cause i've been fast asleep, standing still in a stampede. i'm breaking my back, but i'm still sinking like a stone
Sonntag, 20. Juli 2025
dead letters: postcard from 1952
R., ich vermisse Dich. Und ich war darauf vorbereitet, Dich zu vermissen. Aber nicht so. Mir war nicht klar, dass es sich so anfühlt, als würde mir ein Körperteil fehlen, wenn Du mir fehlst. (Immer hast Du mir gefehlt, auch wenn Du bloß in der Küche gesessen hast, ein paar Meter nur von mir entfernt. Immer hast Du mir gefehlt, wenn wir uns nicht gerade im selben Raum aufgehalten haben, weil es schöner ist mit Dir.) Und jetzt ist alles anders. Weil wir nicht nur ein paar Meter voneinander entfernt sind, oder ein paar Kilometer, sondern hunderte; hunderte Kilometer sind wir voneinander entfernt, ich hab fast vier Wochen lang kein einziges Wort gehört von Dir, bis auf ein paar Sätze auf einer Postkarte, und ich weiß nicht, ob ich Dir auch schreiben soll, oder besser nicht, weil Du ja Abstand möchtest. Und das tut weh - all diese Einzelteile tun weh, und zusammen tut's noch viel mehr weh.
Zwar sind da Sätze auf einer Postkarte - also, da sind Sätze, aber hat es denn ausgerechnet eine Postkarte sein müssen? (Ich hab ein schwieriges Verhältnis zu Postkarten. Eine Postkarte hat mein Leben gerettet. Eine Postkarte hat mir gezeigt, dass ich nicht genug für sie bin. Und dass ich nie genug sein werde, auch nicht in meinem Leben 2.0 - Postkarten sind das Symbol für Ambivalenz schlecht hin. Wenn ich mal Lust habe, ausgiebig zu weinen, lese ich mir Postkarten durch. Dann kann ich so richtig schön meiner Vergangenheit nachtrauern. Und jetzt stellt eine Postkarte mir Zukunft in Aussicht? Am. Bi. Va. Lenz.)
Sogar die beiden Postkarten-Songs, die ich kenne, könnten nicht gegensätzlicher sein. Hier ist einer davon. (Der andere: Zebrahead - Postcards From Hell. Der Vollständigkeit halber.)
Jetzt zum Inhalt, was? Oder zu Füßen, in Türen? Mal wieder? Dein Fuß, in meiner Tür, und ich wünschte, ich könnte so fest zu ziehen, weil es gefährlich ist, Dich zu brauchen; weil es gefährlich ist, überhaupt eine andere Person zu brauchen. (Aber. Mich alleine zu lassen mit mir selbst ist auch gefährlich; ich brauche Dich: es ist nicht nur schöner mit Dir, sondern auch einfacher. Manchmal komme ich mir selbstsüchtig vor. Und dann lese ich sowas.)
"Ich bin froh, dass Du Teil meines Lebens bist." Hä? Was?? Wie??? Das muss ein Tippfehler sein. Ich meine, ein Rechtschreibfehler. Ich meine: ein Fehler in der Grammatik, falsche Zeitform gewählt. "Ich bin froh, dass Du Teil meines Lebens warst" klingt viel passender; jetzt hättest Du doch die einmalige Chance, mich loszuwerden. "Ich bin froh, dass Du kein Teil meines Lebens mehr bist." (Okay, das ist zu krass, selbst für meine Verhältnisse. "Sie können sich nicht vorstellen, dass andere Personen sich für Sie interessieren" meinte mein Therapeut letztens zu mir, und damit hat er ganz Recht. Und nun ist das hier mehr als nur: Interesse.)
Aber: was zum Teufel ist das hier denn? Also, ich könnte jetzt vier Jahre Revue passieren lassen und daraus Schlussfolgerungen ziehen. Ich könnte es auch runterbrechen auf das eine Wort, das mein Therapeut dafür verwendet hat - oder besser noch auf das Wort, das sie dafür verwendet hat: Seelenverwandte, aber ich weiß nicht mehr, was das bedeutet; meine Vorstellung davon liegt in Scherben. Ich weiß nicht, ob Du eine Ahnung davon hast. Eigentlich spielt das auch keine Rolle. Du hast auf jeden Fall Worte dafür gefunden; Worte mit denen ich nicht so sehr auf Kriegsfuß stehe wie mit denen auf Deiner Karte.
Doch immer noch hänge ich zwischen den Zeilen jetzt.
Zwischen den Kapiteln; unseren Kapiteln. In diesem jetzt geht es um mich ganz alleine, und der Inhalt überfordert mich. Das Leben überfordert mich. Ich hab's schon reduziert auf: Existenz und selbst das erscheint mir ein Ding der Unmöglichkeit manchmal. Fühlt sich nicht gut an, Kollateralschaden zu sein, denn mehr ist Dein Abstand brauchen im Grunde ja nicht. Du brauchst keinen Abstand von m i r. Nur von etwas, dessen Teil ich nun einmal bin. (Und bleiben werde. Mit Montag, und allem was zu ihm gehört.) Fühlt sich nicht gut an, dieses schlechte Gewissen, weil ich etwas bekomme, das [Name] verwehrt bleibt. Fühlt sich nicht gut an, diese Distanz, und dieses Schweigen, und das Nicht-Wissen. Manchmal weiß ich nicht mal mehr, was ich denn nun eigentlich will, von Dir. Das geht dann nicht konform mit meinen Wünschen - dass ich vielleicht auch etwas Abstand vertragen könnte, nur um mir zu beweisen, dass ich von Dir nicht so schrecklich abhängig bin. Natürlich könnte ich das auch alleine.
Wenn man alles richtig macht, braucht man den Wendepunkt schließlich nur ein Mal -
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