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Montag, 23. August 2021

I heard a fly buzz when I died

I heard a Fly buzz - when I died -
The Stillness in the Room
Was like the Stillness in the Air -
Between the Heaves of Storm

Der Wasserhahn tropft stetig vor sich hin; in irgendeiner Ecke summt eine Fliege; der Kühlschrank macht, naja, Kühlschrankgeräusche, und ich muss mit dem Löffel im.mer.wie.der viel zu laut über den Boden der Schüssel kratzen, um den letzten Reis herauszuholen.
Offiziell? Stehe ich in der Küche und mache Onigiri. Inoffiziell bin ich in der Hölle auf Erden gelandet; ich möchte mich ins Bett legen und mir die Decke über den Kopf ziehen, um mich vor der Reizüberflutung zu schützen. Während ich wie mechanisch die gleichen Handgriffe
ausführe - zuerst etwas Reis, dann ein bisschen Füllung, noch mehr Reis oben drauf, zusammendrücken - hat sich irgendetwas in meinem Kopf aufgehängt; die Fliege erinnert mich an das Gedicht I heard a fly buzz when I died - bloß kann ich mich ums Verrecken (Wortwitz nicht beabsichtigt) nicht an die nächste Zeile erinnern.

Naja; wenn ich gerade mal nicht an Poesie denke, denke ich an Cheza Keara und versuche herauszufinden, wie genau ich dieses Gespräch morgen über die Bühne bringen soll. Eine meiner Königsdisziplinen ist nämlich "Um den heißen Brei herumreden" aber ich habe das Gefühl, dass das eher weniger... zielführend wäre.  "Auf den richtigen Moment warten" kann ich auch vergessen; denn der kam schon und ich hab ihn verstreichen lassen. Ich habe dieses Jahr einige schwierige Gespräche führen müssen: mit Irelia wegen dieser dämlichen Berichte, mit einer Lehrerin wegen eines anderen dämlichen Berichts, mit meiner Schulleitung, nachdem die mich vom Fußboden aufsammeln durfte; und ich würde lieber jedes dieser Gespräche nochmal führen, wenn ich dazu morgen nicht mit Keara reden müsste. Weil ich ihr wahrscheinlich das Herz brechen werde - und über all das vergesse ich, dass ich sie ja auch verliere.

On the bright side: der Endspurt hat begonnen; ich habe diese Woche noch Zeit, um mir den letzten Stoff irgendwie in den Kopf zu ballern. Dann sind drei Prüfungstage, und wenn dann alles so läuft wie geplant, kann ich meine Berufsurkunde (!) in Empfang nehmen. Bloß wird das so nicht passieren, weil ich in mindestens einem Prüfungsteil durchfallen werde.
Ja; je länger ich nachdenke über die Prüfungen, die schon gelaufen sind, desto schlimmer wird das Ergebnis in meinen Gedanken. Tut nichts mehr zur Sache, dass mein Gefühl danach okayish bis gut war, mittlerweile ist es eine einzige Katastrophe. Aber es m u s s vorbei sein nächsten Donnerstag, weil ich sowas nicht ein weiteres Mal überstehen werde. Der Dauerstress (der ja seit April besteht) macht sich seit Wochen überdeutlich bemerkbar; ich krieche komplett auf dem Zahnfleisch und wenn Cheza nicht gewesen wäre, hätte ich vor drei Wochen wohl das Handtuch geworfen. Aber. Ich bin nicht so weit gekommen, um aufzugeben, wenn das Ziel in greifbarer Nähe ist. Denn: been there, done that - und nochmal passiert mir das unter Garantie nicht.

Es erstaunt mich übrigens, dass ich im Rahmen dieses Posts so gefasst wirken kann - dafür weine ich morgen dann wieder über meinen Lernzetteln; oder zumindest über den Lernzetteln eines ganz bestimmten Faches, in dem einfach Hopfen und Malz verloren ist. Wir können ja ausgleichen denke ich mir; und wenn das die Einstellung ist, mit der ich durch die Prüfung komme - sei's drum. Hauptsache ich komme da durch. Ich lasse euch jetzt mit Emily (und meiner Lieblingsstrophe aus ihrem Fliegen-Gedicht) alleine und begebe mich Richtung Bett.

With Blue - uncertain - stumbling Buzz -
Between the light - and me -
And then the Windows failed - and then -
I could not see to see -
Emily Dickinson

Donnerstag, 12. August 2021

Kollateralschaden

Ich trinke meinen dritten Cosmopolitan. Dieses Mal nicht aus, sondern nur mit Wodka. Lief das letzte Mal eventuell nicht so gut. Mein Abendessen waren Schokokekse, weil das mit dem Essen nicht so richtig will, und überhaupt ist das Leben gerade großartig. *Ironie off* Naja, es ist Examen, was will man erwarten? Hm, vielleicht, dass zumindest die im Moment benötigte Energiezufuhr stattfindet? Aber der Körper ist so "Du sitzt doch nur rum, Ria, du brauchst gerade nicht so
viel" - und der Kopf meint "Excusez-moi, ich versuche hier, den Lernstoff für die letzten 8 Fächer zu verarbeiten. Gib mir mehr Essen!" Aber Toast funktioniert nicht, weder Nudeln noch Quark funktionieren, und ich weiß langsam nicht mehr, was ich noch tun soll. Wie "Alkohol trinken" da die nächste logische Option ist, ist mir auch schleierhaft. Der Gedanke, dass es in drei Wochen tatsächlich endlich geschafft ist, beruhigt leider auch nicht, da ich im Grunde nur eins tun möchte: die Zeit anhalten.

Ich fühle mich einfach nicht bereit für all die Zukunftsdinge. Davon abgesehen, dass sich, glaube ich, keiner so wirklich 100%ig bereit fühlt für den ersten Job usw. - aber wer hier lange genug mitliest weiß, dass ich's mit den Gefühlen ganz gerne mal übertreibe. Ich habe eine unglaubliche Angst davor, dass sich in den nächsten Monaten herausstellt, dass ich für diesen Beruf nicht geeignet bin. [Sidenote: ich habe auch gedacht, dass ich nie einen Job finden werde. Am Ende hatte ich drei Vorstellungsgespräche. Und drei Jobangebote. Aber das hilft nicht weiter.]
Dann denke ich an all die positiven Rückmeldungen, die ich so bekommen habe, und kann's immer noch nicht glauben, denn wie kann es sein, dass ich tatsächlich mal gut in einer Sache bin? Wobei ich "Selbstzerstörung" nahezu perfektioniert hatte. Aber ich meine jetzt eher produktive Dinge. Da ist zum Beispiel mein (ich sag's nicht ich sag's nicht ich sag's nicht) Lieblingspatient (oh, ups) der meint "Es ist immer so schön mit Ihnen" und abgesehen davon, dass "schön" zwar schön und gut ist, ich ihm aber gerne etwas beibringen würde, damit er im Alltag besser klar kommt, bitte danke, schmilzt in solchen Momenten mein Herz ja doch ein Stückchen.

Aber worauf ich eigentlich hinaus will: zu viel an Gefühl, keine Verarbeitungsmöglichkeiten. Was da helfen würde, wäre wahrscheinlich Therapie, aber naja, ich habe nur noch zwei Stunden bei Irelia, aus... Gründen, und wann ich den nächsten Therapieplatz finde, steht in den Sternen. Therapeutensuche raubt dann nochmal zusätzlich Energie, die ich nicht habe, weil ich das mit dem Telefonieren so schrecklich finde. Generell gibt es einfach zu viele Dinge, die erledigt werden müssten und zu viele Gefühle, die gefühlt werden sollten, aber viel zu wenig Energie um etwas davon zu bewältigen. Auch fühle ich mich schlecht damit, Prioritäten zu setzen, kann keine Entscheidungen treffen, und das resultiert dann darin, dass ich im Supermarkt vor dem Regal mit den Tomaten fast anfange zu weinen, weil da viel zu viel Auswahl und diese Situation die reine Überforderung ist. Ich weiß nicht genau, was mit mir nicht stimmt; in jedem Fall liegen meine Nerven blank. Selbst die Pausen sind mehr ein Zwang als Entspannung, etwas, das so schnell wie möglich erledigt werden muss, damit ich die Zeit wieder "sinnvolleren" Dingen widmen kann. Hab ich schon erwähnt, dass ich noch für 8 Prüfungen lernen muss?

Ja, das hier ist wahrscheinlich gerade sehr viel Mimimi; selbst wenn ich gewusst hätte dass das so wahnsinnig viel Arbeit wird, hätte das nichts an meiner Entscheidung verändert. Dass ich das Interesse an so ziemlich allen Dingen verliere, scheint nicht mehr zu sein als Kollateralschaden. Ich möchte einfach nichts mehr tun, weder Bücher lesen, im Wald spazieren gehen, noch Yoga. Wenn ich könnte, würde ich den ganzen Tag im Bett liegen, weil mich schon morgens eine unglaubliche Sinnlosigkeit überwältigt. Kann ich nicht ein paar Wochen lang nur im Bett liegen (und an Cheza denken)? Examen sagt Nein. Na gut. Auch irgendwo verständlich. Übrigens finde ich es erstaunlich, wie Cheza es schafft, mal ein Punkt auf der "Panikliste" zu sein, und dann wieder Ressource. Also, nach unserem letzten Gespräch wieder mehr Ressource als Paniklistenpunkt, aber das bleibt nur so lange wie ich es schaffe, nicht an die Zukunft zu denken. Also nicht lange. Es ist alles mehr oder weniger asjcgvszswtxr - wobei ich darüber wohl einen eigenen Post schreiben könnte. Sprich: sollte, denn dieser hier ist eh schon viel zu lang. Naja.

Freitag, 4. Juni 2021

the machine is burning and now everyone knows it could happen again

In meinem Traum trägt Cheza - wie so oft - ein violettes Kleid. Sie sieht darin wunderschön aus. Überhaupt könnte alles gut sein... hätte irgendjemand sie nicht mit einem Messer (?) schwer verletzt. Als ich sie finde, ist es für Hilfe bereits zu spät. Ich halte sie in meinen Armen, während sie verblutet. In der nächsten Szene bin ich alleine in einem großen, mir nicht bekannten Raum. Es ist gerade genug Licht um erkennen zu können, dass überall Schaufensterpuppen aufgestellt sind. Jede einzelne von ihnen trägt Chezas Kleid. Es ist voller Blut. Ich wache weinend auf und kann eine Weile nicht damit aufhören. Nach so einem Traum würde ich mir normalerweise Sorgen um sie machen. Muss ich dieses Mal allerdings nicht, weil ich sie am Vortag erst angerufen habe und weiß, dass sie in Ordnung ist. Das war am Dienstag. Auf meine Frage hin, ob wir uns treffen können, antwortet sie ohne einen Sekundenbruchteil zu zögern "Ja klar. Wir haben uns ja auch schon lange nicht mehr gesehen." [Ja. Klar. Mir war das nicht so... klar. "Klar" ist eine der letzten Bezeichnungen die ich wählen würde, um unsere Beziehung zu beschreiben. Es ist immer noch sehr richtig. Aber mir ist nicht k l a r wie irgendetwas von dem hier funktioniert. Oder zu was für einem Menschen es mich macht.]

Jedenfalls: ihre Antwort macht mich fast schon wieder etwas zu glücklich. Und trägt mich durch diese Woche, die nochmal stressiger ist als die vorherigen zusammen, weil examensrelevante Unterlagen abgegeben werden mussten... in doppelter Ausführung... und der Kopierer in der Schule nicht funktionierte... und 30.000 andere Dinge nicht funktionierten... Aber. Cheza.
Oh, und - um das hier mal wieder zu einem unstrukturierten Schwafelpost zu machen - ich habe endlich Stellenangebote gefunden, die passen könnten. War ja zusätzlich zum "Hauptstress" minimal gestresst, weil 80% meiner Mitschülerinnen einfach schon einen Job haben, und ich hab nicht mal eine einzige Bewerbung los geschickt, weil ich in einem bestimmten Bereich arbeiten möchte, für den einfach nichts ausgeschrieben war. Diese Woche sind aber gleich drei Stellenausschreibungen in der Schule eingetrudelt, und wenn die Zukunft
weniger... Panikattacke ist, und ich mich auf mehr konzentrieren kann als den Zeitabschnitt, der direkt vor mir liegt, kann ich auch eine Bewerbung schreiben. [Dann muss ich nur noch von den Gedanken absehen, dass mich eh niemand einstellen wird, weil mein Lebenslauf recht... interessant ist, und sowieso sind meine schulischen Leistungen viel zu schlecht; ich bin ein absolut unfähiger Mensch und und eine noch unfähigere Therapeutin, weil viel zu kaputt, und alle Freund:innen, Mitschülerinnen, und Lehrer:innen, die so an mich glauben, haben einfach Unrecht. Meine ehemaligen Praktikumsstellen, die mir vor ner Weile nen Job angeboten haben wissen auch nicht, was sie tun. Wozu also bewerben, die werden mich sowieso nicht wollen.]
Den Rest des Tages werde ich versuchen, möglichst wenig für die Schule zu machen. [Dazu habe ich ja noch Samstag und Sonntag. Fühlt sich gut an.] Also gleich Yoga, kurz unter die Dusche hüpfen, Haushalt erledigen. Oh, und dabei BRUIT ≤ in einer Endlosschleife hören. Weil Liebe ♥

Sonntag, 30. Mai 2021

I could wreck it if I had to // But I'm the wreck so what would that do?

Montag
Wirre Träume. Traumazeugs. Cheza. Ich versuche, wenigstens die Grundversorgung am Laufen zu halten. Aber ich vergesse Wasser zu trinken und Kartoffeln für das Abendessen zu schälen scheint eine unüberwindbare Herausforderung. (Außerdem: je weniger ich esse, desto weniger Alkohol ist nötig, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Oder?) Da ist - noch - eine Stimme in mir, die zur Vernunft rät. Wäre ich Vernunft nicht bloß so unendlich Leid.

Dienstag
Ich könnte Cheza ja auch einfach anrufen. Aber. Wenn ich sie um 10 Uhr anrufe, störe ich sie
bei x. Wenn ich sie um 13 Uhr anrufe, störe ich sie bei y. Und wenn ich sie um 17 Uhr anrufe störe ich sie bei z. Egal wann ich anrufe: ich störe. Denn das ist es, was ich bin. Ein Störfaktor.

Mittwoch
Irelia ist krank und sagt den Termin ab. [Bitte. Nicht. Auch. Noch. Das.] Zwar meint sie "Wenn irgendetwas sein sollte, können Sie mich auch gerne anrufen" - aber wie soll das denn gehen? Am Telefon funktioniert das mit dem Sprechen doch noch weniger. Und überhaupt: Störfaktor. Das bin ja bloß i c h. Ich habe das mit letztem Donnerstag nicht so wichtig zu nehmen. (Dass ich nahezu komplett entgleist bin und nicht in die Spur zurück finde fällt nicht ins Gewicht.)

Donnerstag
I remain so lost and buried
Under everything that I need
When all I want is you
Marianas Trench - Masterpiece Theatre I


Freitag
Eigentlich wollte ich im Büro nur schnell eine Bescheinigung abgeben. Da sagt Frau Schulleitung: "Frau Daring, lange nicht gesehen. Wie geht es Ihnen?" So zwischen Tür und Angel muss ich mich natürlich für eine diplomatische Antwort entscheiden. Kann ihr ja schlecht sagen, dass ich mich die letzten fünf (?) Tage (besser: Abende) gezielt alkoholisiert habe, weil wegen... Gefühle, I guess? Oder dass ich diese Woche zu oft aufgewacht bin und mein erster Gedanke nicht Cheza galt, sondern sowas war wie "Ich ertrage das alles nicht länger"?
Denn meine Schulleiterin ist zwar auch Therapeutin, aber a) keine Psychotherapeutin und b) selbst wenn: nicht meine Therapeutin. Also geht's mir gut genug.
(Die Wahrheit ist: ich krieg's noch immer nicht geregelt. Nichts.)

Samstag
Ich mache den Einkauf. Ich mache die Wäsche und den Abwasch. Ich mache einiges für die Schule. Ich mache Spaghetti. Ich mache mir keine Sorgen und nicht zu viele Gedanken.
Ich mache mir keine Sorgen und nicht zu viele Gedanken. Ich mache mir keine Sorgen und nicht zu viele Gedanken. Ich mache mir k e i n e Sorgen und n i c h t zu viele Gedanken.
[Aber ich mache mir Sorgen. Und zu viele Gedanken.]

Sonntag
- Barfuß im Garten laufen. Das Gras ist warm und weich unter den Füßen.
- Von Reya gesagt bekommen "Du kannst mich immer anrufen." ♥
- Das neue T-Shirt mit dem regenbogenfarbenen smw Logo von der Wäscheleine nehmen und sich auf den Tag freuen an dem es das erste Mal getragen wird. (Sehr bald.)
- Den Drang verspüren sich nicht länger zu verstecken. Und das Wissen dass das in Ordnung ist. (Beides. Sich nicht zeigen zu können/wollen. Und zu beschließen dass es an der Zeit ist 🏳‍🌈)
- Das Gefühl als sei eine tonnenschwere Last von den Schultern gefallen. Atmen ist wieder möglich. Es ist noch nichts verloren. Noch ist genug Zeit.
- Von Cheza träumen. Wieder. Dieses Mal verlässt sie mich nicht - sie wartet auf mich.
- You're beautiful, can I hide in you a while?
- Die Welt wieder nüchtern ertragen können.
- Sich neu strukturieren. Der ursprünglich Plan war sicherlich nicht das Non plus ultra. 
- Gut vorbereitet in die neue Woche starten. (Schule - mit Reya lernen - Cheza anrufen - Frisörtermin - Berichte zu Ende schreiben - dann mal weiter sehen)
- Sich bewusst machen: an dieser Stelle endet nur die Liste. Alles andere geht weiter. Irgendwie.

Donnerstag, 20. Mai 2021

[Update] zuhause bist immer nur du

[TW: Alkoholkonsum/SVV]

Ich hab keine Heimat, ich hab nur Dich
Du bist Zuhause, für immer und mich
AnnenMayKantereit - Oft gefragt

Ich gehe dann mal kurz zusammenbrechen.

-

Okay. Aufwühlende Therapiestunde am Mittwoch + triggernder Unterricht am
Donnerstag = emotionaler Zusammenbruch. Das ist grundlegende Mathematik. Schlecht war nur, dass es in der Schule passiert ist. Vor der gesamten Klasse. Ich wollte eigentlich gerade aufstehen und auf die Toilette gehen, um mir 5 Minuten zu nehmen, um mit der Situation klarzukommen... Aber da konnte ich schon nicht mehr atmen und auch nicht laufen und bin spontan in Tränen ausgebrochen. Großartig. (Das einzig Gute: ich hatte am Nachmittag noch Patienten und habe festgestellt - auch wenn alle anderen Schaltkreise ausfallen - die Therapeutenpersönlichkeit läuft über's Notstromaggregat.) Abends bin ich dann zufällig über AMK gestolpert; ich hatte den Song schon längst vergessen. Da war dann endgültig vorbei. Ich hatte bloß noch einen Gedankengang: am Liebsten würde ich mir das Fleisch von den Knochen reißen. Mit meinen eigenen Händen. Bis von meinem Gesicht nur noch Fetzen übrig sind. Das ist natürlich... eher weniger praktikabel; damit es dann zu keiner Selbstverletzung kam hab ich eben Alkohol gewählt. (Und weil ich nichts zum Mixen hatte gab's den Gin direkt aus der Flasche. So tief gesunken bin ich. Wieder.) Das Problem, vor dem ich zwei Tage später
stehe, ist: irgendwie will ich's wieder tun. Ich ertrage weder die Mittwochs- noch die Donnerstagsvorkommnisse. Nicht nüchtern. Gleichzeitig weiß ich's besser - Alkohol ist auch keine Lösung. Und weil mir das bewusst ist, wähle ich eben noch eine Verhaltensweise, mit der ich mich zwar nicht direkt selbst verletze, aber immer noch sabotiere, weil ich meine Gefühle einfach nicht ertrage. (Im Hintergrund weint leise meine DBT-Therapeutin.) Ich sollte mir wahrscheinlich Ablenkung suchen. Ist ja nicht so, als hätte ich in vier (?) Wochen Prüfungen, für die ich lernen sollte. Kriege ich aber nicht hin, in meinem Kopf ist nur Cheza. Schon wieder weiß ich nicht mehr, was der ursprüngliche Plan war. Falls es den je gab. Ich weiß einfach nicht.

Donnerstag, 13. Mai 2021

OK

Fall back to the upstairs bedroom
Way back when it all just seemed
To make more sense then and fall in place
There was a time when I felt okay
Being As An Ocean - OK

Im Grunde war der Großteil der letzten 7 Wochen in Ordnung. Einige gute Dinge sind passiert: die Zulassung zum Examen ist da. (Das muss ich hervorheben, weil es diesen Zwischenfall in der Schule gab und nachfolgend einige Zweifel, aber nach einem klärenden Gespräch meinte meine Schulleiterin dann: "Wenn Sie sich jetzt dazu entscheiden, nicht die Handbremse zu ziehen, stehen wir 1000% hinter Ihnen.") Außerdem hatte ich den zweiten Impftermin, und in 8 Tagen gelten für mich dann keine Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen mehr. (Fühlt sich immer noch so an, als hätte ich das Ganze nicht verdient. Ich war bloß zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort.) Therapie läuft im Moment auch... oder: wieder, nach der kleinen Krise mit den Klinikberichten. Irelia lobt mich für meinen Umgang mit all dem Stress und ist der Meinung, dass sich seit Oktober schon einige Dinge positiv verändert hätten. Ich seh's überhaupt nicht nicht so richtig. Ich meine, ich weiß dass ich mittlerweile - an guten Tagen - in der Lage dazu bin, ein richtiges Gespräch mit ihr zu führen. So mit Blickkontakt und ganzen Sätzen. (Sollte man auch meinen, wenn man meinen Berufswunsch bedenkt, haha.) Aber dann gibt es die schlechten Tage. Und die kann ich gar nicht beschreiben. Ehrlich gesagt weiß ich auch nicht, was ich hier gerade tue. Dachte, es sei mal wieder Zeit für sowas wie ein allgemeines Update, dabei will ich bloß ihr schreiben. Ich kann ihr aber nicht n o c h einen Brief schreiben. Also, könnte ich natürlich, weil ich die eh nicht abschicke. Wen kümmert's also? Vielleicht sollte ich ihr tatsächlich schreiben, und dieses Mal sage ich ihr die Wahrheit. Die ganze Wahrheit, und nichts als die Wahrheit. Betrunken genug dazu wäre ich wahrscheinlich. Aber: die Wahrheit ist keine Option. Wie habe ich bloß jemals denken können, wir könnten ein gutes Ende finden.

Dienstag, 16. Februar 2021

but I feel I'm getting nowhere // and I'll never see the end

Vielleicht sind das so ne Art Wochenend-Depressionen; wahrscheinlich fehlt mir einfach nur Struktur. Interessanter Gedankengang. Gestern. Heute habe ich mich direkt eines Besseren belehrt. Auf der Arbeit wurde es ab der Mittagspause schon kritisch - nicht vor dem Patienten weinen, nicht dissoziieren, und mich dann nur noch an die 30.000 Muskeln erinnern, und in welcher Reihenfolge man die nochmal behandelt, und ganz wichtig: nicht vor dem Patienten weinen - aber irgendwie ging das noch. [Im Grunde läuft es dort so gut, dass meine Kollegin mir... naja, einen Job angeboten hat kann man nicht sagen, weil sie nicht in der Position dazu ist. Aber sie hat mir erzählt, dass ab August/September eine Stelle frei wird und sie hat mir dazu geraten, mich zu bewerben und meinte auch, dass sie mich für die Stelle empfehlen würde.
"Ich kann mir das sehr gut vorstellen, du würdest auch super hier ins Team passen..." Und ich komme immer noch nicht klar, weil die Stelle in dieser Einrichtung für mich schon fast Traumjob-Charakter hat; ja als ob die mich echt einstellen würden?! *_*] 
Jedenfalls: in der Schule ging es dann nicht mehr. Der Plan war eigentlich, mir nur kurz die Augen aus dem Kopf zu weinen und dann meine Therapie vorzubereiten, aber das ist in einem kompletten Zusammenbruch geendet, welcher ein ernstes Gespräch mit meiner Lehrerin und die Therapieabsage zur Folge hatte. Das schlechte Gewissen wird mich noch Tage verfolgen. Kein Spaß. [Das nächste Mal weine ich dann wohl besser wieder auf der Toilette. Und nicht im Klassenzimmer. Weil - auch wenn ich alleine bin - da immer jemand reinkommen kann. Hätte mir eigentlich auch klar sein müssen.] Tatsächlich war das "ernste Gespräch" auch mehr ein "Was können wir tun, um Sie zu unterstützen?" und so lieb das gemeint ist - ich habe einfach keinen blassen Schimmer. Was die Schule tun kann. Oder Irelia. Oder ich. Oder sonst irgendwer. [Still this barrenness consumes me // And I feel like giving up]

Aufgeben kommt aber nicht in Frage. Ich bin nicht so weit gekommen, um nur so weit zu kommen. Dann wieder ist mein einziger Wunsch, dass sie aus meinem Kopf verschwindet. (Dann ziehe ich in Betracht, Alkohol zu trinken - ja, unter der Woche. Ist aber keine Option. Aber auch nur weil ich weiß, dass ich im Leben nicht genug trinken könnte, um sie zu vergessen.) Gleichzeitig will ich das nicht - sie vergessen. Oder sie gar verlieren. Das ist das Schlimmste, das ich mir vorstellen könnte - und ich bin richtig gut darin, mir schlimme Dinge vorzustellen. [Fähigkeit im Lebenslauf: "Falls Sie mal ein worst case brauchen... ich hätte hier 10. Suchen Sie sich eins aus."] Und... an dieser Stelle muss ich meine Behauptung von eben zurückziehen. Dass ich keinen blassen Schimmer habe, was "sonst irgendwer" tun könnte, um mich zu unterstützen. Cheza. Könnte eine Menge hilfreicher Dinge tun. Vermute ich.
Aber. Ich kann sie nicht darum bitten. Ich kann gar nichts. Am Allerwenigsten weitermachen.
Ohne sie.
[The thought of starting over leaves me paralyzed // Dream Theater - Wither]

Montag, 25. Januar 2021

How did I get here? I don't belong here


Anathema - Springfield 

Das Wochenende eine mittlere Katastrophe. Versucht die Anforderungen auf ein Minimum runter zu brechen, aber schon das ist eine Überforderung. In der Schule bin ich (mal wieder) Gesprächsthema (unter den Lehrern mindestens, tendenziell auch unter den Mitschülerinnen) und werde mit Samthandschuhen angefasst. Genau das, was ich nicht gewollt habe. Auch hier wird versucht, die Anforderungen zu reduzieren, aber am Ende erledige ich doch mehr, als abgesprochen war, weil mein Perfektionismus das sonst nicht zulässt. Außerdem habe ich nie Sonderregelungen gewollt und das auch so kommuniziert, aber scheinbar... Ich bin mir auch noch nicht ganz sicher, was das soll, ich meine - ja, ich bin depressiv, stehe unter maximalem Stress etc., aber das bedeutet nicht, dass ich nicht mehr dazu in der Lage wäre, einen dreiseitigen Fragebogen zu kopieren. Erledigt meine Lehrerin dann für mich, damit ich mich darum nicht auch noch kümmern muss. Mh. Ich muss zusehen, dass ich einen Plan erarbeite, wie zur Hölle ich aus diesem Tief rauskomme, weil mir ziemlich deutlich bewusst ist - im Gegensatz zu früher - dass ich nicht an diesen Ort gehöre. Und auch nicht hier bleiben möchte. 

Freitag, 22. Januar 2021

I keep falling, I'm falling apart

Im Moment dissoziiere ich munter durch die Weltgeschichte. In meinem Kopf bleibt nichts hängen. Gar nichts. Mehrmals am Tag muss ich mich rückversichern, welchen Wochentag wir haben und welches Datum. Es könnte genauso gut noch immer November sein. Oder Anfang März. Ich würde es nicht mitbekommen. Im Laufe meines Gesprächs mit Irelia finden mich dann doch die Erinnerungen. Zumindest an die letzte Woche. Ich erzähle ihr davon, welche Dinge zu erledigen gewesen sind. [Eine Klausur; 2 Planungen; 2 1/2 Berichte und einen davon nach der Korrektur direkt überarbeitet; und dann noch 3 Patienten. (Ich verwende hier häufig den Begriff "Therapie(n)" - und damit meine ich mal die Therapie, zu der ich als Klientin gehe, und dann die Therapien, in denen ich Patienten habe. Vielleicht macht es das etwas... verständlicher. Also: Hi, ich bin Ria, und ich erlerne einen Therapieberuf.)]
So, und worauf ich eigentlich hinaus wollte: das alles habe ich in einer Woche geschafft. Jetzt, wo ich es lese, kann ich das fast gar nicht glauben. Denn erstens ist jede geschriebene Seite ein K(r)ampf, und zweitens... im Moment fällt alles auseinander. Gefühlsmäßig. [I follow you out of the dark // I tried it my way but I keep falling apart] Wie bin ich bitte dazu in der Lage, noch halbwegs zu funktionieren? Ich kümmere mich ja nicht nur um die Schule, sondern vorrangig um meine Psyche. Also, ich versuche das. So halbwegs. Und mit "Psyche" meine ich wahrscheinlich auch eher Gesundheit. Psychisch und physisch. Essen. Trinken. Bewegung. Frische Luft. Solche Dinge. Dann noch all das haushaltstechnische Kram; meine Mitschülerinnen so: "Wir bewundern dich" - die wohnen meist noch bei den Eltern, und ich muss den Laden hier alleine schmeißen. [Eigentlich wollte ich heute den Haushalt schmeißen. Aber ich weiß noch nicht, wohin. Ba dum tss.]
Also - ich funktioniere. Oberflächlich. Bis ich es dann nicht mehr tue, weil unbearbeitetes Zeug wieder hoch kommt, und dann schließe ich mich weinend auf der Schultoilette ein. Einer meiner Klassiker. [I'm tired of my ways // Cause I keep falling, I'm falling apart] (Ja. Und sowas lernt einen Therapieberuf. Ist für mich selbst auch nicht immer verständlich.) "Unbearbeitetes Zeug" ist an dieser Stelle übrigens mehr ein Synonym für "Cheza" - heute versucht, Irelia davon zu erzählen, weil ich bezüglich Dienstag einfach maßlos überfordert bin, aber sie wollte so viele Dinge wissen, die ich ihr alle nicht sagen konnte (wie lange wir uns kennen und woher; wie alt sie ist; ihren Namen etc.) und irgendwann hat sie einfach gefragt; also eine einfache Ja/Nein Frage, im Grunde musste ich nur mit dem Kopf nicken, und jetzt weiß sie immerhin, woher wir uns kennen, und das ist die Stelle, an der ich nicht einschätzen kann, ob es gefährlich wird oder nicht, weil der letzte Therapeut, dem ich das gesagt habe, ist eventuell minimal hellhörig geworden und äh ja, ist das hier noch ein Satz?
Anyway, ich weiß, dass ich ihr irgendwann all diese Dinge erzählen m u s s, weil sie mir sonst nicht wirklich helfen kann, und ich... bin schon sehr froh darüber, dass ich zumindest bis an diesen Punkt gekommen bin. Manchmal glaube ich, dass Irelia unterschätzt, wie schwer es für mich ist, darüber zu sprechen - um nicht zu sagen unmöglich - aber ich weiß auch, dass ich dazu tendiere, Dinge unnötig kompliziert zu machen. [I can't even trust myself // I'm burning in my skin] Mal wieder weiß ich bloß nicht, wie ich damit aufhören soll.

Okay. Ich weiß scheinbar auch nicht, wie man einen Post schreibt, ohne mittendrin aufzuhören, dann irgendetwas anderes zu tun, dabei die Zeit zu vergessen und dann verwirrt zu sein. Blogger will mir auch erklären, dass ich um 14:48 Uhr angefangen habe mit dem Schreiben, aber das ergibt gar keinen Sinn; ich bin doch um 12 Uhr von Irelia weg, was ist in der Zwischenzeit passiert? Zuhause habe ich mir dann ernsthaft einen Wecker gestellt, damit ich rechtzeitig daran denke, dass ich um 18 Uhr mit meinem Vater skypen wollte. Habe ich auch bis eben. Das war tatsächlich irgendwie... erleichternd. Mal mit einem Menschen zu sprechen, dem man all die Kleinigkeiten erzählen kann. Freunde treffen ist ja im Moment schwierig. Cheza treffen... naja. Jedenfalls habe ich original gar nichts für die Schule geschafft und wollte so viel erledigen. Ich kann bloß nicht. Gar nichts. Muss meine letzten Kräfte irgendwie noch für Abendessen und Yoga mobilisieren, und irgendwie will ich Alkohol trinken, aber davon muss ich mich dringendst abhalten, weil ich morgen früh aufstehen muss. Ich weiß noch nicht genau, wie. Befürchte auch, dass in der Schule nächste Woche ein Gespräch darüber ansteht, dass mir gerade alles über den Kopf wächst. [Dabei wäre es nur noch eine Woche. Im Februar wird alles... anders. Vielleicht nicht besser; aber anders. Anderer Stress, wahrscheinlich.] Kann ich diese eine Woche nicht noch über die Bühne bringen, ohne ein Drama zu veranstalten? Bitte. Ich bitte darum.
[Ach ja falls ich ein bisschen für Verwirrung gesorgt habe... der letzte Post ("end of me") und ich, wir führen gerade eine On-Off-Beziehung. Tendenziell bleibt der auch off. Mal sehen.]