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Mittwoch, 12. Juli 2023

this is (not) goodbye

24 Minuten lang haben wir uns nichts zu sagen. Ich erzähle ihr von meiner Feststellung, dass es keine sinnvolle Fortsetzung für uns gibt. Einen würdigen Abschluss hätte ich mir gewünscht - doch das hier ist keiner; es macht mich wütend, dass sie mit allem so in Ordnung ist. Sie ist sogar okay mit ihrem Nicht-In-Ordnung-Sein und das fuckt mich komplett ab. Aber gut, nicht mehr mein Problem. (Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen, oder wie sagt man?) Mehr so pro forma fragt sie, wie es mir geht, ich sage: Ich habe herausgefunden, wer ich bin. Früher hätte ich konkretisiert: Ich bin non-binary* und mein Name ist Rain. (Ein Teil von mir vergeht sich in Trauer darüber, dass ich nie wissen werde, wie mein Name sich anhört aus ihrem Mund. Ein Teil von mir weint vor Erleichterung, weil es nun endlich vorbei ist. Und: weil alles andere im Moment beginnt.)

_ _ _ _ _ 

* Hi. Jetzt nochmal offiziell für die Leute im Internet, und nicht in einem Halbsatz, in dem ich mein letztes Gespräch mit der Eiskönigin verarbeite. Durch mein Leben zieht sich gerade eine Reihe von Veränderungen, unter anderem dadurch angestoßen, dass ich (endlich!) das Gender-Rätsel lösen konnte. Ich bin non-binary (librafluid, falls Micro Label für euch interessant sind) und mein Name ist Rain. Rain Avery, um genau zu sein; ich wollte immer einen zweiten Vornamen, und nun habe ich ihn. Meine Pronomen sind they/them. Ich bin mitten im Coming Out Prozess (und im Prozess, mir einen Therapieplatz zu suchen; nach meinem Urlaub im August habe ich ein Erstgespräch) und fühle mich so befreit wie noch nie in meinem Leben zuvor. Weil es genau das endlich ist: mein Leben. Natürlich hängen an der ganzen Sache auch unglaublich viele Faktoren, die mich stressen. Aber das regelt sich mit der Zeit, ganz bestimmt.

(Falls sich hier andere NBs herumtreiben, und jemand hätte daran Interesse, sich mit mir auszutauschen, lasst mir gerne einen Kommentar da. Ich würde mich freuen.)

Donnerstag, 2. Februar 2023

before we drift away [this is not goodbye VIII]

"Manche Menschen haben dann eben diese Sicherheit. Und andere haben Flügel." Und ich habe beides denke ich. Solange ich sie nur habe.

Vorher. Was habe ich mir nur dabei gedacht frage ich mich. Und finde keine Antwort. Versuche, mich an unser letztes Telefonat zu erinnern; es ist noch gar nicht so lange her, fühlt sich aber an wie eine Ewigkeit. "Ist nächste Woche zu spontan?" (Spoiler: Nein.) Naja. Und dann bin ich halt in den Zug gestiegen. (Also, wortwörtlich. Und nicht wie in unserer Metapher.)

Was habe ich mir nur dabei gedacht? Und dann sehe ich sie. Sie sagt "Hi" und alle meine Gedanken der letzten 15 Minuten werden hinfällig. In erster Linie bin ich gerade schockiert. (Weil das Grün ihrer Jacke so gut zu ihren Haaren passt. (Und noch besser zu ihren Augen. Gott, ihre Augen.))

(Nein. Es ist anders dieses Mal. Aber das vergesse ich zu erzählen: Ich habe gewartet bis der Drang, das Müssen, verschwunden ist. Nur das Wollen ist geblieben. Aber nun, am Ende, ist nur noch ... Ich hab nicht mal Worte dafür.)

Ich habe mein "Normalerweise" wieder. Ich hab's mit Tränen teuer erkauft.

Nachher. Mit voller Wucht trifft mich ein Gefühl, von dem ich nicht gedacht hätte, dass es an diesem Abend noch auf mich wartet. Als hätte ich - die vorletzte Szene nur gespielt. Und nicht nur das: als hätte ich sie mit Bravour gemeistert; standing ovations, tosender Applaus - ich erschrecke mich über meine Selbstgefälligkeit. Furchtbar; das ist einfach nur furchtbar.

Ja. Es gab einen kleinen "Na, das wollen wir doch mal sehen" Teil. (Vielleicht hatten wir es beide kurz vergessen: Ich bekomme immer was ich will.) (Kann ich das hier doppelt durchstreichen?)

Was hätte ich denn sonst sagen sollen? Nun komme ich mir vor wie ein Idiot. Weil ich dachte, sie hat diese Worte hören wollen. (Und weil ich F o r t schritte vorweisen muss. Oder nicht?) Tatsächlich sah sie glücklich aus in diesem Moment. Aber rückblickend? Vielleicht war's zu viel.

Ich glaube, dass das meine Schuld ist. Ich habe uns kaputt gemacht. Es tut dann sehr kurz sehr weh. Ich weiß nicht, ob ich ihre Antwort hier stehen haben möchte. Ich glaube, ich verzichte. (Aber der letzte Satz. Das letzte dieser fünf Worte. In Momenten wie diesen muss ich ihr gar nichts mehr beweisen. Weil ich weiß, dass sie versteht.)

Zuhause. (Okay, diese Bezeichnung ist umstritten gerade, also nochmal.) In der Wohnung, deren Besitzansprüche gerade ungeklärt sind, schaue ich auf mein Handy, um den Songtext zu zitieren. Und dann steht da einfach Now I'm lying in your bed // Can't explain why I am sad und ich bin so ckuVCXOisscvg. [Kontext: Der Text ist falsch. Das wird in dem Lied gar nicht gesungen. Und ich bin schon mal darüber gestolpert. Und war irritiert. Aber heute ... uff.]

Now I'm standing next to you
And I don't know what to do
My heart is filled with things to say
Should I wait another day?

I don't know what's wrong or right
Should I keep my thoughts inside?
Don't you see the way I feel?
Don't you see that I conceal?
Sameday - Be My History

(Das brauche ich. Das brauche ich beim nächsten Mal. Und: sonst wusste ich immer ungefähr, wann das sein wird. Weil ich's sonst nicht ertragen hätte. Jetzt erleichtert es mich, dass ich das nicht schon (für mich) beschlossen habe.)

Sie verwendet eins der Wörter, die ich so sehr verabscheue. Und dann korrigiert sie sich. (Also gewinne ich. Obwohl sie nicht mal um meine Abneigung weiß.)

Irgendwann werde ich sie sehen und danach nicht das Bedürfnis danach verspüren, mir die Finger wund zu schreiben. Und ich habe mir das gewünscht heute. Aber die Frage ist, ob das nicht viel eher zu bedauern wäre.

Nächstes Mal werde ich mutig sein. Jetzt steht's hier schwarz auf weiß; das ist mein Äquivalent zu "Es laut aussprechen" - ich werde mutig sein, es ist ja nicht so, als würde ich den Mut nicht im Namen tragen. Vielleicht ist es ja wert, den Versuch zu wagen: Was passiert, wenn ich ein Stück Zurückhaltung aufgebe? (Vielleicht ist es ja das, was sie will. Denn davon habe ich immer noch keinen blassen Schimmer; nicht mehr als eine ungefähre Vorstellung. Aber: aufgrund der Zurückhaltung geht es ihr da wahrscheinlich ähnlich.)

Sie ist immer noch der Meinung, ich müsse mich mal richtig ausruhen. Oder: auskurieren. Oder: wieder zu Kräften kommen. Oder: jedes dieser drei Dinge. Nachdem ich ihr nämlich erzählt habe, dass ich mal wieder krank auf der Arbeit war. [Dienstag und Mittwoch.] Und ganze zwei Tage Urlaub genommen habe diese Woche. [Donnerstag und Freitag.] (Und natürlich bin ich immer noch krank. Genauso wie in dem Urlaub davor, an Weihnachten. Der letzte Urlaub, in dem ich nicht krank war, war im September. Und irgendwie ist das fast schon wieder ein halbes Jahr her. Mh.)

"Und ich bin immer wieder nur [zensiert; unter keinsten Umständen darf ich dieses Wort hier erwähnen]. Mit allen Einschränkungen." (N e i n. Die Antwort auf die Frage, die ich ihr irgendwann vielleicht stellen muss, wird immer Nein lauten, und ich habe es noch nie so sehr gewusst wie in diesem Augenblick.)

[Nach 37 Minuten dann mal eine Pause, um durchzuatmen. Da ist noch ein anderer Song in meinem Kopf. Einen, den ich nicht oft höre, weil der Text zu sehr weh tut. Aber heute ... I'm gonna hang on this forever / Hang onto this forever / Forever Wird jetzt hier wohl in einer Endlosschleife laufen, während ich mir Abendessen mache. (Und dann werde ich mich hinsetzen und durchlesen, was ich bislang schon so aufgeschrieben habe. Und ich weiß jetzt schon, dass es komplettes Chaos ist. I'm so sorry.)]

Sorry, not sorry? Das denke ich immer, aber als ich sie dann so ansehe und mir vor Augen führe was ich - da überkommt mich ein schlechtes Gewissen ungeahnten Ausmaßes. (Aber es wird nichts ändern. Ich werd's wieder tun. Das. Ist. Nicht. S i e.)

Rell kennt keine Regeln sage ich zu ihr. (Und für uns galt das auch mal. Wir waren das auch mal. Und nun? Was sind wir nun? "Immer wieder. Nur. Mit allen Einschränkungen." (Ich bin mir nicht mal mehr sicher, ob sie das tatsächlich so gesagt hat. Ich bin mir nicht mal mehr sicher, ob ich das alles nicht vielleicht geträumt habe. Das liegt wohl daran, dass mein Kopf so vernebelt ist vom Krank sein.))

"Ich finde, du machst das gut." Andere Worte habe ich doch gar nicht hören wollen. Mehr habe ich doch gar nicht gebraucht.

Aber. Mehr brauche ich immer. Nur noch ein kleines bisschen mehr, bevor.

And as we sing this familiar song
I thought I'm gonna miss your love when it's gone
Will it flow into the river
Or will it go to waste
Before we drift away

I'm gonna hang on this forever
Hang onto this forever
Hang onto this forever
I don't wanna grow old
Nothing But Thieves - Before We Drift Away

Donnerstag, 22. September 2022

in the dark [this is not goodbye VII]

(Ich dachte, dass es [das Schreiben] einfach wird, so wie die anderen Male auch. Aber das ist es nicht. Die Worte sitzen in mir drinnen fest, genauso wie die Tränen, die ich heute Nachmittag dann doch nicht geweint habe. Und ich weiß, dass das raus muss. Und ich weiß nicht, wie.)

Vielleicht so: ich stehe vom Sessel auf, ziehe meinen Mantel an, setze meinen Hut auf, setze mich auf das Sofa. Ich wollte gehen gerade. Und dann doch nicht. Plötzlich ist reden viel einfacher; viel weniger Anstrengung, und die Instanz in mir, die ganz gerne mal Zensur betreibt, macht gerade anscheinend Pause.

"Möchtest du erstmal einen Tee?" fragt sie, obwohl sie die Antwort schon kennen dürfte. And if you're pouring... Wann wollte ich jemals keinen Tee? And if you're pouring, fill it up... Sie schenkt mir dann eine Tasse ein - und alles setzt einen Moment aus. And if you're pouring, fill it up / Cause I am thirsty for your love...

Ich sage es immer wieder: ich habe Zurückhaltung perfektioniert. Auch heute muss ich auf diese Fähigkeit zurückgreifen. Ich habe Angst sage ich ihr. Ich sage nicht: ich habe Angst vor mir selbst. Ich sage auch nicht: ich habe Angst, dass es in meinem Kopf viel schöner ist. Nein, ich sitze da, halte mich brav zurück; ich bringe mich gar nicht erst in eine Situation, in der ich mich verraten könnte. (Ein bisschen passiert es dann doch, als ich schon an der Bushaltestelle stehe. Ein bisschen passiert es in diesem Moment, zuhause auf meinem Sofa. Mh. (Am meisten Angst habe ich davor, dass sie mir nicht glaubt. Und davor, was es bedeuten könnte. Wenn es echt ist. Oder, schlimmer, wenn es das Gegenteil sein sollte.))

Noch ein "Vielleicht" - manche Momente sind vielleicht dafür gemacht, einzigartig zu sein. Auch wenn man sich sehnlichst wünscht, sie wiederholen zu können. 

Ich spüre meine Hände, meine Unterarme, meine Füße, mein Gesicht nicht mehr. Es wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn Drama mal ausbleibt. (Ich "muss" darüber sprechen, dass ich's eventuell nicht gepackt hätte. Das mit dem Leben, meine ich. Die Chancen stehen gut also, dass die Bezeichnung "dramatisch" durchaus gerechtfertigt ist.) Ich ziehe meine Frage dann vor; weiß, welche Antwort ich gerne hören würde, und den Gefallen tut sie mir auch. (Ein klein wenig... tut es weh. Es ist... frustrierend, losgelassen zu werden, und man selbst kann nicht. Und man selbst ist nicht sicher, ob man möchte.)

Ich sähe mich gern anders, als ich bin, werde dadurch aber nicht so, wie ich mich gerne sähe. Weich sein, reich sein, gleich sein. Ich bleibe dabei; wie eine Katze, die ihr eine halb gefressene Maus vor die Füße spuckt, und dafür auch noch belohnt werden will.

Ganz kurz überkommt mich Eifersucht. So, wie ich schon die ganze Zeit gestresst bin, wegen. Aber: das, was ich glaube, so gerne haben zu wollen, wäre an eine Bedingung geknüpft. Und diesen Preis würde ich nicht zahlen wollen, nie wieder. Auch nicht für sie.

Außerdem bin I C H diejenige, welche. Ich kann den Tonfall in ihrer Stimme nicht ganz deuten; jedenfalls lächelt sie, als sie diesen Satz sagt, und ich find's problematisch, dass sie das Problem nicht sieht. 

"Ist es anstrengend, mir zuzuhören?" unterbreche ich mich selbst und sehe sie an. Ich hasse mich. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich zu viel gerade bin. Ich will ihr meinen Scheiß nicht auch noch zumuten, wo sie zu Beginn doch sagte, sie hat keinen so guten Tag. Ich bin kurz davor zu fragen, ob ich gehen soll; klammere mich daran, dass sie sagen würde, wär's zu viel. Sie weiß doch, dass sie mir das einfach sagen könnte?

Ich kann ihr nicht sagen, was nicht-ist heute. Weil ich sie dazu wissen lassen müsste, was ich all die anderen Male immer gefühlt habe. (Dazu hatte ich alle Chancen der Welt. Und ich hab sie verstreichen lassen. Aus gutem Grund, wie ich versuche mir einzureden.)

Mir fällt das ganz zu Anfang schon auf. Fühlt es sich anders an als sonst? Denn für mich gibt es das; mein Sonst sieht so aus: sie steht auf um das Fenster hinter mir zu schließen, und jede ihrer Bewegungen berauscht mich. Sie streicht sich durch das Haar und löst etwas Übernatürliches in mir aus. Ich kann mich auf ihre Sätze nicht mehr konzentrieren, weil ich mir vorstelle wie es wäre, sie zu küssen. Aber das war Sonst. Heute ist sie nur sie selbst, und ich bin - eine Andere. (Und es ist schlimm, dass das nicht schlimm ist.) (Ich bin auch ich selbst bringe ich nicht über mich zu schreiben. Weil ich nicht weiß, was das bedeuten würde.) (But it never be the same, never be the same / I'm on a different lane)

Aller guten Dinge sind drei: v i e l l e i c h t muss ich den Weg auch gar nicht kennen.

I'm on a different lane, on a different lane
And I don't know the way
So darling, meet me in the dark
In the shadows of my heart
And if you're pouring, fill it up
Cause I am thirsty for your love
Solence - In The Dark

Freitag, 1. Juli 2022

mission failed successfully [ein nachtrag zu: this is not goodbye VI]

Ja. Nun. Wir sind schön gescheitert, was? Das liegt an mir. So jetzt nach 2 Jahren sollte ich vielleicht mal gestehen: wir haben unser ursprüngliches Ziel gar nicht erreichen können. "Wir" hatten nie ein ursprüngliches Ziel. Du hattest eins. Und eventuell, hin und wieder, hab ich auch daran gedacht; hab gedacht Funktioniert nicht so wie geplant, lass dem Ganzen mal mehr Zeit geben. Und jetzt stehe ich hier. Und gebe dem Ganzen mehr Zeit. Und zwar nicht in der Hoffnung, dass es funktioniert wie geplant. Sondern in der Hoffnung, dass Du es Dir anders überlegst. [Der letzte Punkt ist mit Nachdruck gesetzt. Nun eine Kunstpause.] ... Das ist schockierend, ich weiß. Wer hätte denn bloß ahnen können, dass es zu diesen "Komplikationen" kommt? Wer hätte denn voraussehen können, dass ich viel zu viel auf eine einzige Karte - auf Dich - setze; ich kenne das Risiko, ich habe eine Ahnung von dem Gefühl, das zurückbleiben wird, und ich bin vor drei Jahren fast zerbrochen daran. Ich konnte nicht anders, ich wusste nicht wie. Du konntest auch nicht anders, hast Du mir gesagt, obwohl Du immerhin eine Wahl hattest. Ich hab mich nie entschieden; Du hast Dir einiges an Zeit gelassen. So ein Frevel will wohlüberlegt sein sagt irgendeine Stimme in mir. Trocken, sehr trocken. Ungefähr so trocken wie mein "Deswegen bin ich auch heute hier" - um es nicht zu Ende zu bringen. 

Okay, sorry, jetzt mal ehrlich. Du hast da* ungefähr so lange mitgespielt, wie ich existiere, und musstest Dich dann abwenden von den Dingen, die jahrelang gepredigt wurden. Erst musst du die Hausaufgaben machen, dann darfst du Fernsehen gucken. Denk dran die Hände vor dem Essen zu waschen. Und nein, du darfst diese streunende Katze nicht einfach von der Straße ins Haus holen... Miau. Ups. Nein, das klingt jetzt so, als sei ich Dein charity case, und/oder als hätten Deine Eltern ihre Finger mit im Spiel. Letzteres ist nicht möglich; um das Erste zu entkräften, fehlen mir die Argumente. Mh. Ich wollte auch eigentlich nur ausdrücken, dass es gewagt gewesen ist. Damals. Und wir haben ja schon festgestellt - das mit dem [hm, möchte ich dieses Wort hier erwähnen? Danke, aber ich verzichte] hat wohl nicht so gut geklappt. Wir könnten dann jetzt auch aufhören, könnten wir? Wenn's so nicht leichter wird, sondern, naja, ein Trümmerbruch eben?

Aber wer weiß das schon. Wer weiß, wann und wie wir brechen. Wenn's sowieso immer anders kommt. Wie kann ich mir dann sicher sein. (Ich dreh mir gerade selbst nen Strick. Bin mir zu sicher, dass Du Dir jetzt auch sehr sicher bist, aber am Ende nicht mehr. Schließlich habe ich 10 Finger, um einen davon werde ich Dich schon noch wickeln. (Ich war gerade so Warte, habe ich das wirklich gedacht? Aber jetzt steht der Satz schon da. Sieht irgendwie gar nicht gut aus. Ich gehe den Narzissten mal kurz wieder einfangen.))

Was ich überhaupt sagen wollte? Berechtigte Frage. Mal eben zurück spulen zu: wir könnten dann jetzt auch aufhören, könnten wir? ~ Nein ~ Du hättest die Worte üben können, dann wärst Du jetzt dazu im Stande mir zu sagen, dass. ~ Auch nicht ~ Weil Du weißt, dass ich das nicht möchte, richtig? Oder tust Du das für Dich? Die Gedanken muss ich auch einsperren, weil man sich darin so schön verrennen kann. Ich hab das nie verstanden. Klar, Du willst nachts gut schlafen, und wenn ich so am vor-mich-hinsterben bin, ist das irgendwie... störend, schätze ich. (Nimm mal die Verantwortung raus; vielleicht hast Du auch etwas zu viel investiert.) Vielleicht haben tatsächlich wir b e i d e - nee, doch nicht, sowas passiert immer nur mir; ich weiß es einfach nicht besser, weil Du Dich ständig so bedeckt hältst. In diesem Fall ein bisschen zu bedeckt. (Ich werde Dich anrufen die nächsten Tage, weil ich Dich dringend fragen muss, ob.) Ich habe da nämlich ein ganz ungutes August-Gefühl. Wahrscheinlich unbegründet, aber ich schaffe es da alleine nicht raus, und ich wollte mich nicht mehr quälen.

Ich will mich nicht mehr quälen. Ich weiß aber auch nicht, was ich stattdessen gerade will. Kann immer noch nicht genau sagen, wie ich mich fühle. Kann das hier auch nicht zu einem guten Abschluss bringen; reihe es ein zwischen den all den anderen Dingen, die halb beendet sind. Darf nicht denken an die anderen Dinge... an die Dinge, die halb begonnen sind. Da steht's ganz gut. (Oh, jetzt weiß ich es: hab das [nächste Mal] schon festgesetzt und wollte sowas nicht mehr machen. Es ist... unlocker jetzt. Und ich soll mich doch entspannen. Mache ich ja auch. Ich sehe entspannt der nächsten Katastrophe entgegen. So "gut" wie es jetzt ist, wird's nicht bleiben.)

[Nachtrag zum Nachtrag, bei Tageslicht dieses Mal: "erfolgreich" gescheitert sind wir natürlich erst, wenn ich mich von meiner Wut leiten lassen. Was... hin und wieder geschieht, aber nie für lange; es ist kein Ende am Ende. (Nicht dass mir jemand vorwirft, ich hätte das Meme nicht verstanden.)]

Donnerstag, 30. Juni 2022

doubts [this is not goodbye VI]

For all your doubts I will be strong
The more you put me through
The more I will belong to you
And I long to be free from this apathy
I'm sick of playing mindgames
In your basement flat in Chelsea

[Keine Zweifel, keine Mindgames, keine Kellerwohnung. Was folgt ist... viel; viel zu
ungefiltert - bei diesem Wetter habe ich statt eines Gehirns weich gekochtes Gemüse im Kopf. Ich entschuldige mich im Voraus für das, was folgt.]

"Bereust du es?"
Sie sieht mich an und weiß nicht, was gemeint ist.
(Wie auch?)
(Uns. Wir sind gemeint.)
"Das hier" sage ich. 
"Nein. Wieso auch?"
Weil ich manchmal immer noch nicht weiß, ob das hier richtig ist. Weil sie doch sieht wie sehr ich leide manchmal; weil sie doch sieht wie weh es tut. Vielleicht ist sie ja der Ansicht, es würde mir unnötig Schmerzen bereiten. Wie ein Trümmerbruch, der nicht richtig verheilt, weil...

Ich nehme u n s viel zu wichtig. Je öfter ich es* als falsch bezeichne, desto mehr Bedeutung gewinnen w i r. Bis wir irgendwann im glorreichen Licht wie zwei Widerstandkämpfer erstrahlen. Sind wir aber nicht; wir existieren gar nicht. Wie kann ein Geheimnis denen* ein Dorn im Auge sein? 

Als ich mich nach knapp drei Stunden wieder auf den Weg nach Hause mache, kann ich nicht genau sagen, wie ich mich fühle. (Vielleicht muss ich das auch nicht.)

"Du musst auch was trinken" verlässt meinen Mund plötzlich, als sie mir die zweite Tasse Tee einschenkt, und ich erschrecke mich über die... Bestimmtheit, die in meinen Worten liegt. Sorry, not sorry? Aber es sind über 30 Grad, wir sitzen hier seit zwei Stunden, sie hat mir anfangs erzählt, dass das Wetter ihr zusetzt, und dann trinkt sie keinen einzigen Schluck Wasser. Das geht nicht; ich will sie nicht vom Fußboden aufsammeln müssen.

So tell me what you want from me
And I promise I will be more than you need

Als ich meinen "Sortierungsversuch" unternehme bietet sie mir an, dass ich auch... Und dann seh ich's erst, und es tut weh; ich hab nie gewollt dass sie sich quält für mich. Ich würde einen Spaziergang vorschlagen, aber da wir bei den Temperaturen draußen wahrscheinlich schmelzen würden, bleiben wir wohl besser hier. Nicht, dass es in -

(Ich bin die Königin der Satzabbrüche, nicht nur schriftlich, nicht nur aus stilistischen Gründen, nicht nur aus (Selbst)Schutz, manchmal kann ich einfach nicht.)

"Wir sehen uns dann auch. Ich habe das schon alles geplant. Du hast da kein Mitspracherecht." Ich sehe wie sie überlegt; mit ihrem Schweigen spricht sie sich ihr Mitspracherecht dann tatsächlich ab. (Ich hab das humorvoll gemeint. Und sie denkt darüber nach, ob sie zu dem Zeitpunkt noch mit Gesund Werden™ beschäftigt ist. Hätte ich das zu Anfang schon gewusst, hätte ich sowas doch nie gesagt...)

Eine Antwort habe ich von Dir nicht bekommen, als wir über [...] geredet haben. Vielleicht hätte ich die Frage expliziter stellen müssen; vielleicht hast Du sie schon verstanden, aber hast auch keine Antwort darauf. Du solltest eine Antwort darauf haben. (Oder solltest Du? Keine Antwort darauf zu haben ist auch irgendwo nur menschlich; zeigt, wie viel Empathie in Dir steckt. (Bisschen zu viel manchmal, deswegen verstehst Du mich so gut. Deswegen siehst Du gerade so aus, als würden meine Worte Dir weh tun.))

"Du hältst die Luft an. Du musst atmen..." Wann. Ist. Das. So. Schwierig. Geworden.

There is no substitute for love
No feeling
Tell me when you've had enough

Du kannst mir auch einfach sagen, wenn's genug ist. Dann läuft's so lange, wie Du willst, und nicht so lange, wie ich's brauche. Wenn Du Dir das natürlich für mich wünschst... ist das eine ganz andere Sache, aber wir wissen doch beide... Nein ich muss gestehen, dass ich mir dieses Wissen ins Hirn geprügelt habe, ich verstehe überhaupt gar nicht wieso das so sein muss, weißt Du? Aber das darf ich Dir auch niemals erzählen, denn es würde Dich bestimmt traurig machen zu wissen, dass Du mir das Herz brichst...

Zerfleddert ist der Ausdruck den ich gesucht und nicht gefunden habe. Deswegen kommt der Satz auch aus ihrem Mund: "Du bist gerade ein bisschen zerfleddert." Ja. Bin ich wohl. "Vielleicht ist das ja auch in Ordnung? Für mich ist es das auf jeden Fall." Liebe. Ich liebe sie abgöttisch.

"Das darf ich nicht erzählen." - "Wer sagt das?" Jetzt klingt sie wie meine ehemalige Therapeutin. (Kurzes Unbehagen. Ich, 15 Jahre alt und außer Kontrolle, im September zum zweiten Mal in der Klinik, nachdem ich im Sommer erst drei Monate dort war. Noch mehr Unbehagen, weil...) Ich. Ich sage das. Aber in diesem bestimmten Fall kann ich nicht mal darüber reden, warum ich nicht darüber reden kann. Stattdessen entscheide ich mich dazu, ihr von den Versionen zu erzählen. Eine in meinem Kopf, eine in meinen Träumen, eine auf dem Papier, und dann versuche ich, die mit der Realität in Einklang zu bringen - und scheitere. 

Ich scheitere jedes verdammte Mal.

Bis auf -

There is no substitute for love
No feeling
Tell me when you've had enough
Empathy Test - Doubts

Donnerstag, 14. April 2022

Telomeres [this is not goodbye V]

/ And we go beyond the farthest reaches... / Nur dass wir das nicht tun denke ich. Ich denke auch - und ich weiß nicht, woher dieser Gedanke kommt: wenn heute das letzte Mal wäre, das wir uns sehen, wäre das seltsam in Ordnung. Natürlich wäre das nicht s c h ö n; natürlich wäre das nicht das, was ich w i l l. Aber ich müsste nicht sterben, so wie ich es bislang geglaubt habe.

Ich brauche keinen Grund, um sie wiederzusehen, und trage doch einen in meiner Tasche. 

Welche Abzweigung auch immer wir genommen haben, um zu diesem Gesprächsthema zu gelangen - kann das bitte öfter passieren? Doch, jetzt wo ich nachdenke, weiß ich, dass ich es gewesen bin: mit einem "Ich glaube das schon" grätsche ich in ihre Erzählung, und schaffe es dann irgendwie, ihr wieder den Ball zuzuspielen, sodass ich meine Ansicht (erstmal) gar nicht erläutern muss, sondern ihr zuhören kann, wie sie mir von ihrem Glauben erzählt. Denn plötzlich habe ich ein wenig Angst, ihr davon zu berichten; es klingt schon absurd - aber wahrscheinlich klingen die meisten Antworten auf Fragen in Richtung Was kommt nach dem Tod? Haben wir mehr als ein Leben? Sind wir Teil von etwas Größerem? ein wenig... absurd. 

Sie beteuert, dass ich das Buch nicht zu Ende lesen muss, wenn es mir nicht gefällt. Aber um "gefallen" geht es mir gar nicht. Ich mag es, zu lesen, was sie gelesen hat. Mit meinen Augen über die selben Worte zu wandern, über die sie mit ihren Augen gewandert ist; mit meinen Fingern die selben Seiten umzublättern, die sie mit ihren Fingern umgeblättert hat.

Nach der "Was sie berührt, ist heilig" Devise müsste ich es auch sein.

Ich muss daran glauben. Auch daran, dass ein Stück Bewusstsein zurückbleibt. Wie sollen wir uns denn sonst wiederfinden? 

Within you is universal energy, the source of life, the unexplainable force that spins planets and fuels suns.

[Ich möchte über Dankbarkeit schreiben, aber es ist gerade so schwierig. Ich finde auch ihr gegenüber die richtigen Worte nicht, und überhaupt habe ich den Eindruck, dass "nur" Worte an dieser Stelle gar nicht ausreichen. Sie tut dann so, als sei das keine große Sache - als sei es keine große Sache, dass sie immer noch da ist für mich - und ich will doch nur, dass ihr bewusst ist, dass ich es zu schätzen weiß, dass sie bleibt. Weil mir klar ist, dass das nicht selbstverständlich ist; weil mir klar ist, dass sie jederzeit gehen könnte. Und je mehr Zeit vergeht, desto weniger nehme ich das Ganze als selbstverständlich an - man könnte ja auch meinen, dass so eine Art Gewöhnungseffekt eintritt - aber mit jedem Tag, jeder Woche, jedem Monat der vergeht erstaunt es mich mehr und mehr, sie immer noch an meiner Seite zu haben.]

Später. "Als ich vor einer Weile hier war, hast du erzählt, dass (...) und dann hast du gesagt: Die* waren nicht dabei. Die* wissen nicht, wie es sich anfühlt. Wie fühlt es sich an?" - "Richtig."

Vielleicht doch.

And we go beyond the farthest reaches
Where the light bends and wraps beneath us
And I know as you collapse into me
This is the start of something new
Sleep Token - Telomeres

Donnerstag, 27. Januar 2022

tell me if you feel [this is not goodbye IV]

Caught me off guard, I was chasing a dream
Feeling like a god, like I'll die if I sleep
I could never fold, I was promised a fate
I'll be as your tongue, give me something to say

Tear into me now, I don't feel the defeat
Speak if I'm allowed, don't give a fuck if I'm seen
My sickness had ruled me, my fortune erased
No one came before me, they grant me no grace

Don't refuse me now
(Tell me if you feel)

Die beiden Worte verlassen meinen Mund, und ich bin erstaunt darüber, dass in ihnen so viel Selbstbewusstsein liegt. Denn genau diese Situation habe ich gefürchtet, zwei Jahre lang. Nun, wo sie eingetreten ist, hat sie all ihren Schrecken verloren. "Was machst du hier?" Ich stehe hier und lasse S. wissen, dass wir existieren. Das tue ich. Und das will ich nicht nur S. mitteilen, sondern der ganzen verdammten Welt. Ich will euch* wissen lassen, dass wir existieren. Dass ihr uns nicht gebrochen habt.

//////
Die nächsten paar Stunden in Bruchstücken. Ihr kennt das.

Sie sieht das Problem nicht. Warum sieht sie das Problem nicht?! Da ist doch ganz eindeutig was nicht in Ordnung! Später bemerke ich, dass ich ihr nie erzählt habe, wie ich mich mit der Sache fühle. Da war nur Rell tut x. Und kein Rell tut x. Und ich fühle y. (Will ich damit jetzt sagen, meine Gefühle seien problematisch? Wahrscheinlich.)

"Glaubst du, dass es Dinge gibt, die besser ungesagt bleiben?" - "Auf jeden Fall." Ihre Antwort überrascht mich. Es überrascht mich auch, dass es mich überrascht. Ich kann nicht umhin mich zu fragen, ob es vielleicht auch Dinge gibt, die i c h geäußert habe, die für sie in diese Kategorie fallen.

Sie hat noch nie so viel gelacht wie heute.

Willkommen bei: Sag mir, dass ich etwas besonderes für dich bin, ohne mir zu sagen, dass ich etwas besonderes für dich bin - heute featuring Nun bist du nicht Irgendjemand...

Auf dem Weg nach Hause. "Irgendwann..." denke ich. "Irgendwann werde ich..." Und ich stoppe diesen Gedanken, fühle mich ertappt, weil sowas zu denken doch gar nicht zulässig ist. Es ist nicht zulässig, irgendetwas mehr zu wollen als sie. [Aber ich wünschte, ich wünschte wirklich, dass es keine Einschränkungen mehr geben würde.]

Hey, ich hab da so ne Idee, lass doch mal unsere Gefühle voll zulassen? Krass, ich weiß; weiß auch dass Du mir das schon seit ner Weile predigst, und ich habe nie gewollt, aber wenn es dann auch für Dich gilt, bin ich total mit dabei. Und wenn's dann so kommt, dass Du wütend auf mich bist, dann ist das halt so. Das musst Du doch nicht relativieren, ich will da kein "Das steht mir nicht zu, weil" hören. Ichmeinwassolldenndas? Wenn Du wütend auf mich bist, dann habe ich es wahrscheinlich auch verdient. Und außerdem: that makes two of us.

Sag mir, dass wir genug Zeit haben, ohne mir zu sagen, dass wir genug Zeit haben. Mehr habe ich nicht hören wollen, nie.

I don't need a thing, don't need a voice on me
I just need this to stay
Will you
(Tell me if you feel)
The Plot In You - Enemy

Den einen Satz, relativ zum Anfang hin, den hätte sie besser ungesagt lassen, wirklich. Ich will überhaupt nicht hören, dass das in Ordnung ist für sie. Und dann erdreistet sie sich, das Wort "Gegenseitigkeit" in den Mund zu nehmen, so als sei ich nicht die Einzige, die darunter leiden würde. Überhaupt ist noch nie etwas weniger gegenseitig gewesen als das, aber der Gedanke entspringt vermutlich wahlweise bloß der Müdigkeit, dem Alkohol, und/oder der Wut.

//////

Ich kann schreiben so viel ich will, ich kann's romantisieren und gleichzeitig wütend sein, aber die Wahrheit ist: ich verachte mich. Und ich habe Angst, dass sie es auch tut.

Donnerstag, 23. September 2021

the remains of the day [this is not goodbye III]


Sie erzählt mir von ihrer Kindheit, von ihrem ersten Job, und von Perspektivwechseln. Ich hänge an ihren Lippen; kann sie bitte einfach immer weiter sprechen? Vielleicht so lange, bis auch die* mitbekommen, was hier gerade passiert? Dann wäre nämlich ziemlich schnell klar, dass man x sehr wohl von y trennen kann. Dass wir das gerade auf eine Art und Weise tun, die deren* Weltbild wahrscheinlich noch stärker gefährdet... *räusper* Eventuell trennen wir gerade auch überhaupt nichts. Und das hier ist das schönste x das ich je erlebt habe - 

Es bricht mir das Herz, dass sie noch immer Angst hat, mich zu verlieren.

"Ich bin nicht dazu im Stande dir zu sagen, dass." An dieser Stelle würde Irelia wohl wollen, dass ich nachfrage. Warum? Aber anders als Irelia brauche ich keine Erklärung in Worten, um zu verstehen. Ich verstehe, weil ich genau weiß, wie es sich anfühlt.

"So etwas findet man im Leben nicht oft." Mir ist nicht klar, ob sie erläutern will, dass sie versteht, warum es für mich so schwer ist - oder ob das tatsächlich auch ihre Meinung ist. Dann fällt mir ein, dass sie in den vergangenen Monaten öfter schon das Gleiche gesagt hat. Nicht jedes Mal in diesem Wortlaut. Aber. Trotzdem.

Noch immer bricht es mir das Herz, dass sie Angst hat, mich zu verlieren. Ich war so lange nicht in der Lage dazu, das zu sehen. Weil ich nicht sehen konnte, dass ich a u c h eine Bedeutung habe. Ich weiß auch nicht, ob ich je begreifen kann, wie tief ihre Angst sitzt. Und ich habe keinen blassen Schimmer, was ich tun kann, um ihr diese Angst zu nehmen. Denn: Worte? Die haben es heute nicht besser gemacht.

"Wenn du mich das nächste Mal etwas fragen willst, rufst du mich einfach an, anstatt dir erst fünf Wochen lang Gedanken zu machen, ja?" [Für's Protokoll: vier Tage. Es waren vier Tage.] Als sie das so sagt, klingt es auch überaus logisch, bloß... So "einfach" ist das für mich nicht.

[Zuhause fällt mir auf, dass ich schon seit einer Weile die Wochen nicht mehr gezählt habe.
Dafür tue ich es jetzt. Und nicht nur die Wochen, sondern die genaue Anzahl von Tagen, bis. Also, wenn es nach (meinem) Plan läuft. Wir hätten ja auch... Und ich hätte sehr gerne, aber noch größer war mein Anspruch, nicht zu "bedürftig" zu wirken. Keine Ahnung, ob das die richtige Entscheidung gewesen ist. Darf nicht daran denken, ob ihr die andere Variante vielleicht nicht etwas lieber gewesen wäre. Darf. Nicht. Daran. Denken.]

Der Blick auf die Uhr macht mich sehr glücklich.

Meine Hände zittern und ich umklammere meine Teetasse so fest, dass meine Fingerknöchel weiß hervortreten. Als meine Worte die Stille endlich durchbrechen, ist es meine Stimme, die mich verrät: wie verloren ich doch klinge. (Nur weiß sie das nicht, weil sie nicht weiß, worauf sie achten muss. Dieses Mal nicht.) "Es sind nur Träume. Es sind nur Träume, oder?" Es sind nur Träume, aber was ist, wenn? Was ist wenn, was ist wenn, was ist wenn.

Es braucht keinen Traum, um sie mitzunehmen. Aber das kann ich ihr nicht sagen.

Sie möchte wissen, was die Situation für mich etwas einfacher machen könnte. Ich denke nicht groß darüber nach, sondern frage sie, ob sie mich in den Arm nimmt. Dann passiert alles innerhalb von Sekundenbruchteilen.
1. Ich bin etwas überwältigt, weil ich schon fast vergessen hatte, wie richtig sich das anfühlt.
2. Es ist so richtig; es wäre falsch, jetzt ...mehr... zu wollen...
3. Es wäre falsch - und ich schrecke zurück, als hätte ich mich verbrannt.
4. Sie sieht mich an, und ich weiß, dass ich verloren wäre in dem Moment, in dem ich ihrem Blick begegne. Also wende ich mich ab. Denn: es sind vielleicht nur Träume - mein Körper hingegen ist sehr real. Und nun ist es nicht meine Stimme; mein ganzer Körper verrät mich.

Der Rest fällt in die Kategorie Die Flucht ergreifen. Also: die Gedanken und Gefühle ganz weit weg packen und gehen. Solange ich dazu noch in der Lage bin. Es ist ja auch nicht für immer; dieses Mal nicht. Dieses Mal ist es nur etwas... anders. Und weil ich nicht gut bin mit "anders" sammle ich die Zwischentöne und Bruchstücke, fast wie ein Eichhörnchen, das einen Wintervorrat anlegt. In der Hoffnung, dass mich das durch die nächste Zeit tragen kann. 

Mittwoch, 4. August 2021

where i want to be

And there is something in your face
That pulls me far enough away
I guess that I always knew
That I'd find you when I thought

I reached my point, I let them down
I slept in the worst part of this town
You are my song
And you are where I want to be
The Dangerous Summer - Where I Want To Be

Sie betont nochmal das "Ausnahmsweise" und ich denke: das hier ist gar keine Ausnahme. Das hier ist eine Ausnahme in einer Ausnahmesituation; wir haben in den letzten fünf (?) Wochen oder so Ausnahmeception gelebt. Wobei man für eine Ausnahme ja immer auch eine Erlaubnis braucht, und wir haben es über "Zähneknirschend geduldet werden" nie wirklich hinaus geschafft. (Noch immer bin ich sprachlos angesichts der Kleingeistigkeit und Engstirnigkeit mancher Menschen; vor allem wenn gerade diese Menschen eigentlich über den Tellerrand hinausschauen m ü s s t e n. Naja.) Ausnahmsweise muss ich für eine kleine Weile dann nichts mehr leisten; ausnahmsweise genügt es, einfach zu sein: ich kann mich also in den Sessel lehnen und durch das Fenster oben die Wolken betrachten, die über den Himmel ziehen. Und wenn ich den Blick dann senke ist da Cheza, und sie sieht mich an und ich weiß, dass ich nie an einem anderen Ort sein wollte. Denn nur bei ihr kann ich wieder zu Kraft kommen, nachdem ich in der letzten Zeit weder sprechen noch schreiben noch schlafen noch (...) konnte. Und bald kann ich auch endlich eine Pause machen, die länger dauert als zwei Stunden. So ist zumindest der Plan.

Samstag, 12. Juni 2021

let us fall (into forever)

♥ Die Art und Weise, wie wir Gespräche führen. Noch bevor ich die passenden Worte finde, deutet sie meinen Gesichtsausdruck richtig und beantwortet ihre eigene Frage. "Sowas tust du nicht. Dazu bist du zu stolz." [Ja. Ja, das bin ich wohl.]
♥ Sie zögert nicht, als ich sie frage, ob ich sie um etwas bitten darf. Natürlich darf ich. Sie überlegt dann. Eine ganze Weile. Bis sie mir gesteht, dass sie sich nicht erinnern kann. Und vielleicht ist das auch in Ordnung.
♥ Wie. Gut. Sie. Mich. Kennt. Als ich ihr von dem Ereignis in der Schule erzählen will und mir die Stimme versagt, redet sie weiter für mich. Es ging um Thema XY. Du hast an mich gedacht. Als es dir dann nicht so gut ging, hast du Alkohol getrunken. Gin. [Will sie mir vielleicht auch erzählen, was ich an dem Tag gefrühstückt habe?! Denn das könnte sie wahrscheinlich auch.] Wenn ich's nicht besser wüsste, würde ich denken, dass sie meinen Blog gelesen hat, aber hier steht weder, um welches Thema es in der Schule ging, noch dass ich dabei an Cheza denken musste. Sie kennt mich einfach (ein bisschen zu) gut.
♥ "Bevor du dir das nächste Mal Sorgen machst, rufst du mich einfach an." 
♥ Sie scheint sich an a l l e s zu erinnern, das ich ihr jemals erzählt habe. 
♥ Ihre Stimme. Und wie sie mich ansieht. Und wie ich denke, dass wir vielleicht doch kein Ende haben. Weil all diese Dinge für immer mir gehören.

Let us fall into the night
Let our hearts light up the sky
Let us fall into forever
Still we can't believe
Though we make believe
This is meant to be
This is everlasting
Sarea - Let Us Fall

Mittwoch, 9. Juni 2021

this is not goodbye II

Ich hätte diesen Post fast begonnen mit "Ich weiß ja nicht, was ich erwartet hatte, aber..." Bloß wäre das eine Lüge. Ich weiß genau, was ich erwartet hatte. Nämlich dass es sich so anfühlt wie im März. Aber das tut es nicht. Ich bin meilenweit davon entfernt, auch nur eine Ahnung von diesem Glück zu spüren. Stattdessen:
- bin ich wütend
- bin ich traurig
- frage ich mich, wie ich so dumm sein konnte
- bin ich enttäuscht
- fühle ich mich unverstanden
- fühle ich mich alleine gelassen
- frage ich mich, ob.es.denn.wirklich so schwierig gewesen wäre, mir diese Bitte zu erfüllen
- verstehe ich nicht, warum mir das so wichtig ist
- hasse ich mich dafür, dass ich (wieder) Worte zurückgehalten habe
- bin ich ein bisschen frustriert
- bin ich ein bisschen sehr frustriert
- bin ich hochexplosiv frustriert
- bin ich verwirrt
- mache ich mir Vorwürfe, weil ich doch eigentlich dankbar sein sollte
- ziehe ich die Alternative zu dem Ganzen in Betracht und das ist so aisubdvcaovadshd
- weiß ich nicht, wo ich mit diesem Gefühlswirrwarr hin soll; Irelia wird es sicher nicht verstehen, denn: "Hätte sie es verstanden, müsste sie nicht so viele Fragen stellen"
- debattiere ich mit mir selbst darüber, ob Cheza mit dieser Aussage recht hat
- debattiere ich mit mir selbst über all ihre anderen Aussagen, die ich nicht aus meinem Kopf bekomme, wieder, und frage mich, wie sie das wohl gemeint hat
- habe ich ein schlechtes Gewissen - primär, weil ich kein schlechtes Gewissen habe
- komme ich mir vor wie die größte Idiotin der Weltgeschichte
- bin ich so un end lich müde und möchte das alles nicht mehr fühlen
- will ich auch einfach nicht mehr wollen, aber eventuell sind es jetzt schon definitiv über sechs Jahre und ich weiß nicht, wie ich damit aufhören soll
- weiß ich nicht mehr, ob ich denn tatsächlich will, dass es aufhört
- versuche ich Gutes zu finden in dem, was ich "bekommen" habe
- verachte ich mich genau dafür
- macht es mir ein wenig Angst, dass sie sich so weit... weg angefühlt hat
- macht es mir ein wenig mehr Angst, dass auch sie Worte zurückgehalten haben könnte
- macht es mir am allermeisten Angst, dass ich es vielleicht nicht ertrage, wenn sie sie aussprechen sollte
- bin ich dann doch wieder der Ansicht, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin
- bin ich uneinsichtig
- bricht es mir das Herz, dass sie mich hat gehen lassen; wo ich doch nichts mehr möchte als bei ihr zu bleiben
- frage ich mich, wozu ich das hier jetzt brauchen könnte
- habe ich schon den ganzen Tag Kopfschmerzen vom Weinen
- stelle ich mir die Frage wie ich damit umgehen würde, würde es nie wieder passieren
- fehlt sie mir jetzt schon so unendlich sehr
- denke ich, dass ich sie immer vermissen werde
- verstecke ich mich hinter meinem Stolz, doch die Wahrheit ist, dass ich Angst vor Zurückweisung habe
- wundere ich mich darüber, dass sie nicht nachgehakt hat, als ich ihrer Frage ausgewichen bin
- möchte ich bloß noch in meiner Erinnerung leben
- verteufele ich die Tatsache, dass ich meine "Mehr als genug" Einstellung verloren habe
- macht es mir zu schaffen, dass es das erste Mal war, dass ich auch sie nicht verstanden habe
- denke ich immer noch, dass ich sie dringend anrufen muss
- will ich der Tatsache nicht ins Gesicht sehen, dass
- möchte ich nie wieder etwas essen
- bin ich gefährlich nah daran, meine gerade erst zurückgewonnene Kontrolle zu verlieren
- ist mir Kontrolle irgendwo auch egal, weil... Trotzreaktion
- würde ich Cheza am Liebsten aus mir herausschneiden, und all die Gefühle mit dazu, denn ich weiß: das war kein Abschied - aber vielleicht wäre genau das besser gewesen

Dienstag, 8. Juni 2021

this is not goodbye

Can you hear me? 
Can someone tell me?
Is leaving the same thing
As letting go?
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