann. Und werden Deine Erinnerungen
manchmal auch so unaushaltbar, dass Du zum Alkohol greifst, um
wenigstens für einen Moment vergessen zu können? Gleichzeitig ist es aber
das Vergessen, das Dir am meisten Angst macht; die Angst, dass ich
Dich vergessen könnte, denn was bliebe dann übrig von Deinem Leben? Dabei kannst Du ganz unbesorgt sein: an jedem Ort dieser Welt würde
ich Dich am Nachthimmel finden. Und das ist Fluch und Segen zugleich.
And I will not sleep until you hold me For I can not dream anymore Of you and your absence so haunting I won't sleep, I won't dream anymore Cellar Darling - Insomnia
Gave it all to burn forever underneath the rain Drowning in the present of a past that I couldn't change Writing songs instead of letters because I'm too afraid Afraid of coming back to find that everything is the same Bad Omens - Kingdom Of Cards
I'll do it all over again from the start // And this time you're not leaving me in the dark. Ich schätze, ich sollte mich bei Dir entschuldigen, Cheza. Schließlich habe ich Dir Unrecht getan. Mal wieder. Denn: ich dachte, Du würdest mich im Dunkeln lassen. Mit voller Absicht. Ich war der festen Überzeugung, dass Du das Ende schon im Sinn hast, und beschließt, mir (noch) nicht davon zu erzählen - wohl aus Angst, ich könnte die Wahrheit nicht ertragen. Aber das war nicht der Fall. Du hattest gar nicht die Absicht, mich zu verlassen. Das hätte ich viel eher wissen können, hätte ich Dich gefragt. Habe ich aber nicht - wohl aus Angst, ich könnte die Wahrheit nicht ertragen. Oder besser: das, was ich für die Wahrheit gehalten habe. Und das passiert mir von Zeit zu Zeit, wie Du weißt. Dann überkommt mich die (größtenteils irrationale) Angst, dass Du gehen könntest. So, wie all die anderen Menschen gegangen sind, die für mich eine Bedeutung hatten. Ich muss mich dann jedes Mal rückversichern, dass ich Dir nicht lästig geworden bin, und ich könnte mir vorstellen, dass das für Dich einigermaßen anstrengend ist.
Naja, jedenfalls weiß ich nun, dass Du bleibst. Zwar nicht wegen mir. Und wahrscheinlich auch nicht für mich - dieses Mal nicht. Das macht die Auswirkungen meiner Entscheidung nur noch ... katastrophaler. Ich bin mir nicht sicher, ob das das richtige Wort dafür ist. Aber wenn man bedenkt, was ich am Mittwoch veranstaltet habe, weil ich die Gefühle nicht ertragen habe, passt der Begriff "Katastrophe" vielleicht ganz gut. Ursprünglich wollte ich mir weh tun, weißt Du. Weil ich mich bestrafen muss dafür, dass ich nun eben Verrat begehe. Mir ist klar, dass Du das gar nicht so siehst, und dass es Dir das Herz brechen würde, wenn ich mich verletze, also habe ich "nur" Alkohol getrunken. Im Grunde auch gar nicht so viel; bloß zu viel in zu kurzer Zeit. Naja. Jetzt sitze ich hier mit nem Gin Tonic, und bin noch einigermaßen nüchtern.
Aber. Ich schreibe Dir nicht in der Absicht, Dir von meinen Alkoholeskapaden zu erzählen, Cheza. Ich schreibe Dir, weil dies die einzigen Worte sind, die ich formulieren kann. Ich habe es aufgegeben, über Dich schreiben zu wollen. Und über Dich reden kann ich schon gar nicht, alleine schon weil ich nicht weiß, mit wem. Die Therapie ist quasi beendet - und Irelia hat es sowieso nie verstanden. Außerdem brauche ich niemanden, der versucht das Ganze zu pathologisieren. Das habe ich lange genug selbst getan. Also, wahrscheinlich hab ich's nicht direkt pathologisiert, aber ich war der Ansicht, dass es falschfalschfalsch ist. Ganz im Gegensatz zu Dir; ich hab noch immer Deine Worte im Kopf. Es ist das Beste, das hätte passieren können. Du hast mir das sogar begründet. So wie Du mir Deine Entscheidung letzte Woche begründet hast. Das hat mich ein bisschen sehr glücklich gemacht, weil... so viel habe ich gar nicht von Dir erwartet. Du weißt, dass Du mir das nicht hättest erzählen müssen?
Wenn Du mir jetzt auch noch erzählen könntest... All die Worte die ich hören will aus Deinem Mund, weil ich mir selbst nicht glauben kann. Ich versuche, der "Katastrophe" mit Rationalität zu begegnen, und das hilft genau gar nicht. Rationalität bringt lediglich Phrasen hervor, die zu abgedroschen sind, als dass sie mich beruhigen könnten. Ja, ich weiß, dass es früher oder später "So kommen musste" - ich weiß auch, dass wir schon "Schlimmeres überstanden" haben. 2019 zum Beispiel. Oder letztes Jahr im August. Das Problem ist, dass es dieses Mal meine "Schuld" ist. Es sind nicht mehr nur "die Umstände" die uns trennen, oder Dein Umfeld. I c h bin dafür verantwortlich. Das waren meine Hände. Meine Worte. Und mein Auftreten. Und ich weiß nicht, wie ich mir das jemals verzeihen soll. Weil es doch jetzt schon so unendlich weh tut. Die meiste Zeit überwältigt der Schmerz mich, und er raubt mir die Kraft für so viele Dinge, die eigentlich wichtig wären. Du willst das jetzt wahrscheinlich gar nicht hören. Aber ich glaube, ich bin so kurz davor, meine Zukunft zu sabotieren. Ich will doch nur noch ein bisschen mehr Zeit. Mit Dir. Wir könnten dann so tun, als müsste sich nie etwas verändern. Als müsste ich nicht gehen. Als würde ich nicht auch gehen w o l l e n. Denn Dich will ich immer noch ein Stückchen mehr, weil Du mein Zuhause bist. Und Zuhause bleiben wirst, egal wie viele Kilometer zwischen uns liegen.
Ich weiß nicht, warum ich gerade diese Zeilen tippe. Schließlich hast Du meine Worte nicht verdient. Davon abgesehen, dass Du das hier sowieso niemals lesen wirst... Egal. Folgendes: vor ein paar Tagen hat Reya nicht auf meine Nachrichten reagiert. Dabei antwortet sie meistens recht schnell. Und das Thema war einigermaßen wichtig. Also hab ich ihr ein "Schreib wenigstens "Piep" damit ich weiß, dass du in Ordnung bist" geschickt. Und musste an Deine Nachrichten denken. Angefleht hast Du mich. Als es zu Ende ging. Du hast darum gebettelt dass ich Dir schreibe. Bloß noch ein Mal. Ein letztes Mal. "Schreib wenigstens "Lebwohl" wenn es das ist, was du willst." Aber das habe ich nicht. Weil ich nichts mehr mit Dir zu tun haben wollte. Und weil ich nicht wollte, dass Du "wohl lebst" - jahrelang hat mich der Gedanke, dass Du da draußen bist, und dass es Dir wahrscheinlich sogar gut geht, regelrecht zur Weißglut getrieben. Weil ich, als ich es endlich geschafft hatte mich von Dir abzuwenden, bloß noch ein Scherbenhaufen gewesen bin. Weil Du mir so viel genommen und mich mit so vielen schrecklichen Gefühlen zurückgelassen hast. Mit Albträumen zurückgelassen hast Du mich, in denen fremde Männer mich vergewaltigen. Und "persönlich" bin ich Dir auch begegnet in meinen Träumen. Soll ich Dir verraten, was in denen passiert ist? Ich habe Dir Schaden zugefügt. Auf der Damentoilette eines Kaufhauses in London. Es war Notwehr. Du wolltest mir weh tun, weil ich nun mal die Wahrheit kenne. In einem anderen Traum habe ich mit Dir geschlafen - einvernehmlich. Glaub mir, das war noch verstörender, als Deinen Kopf gegen die weißen Fliesen zu schlagen, bis Du Dich nicht mehr bewegst.
Mittlerweile macht mir der Gedanke nichts mehr aus. Wahrscheinlich bist Du da draußen. Wahrscheinlich geht es Dir gut. Vielleicht bist Du aber auch aus Versehen vor ein Auto gelaufen. Und bist nun querschnittsgelähmt. Oder tot. Weiß ich es denn? Ich weiß nur, dass es mich absolut nicht kümmert. Ich. Fühle. Nichts. Mehr. Wenn ich an Dich denke. Nicht mal mehr Angst; Du hast nur ein Druckmittel - wenn überhaupt. Wenn das nicht auch eine Lüge gewesen ist. Und wenn Du es einsetzt, ist es vorbei. Für Dich. Weil Du Dich dazu zeigen musst. Da ist nun nur noch Verständnislosigkeit. Sehr sehr viel Verständnislosigkeit. Nicht darüber, wie Du so schreckliche Dinge hast tun können. Darüber, wie ich glauben konnte, ich sei "die Böse" in dieser Geschichte gewesen. Denn natürlich hast Du mich so sehr geliebt. Und als ich das erste Mal schon nicht mehr konnte, nicht mehr Teil Deiner verkorksten Fantasien sein wollte und den Kontakt abgebrochen habe, muss ich Dir unendlich weh getan haben. Als ich dann so DUMM war und Dich wieder in mein Leben gelassen habe, habe ich mich tausende Male entschuldigt. Du hast mir den Kontaktabbruch und all die Schmerzen verziehen. "Ich vergebe dir alles, Ria." Bei diesen Worten könnte ich k o t z e n. Wirklich. Ich will einfach bloß kotzen. Das Schlimmste ist, dass ich mir all die Jahre lang nicht verzeihen konnte. Wie ich mich auf Dich habe einlassen können - da waren doch Zeichen! Zeichen, dass Du keine guten Absichten verfolgst. Auch wenn Du nicht um Aphelios wusstest, wusstest Du genau, in was für einer Situation ich mich befinde. Und das hast Du gnadenlos ausgenutzt. Aber das ist vorbei. Es ist auf den Abend genau seit acht Jahren vorbei. Ich hab zwar diese Zeilen geschrieben, Omnos, mit Dir in meinem Kopf... Und ich weiß nicht, was das aus mir macht. Vielleicht ist das nur meine Art, Dir doch "Lebewohl" zu sagen. Denn ich verdiene endlich ein bisschen Frieden.