Montag, 23. Mai 2022

he who dares at all must dare it all // but now, hold me, i'm breaking

Es reicht nicht und das sage ich ihr auch. (Wenn ich jetzt nicht ausspreche, dass ich unzufrieden bin, werde ich nur noch unzufriedener und das möchte ich nicht.) Ich möchte, dass es reicht. Verdammt, es hat doch sonst auch gereicht; wieso tut es das plötzlich nicht mehr?! Die Worte, die sie daraufhin ausspricht, könnten mich fast glauben lassen dass sie es versteht, aber das tut sie nicht. Sie hat keinen blassen Schimmer - sie wird nie wissen, wie es sich anfühlt. / Hold me now, I am breaking / Und dann nimmt sie die Worte und legt sie mir in den Mund, weil ich doch wieder nicht sprechen kann, und nun weiß ich nicht mal mehr, ob das tatsächlich auch ihre Meinung ist; ob sie es nicht auch schöner finden würde, wenn ich -

Hold me, I'm breaking

Aber das geht nicht, denn sie ist - näher jetzt - noch immer viel zu weit weg. Ich komme auch nicht darauf klar, dass ich übermorgen schon in die Heimatstadt fahre und sie dieses Mal nicht sehen werde. Dann ist sie noch näher für ein paar Tage, und gleichzeitig auch noch weiter weg, weil... unerreichbar. Un er reich bar; selbst für mich, die schon so viel Distanz überwunden hat. 

He who dares at all must dare it all
But now, hold me, I'm breaking
Rome - Cities Of Asylum

Ich. Ich bin das - ich habe es gewagt, über meine Gefühle zu sprechen - oder sie zumindest zuzugeben, oder erst drumherum zu reden, sie zu verschlüsseln, und dann nicht mehr, wasauchimmer, komm zum Punkt, Ria - und dann hat sie für mich gewagt, und dann gab's kurz ein "wir" - / This at least we must try / - aber jetzt bin ich alleine hier, kann keine Sätze mehr schreiben, und unmöglich noch mehr wagen. "Noch mehr" - oder gar "alles" - würde nämlich beinhalten mir mit eigenen Händen das Herz aus der Brust zu reißen ihr die Wahrheit zu sagen, und das ist keine Option. Die einzige Option ist: auflegen, weinen, die Einzelteile vom Fußboden aufsammeln, weinen, die Praxis zuschließen und nach Hause fahren, weinen, einen wirren Text darüber schreiben, warten, warten, warten. (Ich weiß es doch auch nicht. Warum ist das mit den Gefühlen bloß immer so kompliziert?)

Donnerstag, 12. Mai 2022

Jailbreak

Niemand misst, wie tief ich sinke. Ich selbst zähle irgendwann nicht mehr mit; bin zu sehr beschäftigt damit, mich auf den Klang ihrer Stimme zu konzentrieren und die Bedeutung der Worte zu vergessen. -Ich bemühe mich, aber ich kann nicht. D a s ist es. Das ist es, was ich für sie bin.- Wieder und wieder tippe ich auf die selbe Stelle des Bildschirms, höre mir die Nachricht nochmal an - knapp 30 Sekunden, und sie schafft es, drei Mal das Un-Wort zu sagen - aber mehr habe ich heute nicht. Mehr habe ich nicht; näher komme ich nicht. -Da ist jedoch auch noch der Taubenjunge, der eine Reihe geschriebener Worte verbirgt, das Geschenk von vor zwei Jahren, die Weihnachts- und Geburtstagskarte, das Buch, das Foto, und irgendwo habe ich noch einen Zettel, auf dem sie mir...- Aber ich muss heute keine Beweise dafür finden, dass sie existiert. Dessen bin ich mir überdeutlich bewusst. Sie existiert, doch sie ist so.weit.weg. (Oder ich bin es. Schließlich bin ich diejenige, die gegangen ist.) Aber ich musste; auch in dem Wissen, dass meine Möglichkeiten begrenzt sind. Und darüber gehe ich nun kaputt, wieder und wieder.

I can't reach my mind, I can't reach my heart
Why can't I leave you behind?
Never have a choice, never feel rejoice
I damn my inner voice
Sonic Syndicate - Jailbreak

Mittwoch, 4. Mai 2022

the fear is excrutiating, but therein lies the answer

In einem Traum habe ich die Worte gefunden. Worte um zu beschreiben, was der April mit mir gemacht hat. Dieser Monat ist gewohnheitsgemäß viel und war dieses Jahr durch den Umzug einfach nur noch... mehr. Und ich habe versucht zu schreiben, aber es scheint keine Worte zu geben - auch nicht für all die guten Dinge, die im April passiert sind. (Ich habe die drei besten Menschen der Welt getroffen. Ich bin auf zwei Konzerten gewesen, die beide auf ihre eigene Art und Weise unglaublich gut waren. Und es hat sich herausgestellt, dass ich mich sehr gut mit Jalta verstehe, und dabei nicht um die Existenz meiner Steine in... jemandes Brett fürchten muss. Für diese Angst hasse ich mich. Das sollte so nicht sein.) Wahrscheinlich könnte ich eine Liste schreiben mit allen Dingen, die sich im April ereignet haben, aber es gibt keine Worte für die Gefühle, die ich dabei gefühlt habe. Ich kann mich nicht ausdrücken, und bin deswegen unglaublich frustriert. Und nun klingen meinen Träume alle so und ich habe den Eindruck, als sei etwas Tieferliegendes - etwas Grundlegendes - nicht in Ordnung. Bloß komme ich nicht ran.

Montag, 2. Mai 2022

Inventur

Ich habe 2 Wohnungen - eine halbleere und eine chaotische - von denen keine mein richtiges Zuhause ist. (Das ist nur sie.) 17 Sorten Tee im Küchenschrank, von denen keiner so gut schmeckt wie der Tee, den ich trinke, wenn ich bei ihr bin. 13 Paar Schuhe, von denen mich eins verrät, denn ich trage es an meinen Füßen, wenn ich sie verlasse. (Aber es sind nicht die Schuhe. Ich bin es, die Verrat begeht.) Ich habe 118 Bücher, von denen keins mit den Worten gefüllt ist, die es brauchen würde um zu beschreiben, wie sehr sie mir manchmal fehlt. 25 Kleider, von denen ich eins getragen habe an dem Tag, an dem sie mich in den Arm genommen hat, so als würde sie mich nie wieder loslassen wollen. (Es ist absurd, wie oft ich daran zurückdenke.)
5 Pflanzen, von denen alle den Tod ihrer Pflanzenfreunde mit ansehen mussten. (Ich hingegen habe nie etwas sterben sehen. Außer ihr, in meinen Träumen.) Ich habe 11 Ordner, von denen einer gefüllt ist mit Seiten, denen ich meine Geheimnisse anvertraut habe. (Sie bringt Licht in mein Leben. / Sie ist so schön. / Ich denke viel an sie. Zu viel.) 2 Mappen, von denen eine Gedichte enthält, die man nie lesen wird. (Die sind nur für ihre Augen bestimmt.) Ich habe 4 Armbanduhren, von denen mir keine sagt, wann es an der Zeit ist, sie wiederzusehen.
Und ich habe 86 Lippenpflegestifte, von denen ich keinen benutze, jemals. (Ich sage es mir immer wieder: es gibt noch Dinge, in denen sie nicht existiert. Ich muss sie nur finden.)