Sonntag, 9. Januar 2022

Raindrop [Oder: Briefe an Fynneck Pt. II]


Ich gebe Chopin nicht die Schuld; er kann ja gar nichts dafür, dass jedes klassische Musikstück nach einem Sonntagmorgen mit Dir klingt. Dass es nach frischen Brötchen vom Bäcker klingt. Dass es nach Kaffee klingt und dem Kreuzworträtsel aus der Zeitung von Samstag, die Du Deiner Mutter geklaut hast. Weil ich nun mal Kreuzworträtsel liebe, das aus der Zeitung das Beste ist, und Du... Alles für mich tun würdest. Du lässt mich sogar gehen - an unserem letzten Sonntagmorgen gibt es keinen Kaffee mehr und auch kein Kreuzworträtsel. Stattdessen packe ich meine Sachen und Du bringst mich nach Hause, noch vor dem Frühstück, weil wir uns nichts mehr zu sagen haben. Weil da mit einem Mal keine Worte mehr sind, sondern nur noch Schmerz. (Ich hoffe, ich habe Dir erzählt, dass es mir unendlich Leid tut. Es tut mir Leid, dass ich plötzlich nicht mehr Dich gebraucht habe, sondern das Ende.)

Seitdem sind viele Wochen vergangen. Dies ist der hundertvierundsechzigste Sonntagmorgen den ich nicht mit Dir verbringe, sondern alleine. Es fehlt mir, sie zu teilen, diese Morgen, aber die Wahrheit ist - es fehlt mir nicht (mehr) sie mit Dir zu teilen. Ich wäre dann jetzt bereit, diese Zeit mit einer neuen Person zu verbringen. Aber die Wahrheit ist, ich habe gelogen. Sie ist es, mit der ich diese Zeit verbringen möchte.

Ich muss das hier jetzt beenden, bevor ich n o c h eine Wahrheit ausspreche. Eine, die offenbart, was ich wirklich bin: kein guter Mensch. Also mache ich hier nen Punkt - vielleicht mache ich auch noch drei oder vier, aber auf keinen Fall mehr als vier Punkte. (Eins)

Ich denke an Dich. (Zwei)
Nur von Zeit zu Zeit. (Drei)
Hoffentlich geht es Dir gut. (Vier)

Ich habe mein Wort heute nicht gehalten, aber an jedem anderen Tag. (Fünf)

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