Donnerstag, 12. August 2021

Kollateralschaden

Ich trinke meinen dritten Cosmopolitan. Dieses Mal nicht aus, sondern nur mit Wodka. Lief das letzte Mal eventuell nicht so gut. Mein Abendessen waren Schokokekse, weil das mit dem Essen nicht so richtig will, und überhaupt ist das Leben gerade großartig. *Ironie off* Naja, es ist Examen, was will man erwarten? Hm, vielleicht, dass zumindest die im Moment benötigte Energiezufuhr stattfindet? Aber der Körper ist so "Du sitzt doch nur rum, Ria, du brauchst gerade nicht so
viel" - und der Kopf meint "Excusez-moi, ich versuche hier, den Lernstoff für die letzten 8 Fächer zu verarbeiten. Gib mir mehr Essen!" Aber Toast funktioniert nicht, weder Nudeln noch Quark funktionieren, und ich weiß langsam nicht mehr, was ich noch tun soll. Wie "Alkohol trinken" da die nächste logische Option ist, ist mir auch schleierhaft. Der Gedanke, dass es in drei Wochen tatsächlich endlich geschafft ist, beruhigt leider auch nicht, da ich im Grunde nur eins tun möchte: die Zeit anhalten.

Ich fühle mich einfach nicht bereit für all die Zukunftsdinge. Davon abgesehen, dass sich, glaube ich, keiner so wirklich 100%ig bereit fühlt für den ersten Job usw. - aber wer hier lange genug mitliest weiß, dass ich's mit den Gefühlen ganz gerne mal übertreibe. Ich habe eine unglaubliche Angst davor, dass sich in den nächsten Monaten herausstellt, dass ich für diesen Beruf nicht geeignet bin. [Sidenote: ich habe auch gedacht, dass ich nie einen Job finden werde. Am Ende hatte ich drei Vorstellungsgespräche. Und drei Jobangebote. Aber das hilft nicht weiter.]
Dann denke ich an all die positiven Rückmeldungen, die ich so bekommen habe, und kann's immer noch nicht glauben, denn wie kann es sein, dass ich tatsächlich mal gut in einer Sache bin? Wobei ich "Selbstzerstörung" nahezu perfektioniert hatte. Aber ich meine jetzt eher produktive Dinge. Da ist zum Beispiel mein (ich sag's nicht ich sag's nicht ich sag's nicht) Lieblingspatient (oh, ups) der meint "Es ist immer so schön mit Ihnen" und abgesehen davon, dass "schön" zwar schön und gut ist, ich ihm aber gerne etwas beibringen würde, damit er im Alltag besser klar kommt, bitte danke, schmilzt in solchen Momenten mein Herz ja doch ein Stückchen.

Aber worauf ich eigentlich hinaus will: zu viel an Gefühl, keine Verarbeitungsmöglichkeiten. Was da helfen würde, wäre wahrscheinlich Therapie, aber naja, ich habe nur noch zwei Stunden bei Irelia, aus... Gründen, und wann ich den nächsten Therapieplatz finde, steht in den Sternen. Therapeutensuche raubt dann nochmal zusätzlich Energie, die ich nicht habe, weil ich das mit dem Telefonieren so schrecklich finde. Generell gibt es einfach zu viele Dinge, die erledigt werden müssten und zu viele Gefühle, die gefühlt werden sollten, aber viel zu wenig Energie um etwas davon zu bewältigen. Auch fühle ich mich schlecht damit, Prioritäten zu setzen, kann keine Entscheidungen treffen, und das resultiert dann darin, dass ich im Supermarkt vor dem Regal mit den Tomaten fast anfange zu weinen, weil da viel zu viel Auswahl und diese Situation die reine Überforderung ist. Ich weiß nicht genau, was mit mir nicht stimmt; in jedem Fall liegen meine Nerven blank. Selbst die Pausen sind mehr ein Zwang als Entspannung, etwas, das so schnell wie möglich erledigt werden muss, damit ich die Zeit wieder "sinnvolleren" Dingen widmen kann. Hab ich schon erwähnt, dass ich noch für 8 Prüfungen lernen muss?

Ja, das hier ist wahrscheinlich gerade sehr viel Mimimi; selbst wenn ich gewusst hätte dass das so wahnsinnig viel Arbeit wird, hätte das nichts an meiner Entscheidung verändert. Dass ich das Interesse an so ziemlich allen Dingen verliere, scheint nicht mehr zu sein als Kollateralschaden. Ich möchte einfach nichts mehr tun, weder Bücher lesen, im Wald spazieren gehen, noch Yoga. Wenn ich könnte, würde ich den ganzen Tag im Bett liegen, weil mich schon morgens eine unglaubliche Sinnlosigkeit überwältigt. Kann ich nicht ein paar Wochen lang nur im Bett liegen (und an Cheza denken)? Examen sagt Nein. Na gut. Auch irgendwo verständlich. Übrigens finde ich es erstaunlich, wie Cheza es schafft, mal ein Punkt auf der "Panikliste" zu sein, und dann wieder Ressource. Also, nach unserem letzten Gespräch wieder mehr Ressource als Paniklistenpunkt, aber das bleibt nur so lange wie ich es schaffe, nicht an die Zukunft zu denken. Also nicht lange. Es ist alles mehr oder weniger asjcgvszswtxr - wobei ich darüber wohl einen eigenen Post schreiben könnte. Sprich: sollte, denn dieser hier ist eh schon viel zu lang. Naja.

2 Kommentare:

  1. hey ria <3

    ich kann dich soooo gut verstehen ... so wie du es in deinem post beschreibst, ging es mir auch schon ganz oft. ich kann dir nur den tipp geben, dir prioritäten zu setzen und alles andere vorerst nach hinten zu schieben. erstmal examen (ich werde dir fest die daumen drücken!), dann der ganze rest. ansonsten ist das alles viel zu viel, ist doch klar, dass man da verrückt wird. aber es wird sich alles fügen, du wirst sehen. manchmal muss man solche zeiten überbrücken. :/

    leider habe ich keine blogtips für dich :( all die, denen ich mal gefolgt bin und die irgendwann mal aktiv waren, sind verschwunden. ich suche daher auch wieder nach gleichgesinnten. wobei ich mich auch nicht wieder so arg hier verlieren will, wie das vor jahren mal der fall war. ich hasse es, dass es für mich fast immer nur extreme gibt. -.-

    finchen

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  2. hallo ria <3

    oh nein, das tut mir leid, dass blogger deinen kommentar gekillt hat -.- aber danke, dass du trotzdem nochmal geschrieben hast!

    scheiße, dass du in derselben situation warst... habt ihr denn noch kontakt, oder ist es auseinandergegangen? ich hab mit meiner freundin darüber gesprochen und sie war total schockiert, dass ich überhaupt daran GEDACHT habe, dass wir den kontakt verlieren könnten, weil das für sie irgendwie gar nicht zur debatte stand.. und dann kam ich mir doof vor, aber wenigstens weiß sie jetzt, dass ich schiss habe. wie das am ende dann ablaufen wird, werden wir sehen... :/

    kenn ich, manchmal muss man echt erst seine erfahrungen machen, bevor man etwas ändert... leider. ich hoffe trotzdem, dass es für dich bald bergauf geht und du die zeit bis dahin irgendwie packst. <3 dein ziel finde ich toll - und weißt du, letztendlich findet doch immer alles nur im kopf statt ... von daher glaube ich, dass wir das schaffen können, wirklich nur dann zu essen, wenn wir hunger haben, und nicht weil uns langweilig ist, wir überfordert sind, traurig, glücklich, aufgeregt...

    ich glaub an uns, jawohl!

    finchen

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