Samstag, 3. April 2021

Paranova

Die Essstörung lauert im Hintergrund, gleich einem Assassinen. Lautlos, schleichend, mir-auf-Schritt-und-Tritt-folgend. Sie duckt sich und macht sich zum Sprung bereit, sobald ich Nachlässigkeit zeige. Der Gegensatz: Bilder aus der Vergangenheit. Diese warten nicht erst auf den passenden Moment, sondern überfallen mich aus dem Nichts. Ich kann den Erinnerungen nicht entkommen - nicht alle sind schlecht, aber: Da. Ist. Zu. Viel. In meinem Kopf.
- Omnos, Sekiro. Dawn. Fynneck; dabei ist das so nie passiert. Mehr Sekiro. 
- Kaiser & das Gefühl auf Wolken zu laufen. 
- Kaiser & das Gefühl ganz allein auf einem Ozean zu treiben.
- Mittwochnachmittage. Aber ich finde nicht an mein Ziel; bin noch immer alleine. In einer Stadt, die mich zu verschlingen droht. Ich träume uns: an einen See in der Sommersonne, an einen Strand in Griechenland, in eine schneebedeckte Weite und auf ein Kreuzfahrtschiff; aber wenn sie mich in der Nacht nicht verlässt, muss ich gehen im Morgengrauen.
- Wieder Fynneck. Ich lasse ihn auf einem Friedhof zurück, zwischen fremden Gräbern und getrieben von Panik. In die aufsteigende Verzweiflung mischt sich Scham.

Ich sollte wissen, wo. Ich sollte es wissen.

- Doch das tue ich nicht. Ich kann auch nicht um Hilfe bitten. Dazu wiegt der Vorwurf zu schwer in seinen Worten; im Stich gelassen. "Enttäuschung" in fünf Silben.
- Ich kehre zurück in der Nacht. Das Licht ist golden und fällt durch das Küchenfenster. Nach dem Aufwachen weiß ich nicht mehr, wer ich bin. Weiß nur, dass ich nicht zurückkehren kann.
- Noch mehr verlorene Orte: mein Platz am ersten Tisch rechts. Mein Platz in der Mitte des Parketts. Mein Platz auf einer Bank am Fluss. Manchmal fühlt es sich so an, als hätte ich meine Freiheit eingetauscht gegen eine Art der Zukunft, die leistungsgesellschaftskonformer ist.
Jetzt, so kurz vor dem Ende, ist mir, als könnte ich einen Fehler begangen haben, aber ich kenne die Alternative: Staub an den Fingern und ein mit Nadeln gefüllter Mund.
Alleine. Bis an mein Lebensende.

When the stage is set, the line is drawn
The curtain's up, the lights are on
And you're on your own
When the fever's set, the crowd is hot
The gloves are off, the knives are out
And you're on your own
Antimatter - Paranova

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