Dienstag, 6. April 2021

Aprilwetter

[Triggerwarnung bzgl. Traumakrams (im ersten Absatz)]

Da die Welt scheinbar beschlossen hat, full "Aprilwetter" mode zu gehen, hatten wir heute schon Regen, Hagel, und Schnee. Nicht zwangsläufig in dieser Reihenfolge. Gerade scheint die Sonne. Meine Stimmung sah ähnlich aus in den letzten Tagen. Erst war ich wütend, und habe (aus Versehen) ein Weinglas kaputt gemacht, als ich einen Post darüber schreiben wollte. Es ging um Folgendes: beim Einkaufen vor ein paar Tagen habe ich mitbekommen, wie eine Mitarbeiterin zu ihrer Kollegin sagte: "Ich habe nichts gegen Homosexuelle. Aber man möchte nicht dass es die eigenen Kinder sind." (Klassischer Ich habe nichts gegen ________ ABER. Immer wieder schön.) Natürlich macht mich das wütend. Dann... muss ich immer noch an die eine Kollegin im Praktikum denken, die sich selbst die Schuld fürs Catcalling gegeben hat (durch den Nachbar einer Patientin zu der wir auf Hausbesuch gefahren sind) weil sie schließlich ein Kleid getragen hat. Als wäre das eine Entschuldigung für s*xuelle Belästigung.
Und ich selbst gebe mir auch die Schuld für das, was mit Sekiro passiert ist, aus... Gründen. Aber nicht länger. ER hat doch mein "Nein" ignoriert. ER hat sich über mein "Ich möchte das nicht" hinweggesetzt. Wo ist das bitte MEINE Schuld? Ja weil ich anschließend nicht noch XY getan habe - und jetzt schreibe ich doch darüber. Wollte ich eigentlich nicht. Ich will einfach nur sagen dass es mich krank macht: ich kenne keine*n Betroffene*n (von s*xueller Belästigung über M*ssbr*ch bishin zu wasauchimmer) der/die sich selbst nicht zu irgendeinem Zeitpunkt die Schuld daran gegeben hätte. Auch wenn das nie nie nie der Fall ist. Das macht mich traurig. Und eben auch wütend. (Von dem victim blaming, das die Gesellschaft betreibt, will ich gar nicht erst anfangen. An dem Thema hängt so viel dran und das hat in diesem Post keinen Platz.)

Aber weiter im Text: dann kam massive Überforderung dazu, weil ich plötzlich 30.000 Dinge gleichzeitig im Kopf hatte, und darüber habe ich tatsächlich einen Post geschrieben - der war dann erst wieder auf Entwurf  weil... wegen... Gefühle, I guess? Denn ich bin nicht besonders gut darin, Cheza zu beschreiben, weil das irgendwie schnell zu viel wird. Also, zu viel für das Internet. Der Teil musste dann umgeschrieben werden, und jetzt darf das so stehenbleiben. Erstmal. Dazu kam zusätzlich noch eine ordentliche Prise Melancholie - "Prise" bedeutet, dass ich fast darin versunken wäre. Es hatte den Anschein der altbekannten "Ich stehe morgens auf und stelle dann fest dass ich nichts mit dem Tag anzufangen weiß" Phase. Minus das "Deswegen lege ich mich wieder ins Bett" - denn das kann ich mir gerade nicht leisten. Die Depressionen sollen sich bitte mal hinten anstellen. (Noch besser würde das wohl funktionieren, würde ich meine Medikamente jeden Tag nehmen. Aber dazu bräuchte ich zeitliche Orientierung, und die unterliegt grade... einer Mischung aus Dissoziation und etwas, das einfach meine Grundverchecktheit (ja, ab jetzt ist das ein Wort) darstellt, glaube ich. Dieses Jahr hätte ich zum Beispiel fast meinen eigenen Geburtstag vergessen, wenn ich mit einer Freundin nicht zufällig zwei Tage vorher darüber gesprochen hätte; ach - das ist diese Woche?)

Man muss dazu sagen, dass ich nicht sonderlich viel Wert darauf lege, diesen Tag zu feiern, von daher macht es mir nichts aus, dass das wegen Corona gerade auch nicht "richtig" geht - ich habe dann einfach Cheza getroffen, das war die beste Entscheidung (und dann auch der beste Tag ♥) in einer langen langen Zeit. Weil ich seitdem endlich all die Klarheiten habe, nach denen ich so dringend gesucht habe. Hätte mir ja eigentlich bewusst sein können, dass ich die nicht in meinem Kopf finde, und indem ich all die Worte analysiere, die mich nicht losgelassen haben... Naja, also Klarheit: wegen dem, was war, wegen dem, was ist, und wegen dem, was sein
wird - auch wenn ich da immer noch nicht länger als drei Sekunden hinsehen kann, bevor es zu weh tut. Es ist auch ungewohnt. Dieses Gefühl, überhaupt eine Zukunft zu haben. Eine Zukunft, die mehr bereit hält als Hoffnungslosigkeit - wann bitte, ist das passiert?! Denn: noch vor einem Jahr war ich (mehr oder weniger) akut suizidal und dann kam ich auf die grandiose Idee, (zu viel) Alkohol zu konsumieren, weil ich mit meinen Gefühlen nicht umgehen konnte. Und DANN ist der August passiert und - das gehört jetzt aber nicht an diese Stelle, denn dieser Post ist eh schon zu lang. Also Fazit: es gibt mich noch. Ich bin nicht im Osterglocken-Glückstaumel verloren gegangen. Schade eigentlich. Auch nicht in den restlichen Gefühlen. & es gibt noch einige Dinge, über die ich schreiben will. Schreiben werde. Wenn es an der Zeit ist.

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