Donnerstag, 22. September 2022

in the dark [this is not goodbye VII]

(Ich dachte, dass es [das Schreiben] einfach wird, so wie die anderen Male auch. Aber das ist es nicht. Die Worte sitzen in mir drinnen fest, genauso wie die Tränen, die ich heute Nachmittag dann doch nicht geweint habe. Und ich weiß, dass das raus muss. Und ich weiß nicht, wie.)

Vielleicht so: ich stehe vom Sessel auf, ziehe meinen Mantel an, setze meinen Hut auf, setze mich auf das Sofa. Ich wollte gehen gerade. Und dann doch nicht. Plötzlich ist reden viel einfacher; viel weniger Anstrengung, und die Instanz in mir, die ganz gerne mal Zensur betreibt, macht gerade anscheinend Pause.

"Möchtest du erstmal einen Tee?" fragt sie, obwohl sie die Antwort schon kennen dürfte. And if you're pouring... Wann wollte ich jemals keinen Tee? And if you're pouring, fill it up... Sie schenkt mir dann eine Tasse ein - und alles setzt einen Moment aus. And if you're pouring, fill it up / Cause I am thirsty for your love...

Ich sage es immer wieder: ich habe Zurückhaltung perfektioniert. Auch heute muss ich auf diese Fähigkeit zurückgreifen. Ich habe Angst sage ich ihr. Ich sage nicht: ich habe Angst vor mir selbst. Ich sage auch nicht: ich habe Angst, dass es in meinem Kopf viel schöner ist. Nein, ich sitze da, halte mich brav zurück; ich bringe mich gar nicht erst in eine Situation, in der ich mich verraten könnte. (Ein bisschen passiert es dann doch, als ich schon an der Bushaltestelle stehe. Ein bisschen passiert es in diesem Moment, zuhause auf meinem Sofa. Mh. (Am meisten Angst habe ich davor, dass sie mir nicht glaubt. Und davor, was es bedeuten könnte. Wenn es echt ist. Oder, schlimmer, wenn es das Gegenteil sein sollte.))

Noch ein "Vielleicht" - manche Momente sind vielleicht dafür gemacht, einzigartig zu sein. Auch wenn man sich sehnlichst wünscht, sie wiederholen zu können. 

Ich spüre meine Hände, meine Unterarme, meine Füße, mein Gesicht nicht mehr. Es wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn Drama mal ausbleibt. (Ich "muss" darüber sprechen, dass ich's eventuell nicht gepackt hätte. Das mit dem Leben, meine ich. Die Chancen stehen gut also, dass die Bezeichnung "dramatisch" durchaus gerechtfertigt ist.) Ich ziehe meine Frage dann vor; weiß, welche Antwort ich gerne hören würde, und den Gefallen tut sie mir auch. (Ein klein wenig... tut es weh. Es ist... frustrierend, losgelassen zu werden, und man selbst kann nicht. Und man selbst ist nicht sicher, ob man möchte.)

Ich sähe mich gern anders, als ich bin, werde dadurch aber nicht so, wie ich mich gerne sähe. Weich sein, reich sein, gleich sein. Ich bleibe dabei; wie eine Katze, die ihr eine halb gefressene Maus vor die Füße spuckt, und dafür auch noch belohnt werden will.

Ganz kurz überkommt mich Eifersucht. So, wie ich schon die ganze Zeit gestresst bin, wegen. Aber: das, was ich glaube, so gerne haben zu wollen, wäre an eine Bedingung geknüpft. Und diesen Preis würde ich nicht zahlen wollen, nie wieder. Auch nicht für sie.

Außerdem bin I C H diejenige, welche. Ich kann den Tonfall in ihrer Stimme nicht ganz deuten; jedenfalls lächelt sie, als sie diesen Satz sagt, und ich find's problematisch, dass sie das Problem nicht sieht. 

"Ist es anstrengend, mir zuzuhören?" unterbreche ich mich selbst und sehe sie an. Ich hasse mich. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich zu viel gerade bin. Ich will ihr meinen Scheiß nicht auch noch zumuten, wo sie zu Beginn doch sagte, sie hat keinen so guten Tag. Ich bin kurz davor zu fragen, ob ich gehen soll; klammere mich daran, dass sie sagen würde, wär's zu viel. Sie weiß doch, dass sie mir das einfach sagen könnte?

Ich kann ihr nicht sagen, was nicht-ist heute. Weil ich sie dazu wissen lassen müsste, was ich all die anderen Male immer gefühlt habe. (Dazu hatte ich alle Chancen der Welt. Und ich hab sie verstreichen lassen. Aus gutem Grund, wie ich versuche mir einzureden.)

Mir fällt das ganz zu Anfang schon auf. Fühlt es sich anders an als sonst? Denn für mich gibt es das; mein Sonst sieht so aus: sie steht auf um das Fenster hinter mir zu schließen, und jede ihrer Bewegungen berauscht mich. Sie streicht sich durch das Haar und löst etwas Übernatürliches in mir aus. Ich kann mich auf ihre Sätze nicht mehr konzentrieren, weil ich mir vorstelle wie es wäre, sie zu küssen. Aber das war Sonst. Heute ist sie nur sie selbst, und ich bin - eine Andere. (Und es ist schlimm, dass das nicht schlimm ist.) (Ich bin auch ich selbst bringe ich nicht über mich zu schreiben. Weil ich nicht weiß, was das bedeuten würde.) (But it never be the same, never be the same / I'm on a different lane)

Aller guten Dinge sind drei: v i e l l e i c h t muss ich den Weg auch gar nicht kennen.

I'm on a different lane, on a different lane
And I don't know the way
So darling, meet me in the dark
In the shadows of my heart
And if you're pouring, fill it up
Cause I am thirsty for your love
Solence - In The Dark

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