Sonntag, 30. Mai 2021

I could wreck it if I had to // But I'm the wreck so what would that do?

Montag
Wirre Träume. Traumazeugs. Cheza. Ich versuche, wenigstens die Grundversorgung am Laufen zu halten. Aber ich vergesse Wasser zu trinken und Kartoffeln für das Abendessen zu schälen scheint eine unüberwindbare Herausforderung. (Außerdem: je weniger ich esse, desto weniger Alkohol ist nötig, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Oder?) Da ist - noch - eine Stimme in mir, die zur Vernunft rät. Wäre ich Vernunft nicht bloß so unendlich Leid.

Dienstag
Ich könnte Cheza ja auch einfach anrufen. Aber. Wenn ich sie um 10 Uhr anrufe, störe ich sie
bei x. Wenn ich sie um 13 Uhr anrufe, störe ich sie bei y. Und wenn ich sie um 17 Uhr anrufe störe ich sie bei z. Egal wann ich anrufe: ich störe. Denn das ist es, was ich bin. Ein Störfaktor.

Mittwoch
Irelia ist krank und sagt den Termin ab. [Bitte. Nicht. Auch. Noch. Das.] Zwar meint sie "Wenn irgendetwas sein sollte, können Sie mich auch gerne anrufen" - aber wie soll das denn gehen? Am Telefon funktioniert das mit dem Sprechen doch noch weniger. Und überhaupt: Störfaktor. Das bin ja bloß i c h. Ich habe das mit letztem Donnerstag nicht so wichtig zu nehmen. (Dass ich nahezu komplett entgleist bin und nicht in die Spur zurück finde fällt nicht ins Gewicht.)

Donnerstag
I remain so lost and buried
Under everything that I need
When all I want is you
Marianas Trench - Masterpiece Theatre I


Freitag
Eigentlich wollte ich im Büro nur schnell eine Bescheinigung abgeben. Da sagt Frau Schulleitung: "Frau Daring, lange nicht gesehen. Wie geht es Ihnen?" So zwischen Tür und Angel muss ich mich natürlich für eine diplomatische Antwort entscheiden. Kann ihr ja schlecht sagen, dass ich mich die letzten fünf (?) Tage (besser: Abende) gezielt alkoholisiert habe, weil wegen... Gefühle, I guess? Oder dass ich diese Woche zu oft aufgewacht bin und mein erster Gedanke nicht Cheza galt, sondern sowas war wie "Ich ertrage das alles nicht länger"?
Denn meine Schulleiterin ist zwar auch Therapeutin, aber a) keine Psychotherapeutin und b) selbst wenn: nicht meine Therapeutin. Also geht's mir gut genug.
(Die Wahrheit ist: ich krieg's noch immer nicht geregelt. Nichts.)

Samstag
Ich mache den Einkauf. Ich mache die Wäsche und den Abwasch. Ich mache einiges für die Schule. Ich mache Spaghetti. Ich mache mir keine Sorgen und nicht zu viele Gedanken.
Ich mache mir keine Sorgen und nicht zu viele Gedanken. Ich mache mir keine Sorgen und nicht zu viele Gedanken. Ich mache mir k e i n e Sorgen und n i c h t zu viele Gedanken.
[Aber ich mache mir Sorgen. Und zu viele Gedanken.]

Sonntag
- Barfuß im Garten laufen. Das Gras ist warm und weich unter den Füßen.
- Von Reya gesagt bekommen "Du kannst mich immer anrufen." ♥
- Das neue T-Shirt mit dem regenbogenfarbenen smw Logo von der Wäscheleine nehmen und sich auf den Tag freuen an dem es das erste Mal getragen wird. (Sehr bald.)
- Den Drang verspüren sich nicht länger zu verstecken. Und das Wissen dass das in Ordnung ist. (Beides. Sich nicht zeigen zu können/wollen. Und zu beschließen dass es an der Zeit ist 🏳‍🌈)
- Das Gefühl als sei eine tonnenschwere Last von den Schultern gefallen. Atmen ist wieder möglich. Es ist noch nichts verloren. Noch ist genug Zeit.
- Von Cheza träumen. Wieder. Dieses Mal verlässt sie mich nicht - sie wartet auf mich.
- You're beautiful, can I hide in you a while?
- Die Welt wieder nüchtern ertragen können.
- Sich neu strukturieren. Der ursprünglich Plan war sicherlich nicht das Non plus ultra. 
- Gut vorbereitet in die neue Woche starten. (Schule - mit Reya lernen - Cheza anrufen - Frisörtermin - Berichte zu Ende schreiben - dann mal weiter sehen)
- Sich bewusst machen: an dieser Stelle endet nur die Liste. Alles andere geht weiter. Irgendwie.

Donnerstag, 20. Mai 2021

[Update] zuhause bist immer nur du

[TW: Alkoholkonsum/SVV]

Ich hab keine Heimat, ich hab nur Dich
Du bist Zuhause, für immer und mich
AnnenMayKantereit - Oft gefragt

Ich gehe dann mal kurz zusammenbrechen.

-

Okay. Aufwühlende Therapiestunde am Mittwoch + triggernder Unterricht am
Donnerstag = emotionaler Zusammenbruch. Das ist grundlegende Mathematik. Schlecht war nur, dass es in der Schule passiert ist. Vor der gesamten Klasse. Ich wollte eigentlich gerade aufstehen und auf die Toilette gehen, um mir 5 Minuten zu nehmen, um mit der Situation klarzukommen... Aber da konnte ich schon nicht mehr atmen und auch nicht laufen und bin spontan in Tränen ausgebrochen. Großartig. (Das einzig Gute: ich hatte am Nachmittag noch Patienten und habe festgestellt - auch wenn alle anderen Schaltkreise ausfallen - die Therapeutenpersönlichkeit läuft über's Notstromaggregat.) Abends bin ich dann zufällig über AMK gestolpert; ich hatte den Song schon längst vergessen. Da war dann endgültig vorbei. Ich hatte bloß noch einen Gedankengang: am Liebsten würde ich mir das Fleisch von den Knochen reißen. Mit meinen eigenen Händen. Bis von meinem Gesicht nur noch Fetzen übrig sind. Das ist natürlich... eher weniger praktikabel; damit es dann zu keiner Selbstverletzung kam hab ich eben Alkohol gewählt. (Und weil ich nichts zum Mixen hatte gab's den Gin direkt aus der Flasche. So tief gesunken bin ich. Wieder.) Das Problem, vor dem ich zwei Tage später
stehe, ist: irgendwie will ich's wieder tun. Ich ertrage weder die Mittwochs- noch die Donnerstagsvorkommnisse. Nicht nüchtern. Gleichzeitig weiß ich's besser - Alkohol ist auch keine Lösung. Und weil mir das bewusst ist, wähle ich eben noch eine Verhaltensweise, mit der ich mich zwar nicht direkt selbst verletze, aber immer noch sabotiere, weil ich meine Gefühle einfach nicht ertrage. (Im Hintergrund weint leise meine DBT-Therapeutin.) Ich sollte mir wahrscheinlich Ablenkung suchen. Ist ja nicht so, als hätte ich in vier (?) Wochen Prüfungen, für die ich lernen sollte. Kriege ich aber nicht hin, in meinem Kopf ist nur Cheza. Schon wieder weiß ich nicht mehr, was der ursprüngliche Plan war. Falls es den je gab. Ich weiß einfach nicht.

Sonntag, 16. Mai 2021

i'm not OK and it's not alright // won't you drag the lake and bring me home again

Who will fix me now?
Dive in when I'm down?
Save me from myself
Don't let me drown

Who will make me fight?
Drag me out alive?
Save me from myself
Don't let me drown
Bring Me The Horizon - Drown


Was waren die letzten Wochen, wenn nicht ein einziges "Augen vor den Tatsachen verschließen"? Wie viel habe ich verdrängt in den letzten 52 Tagen und mir dabei eingeredet, so würde sich Glück anfühlen? Oder werde ich j e t z t von Zweifeln heimgesucht, die nicht gerechtfertigt sind? Wie, bitte, soll ich das beurteilen? In Momenten wie diesen wünschte ich mir so sehr, ich könnte mit jemandem über Cheza reden. Mit jemandem, der unser Buch nicht direkt nach dem Einband beurteilt. Aber das geht nicht. Ich weiß nämlich, was Therapeuten dazu sagen. Also: ich weiß, welcher Meinung die letzte Therapeutin gewesen ist und ich unterstelle Irelia, dass sie zu keinem anderen Ergebnis kommen wird. (Super schlau. Das ist die richtige Einstellung.) Ich weiß auch, was Freunde sagen. Also: ich erinnere mich an Xayahs Worte. Vor... drei (?) Jahren oder so? Da kannte sie noch gar nicht die ganze Geschichte.
(Wie auch? Ich fing an, Gespräche zu vermeiden, weil ich Angst hatte, ihre Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten. Kannst du dir wirklich eine Beziehung mit ihr vorstellen?
Ich d a r f das doch gar nicht mit einem Ja antworten. Wie würde das denn aussehen?)
Davon abgesehen ist es auch eher ein "Ja, aber" - mir würde ja ein Mehr-Sein schon reichen. Mehr sein als das, was wir im Moment sind. Ich kann aber nicht mal definieren kann, was zum Teufel wir im Moment sind. Dafür gibt es kein Label. Keine Bezeichnung. Keine Worte. Für eine Weile hatte ich auch aufgehört, mir diese Frage zu stellen. Für eine Weile hat es ausgereicht zu wissen, dass ich es fühle. Und dass Cheza es fühlt. Aber das hilft jetzt nicht mehr.
Denn ich glaube nicht, dass sie jemals eine Vorstellung davon haben wird, wie weh es tut. Wie weh es noch immer tut; und dann verurteile ich mich wieder für meine Gefühle, weil ich sowas denke wie "Mittlerweile müsste ich doch mal klarkommen". Aber mit "Klarkommen" hat das hier gerade ungefähr so viel zu tun wie "Examen" mit "Stressfreier Zeit" - Also gar nichts.
(Bleibt nur noch zu hoffen, dass das Eis nicht bricht. Denn dann ertrinke ich.)

Donnerstag, 13. Mai 2021

OK

Fall back to the upstairs bedroom
Way back when it all just seemed
To make more sense then and fall in place
There was a time when I felt okay
Being As An Ocean - OK

Im Grunde war der Großteil der letzten 7 Wochen in Ordnung. Einige gute Dinge sind passiert: die Zulassung zum Examen ist da. (Das muss ich hervorheben, weil es diesen Zwischenfall in der Schule gab und nachfolgend einige Zweifel, aber nach einem klärenden Gespräch meinte meine Schulleiterin dann: "Wenn Sie sich jetzt dazu entscheiden, nicht die Handbremse zu ziehen, stehen wir 1000% hinter Ihnen.") Außerdem hatte ich den zweiten Impftermin, und in 8 Tagen gelten für mich dann keine Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen mehr. (Fühlt sich immer noch so an, als hätte ich das Ganze nicht verdient. Ich war bloß zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort.) Therapie läuft im Moment auch... oder: wieder, nach der kleinen Krise mit den Klinikberichten. Irelia lobt mich für meinen Umgang mit all dem Stress und ist der Meinung, dass sich seit Oktober schon einige Dinge positiv verändert hätten. Ich seh's überhaupt nicht nicht so richtig. Ich meine, ich weiß dass ich mittlerweile - an guten Tagen - in der Lage dazu bin, ein richtiges Gespräch mit ihr zu führen. So mit Blickkontakt und ganzen Sätzen. (Sollte man auch meinen, wenn man meinen Berufswunsch bedenkt, haha.) Aber dann gibt es die schlechten Tage. Und die kann ich gar nicht beschreiben. Ehrlich gesagt weiß ich auch nicht, was ich hier gerade tue. Dachte, es sei mal wieder Zeit für sowas wie ein allgemeines Update, dabei will ich bloß ihr schreiben. Ich kann ihr aber nicht n o c h einen Brief schreiben. Also, könnte ich natürlich, weil ich die eh nicht abschicke. Wen kümmert's also? Vielleicht sollte ich ihr tatsächlich schreiben, und dieses Mal sage ich ihr die Wahrheit. Die ganze Wahrheit, und nichts als die Wahrheit. Betrunken genug dazu wäre ich wahrscheinlich. Aber: die Wahrheit ist keine Option. Wie habe ich bloß jemals denken können, wir könnten ein gutes Ende finden.