Freitag, 22. Januar 2021

I keep falling, I'm falling apart

Im Moment dissoziiere ich munter durch die Weltgeschichte. In meinem Kopf bleibt nichts hängen. Gar nichts. Mehrmals am Tag muss ich mich rückversichern, welchen Wochentag wir haben und welches Datum. Es könnte genauso gut noch immer November sein. Oder Anfang März. Ich würde es nicht mitbekommen. Im Laufe meines Gesprächs mit Irelia finden mich dann doch die Erinnerungen. Zumindest an die letzte Woche. Ich erzähle ihr davon, welche Dinge zu erledigen gewesen sind. [Eine Klausur; 2 Planungen; 2 1/2 Berichte und einen davon nach der Korrektur direkt überarbeitet; und dann noch 3 Patienten. (Ich verwende hier häufig den Begriff "Therapie(n)" - und damit meine ich mal die Therapie, zu der ich als Klientin gehe, und dann die Therapien, in denen ich Patienten habe. Vielleicht macht es das etwas... verständlicher. Also: Hi, ich bin Ria, und ich erlerne einen Therapieberuf.)]
So, und worauf ich eigentlich hinaus wollte: das alles habe ich in einer Woche geschafft. Jetzt, wo ich es lese, kann ich das fast gar nicht glauben. Denn erstens ist jede geschriebene Seite ein K(r)ampf, und zweitens... im Moment fällt alles auseinander. Gefühlsmäßig. [I follow you out of the dark // I tried it my way but I keep falling apart] Wie bin ich bitte dazu in der Lage, noch halbwegs zu funktionieren? Ich kümmere mich ja nicht nur um die Schule, sondern vorrangig um meine Psyche. Also, ich versuche das. So halbwegs. Und mit "Psyche" meine ich wahrscheinlich auch eher Gesundheit. Psychisch und physisch. Essen. Trinken. Bewegung. Frische Luft. Solche Dinge. Dann noch all das haushaltstechnische Kram; meine Mitschülerinnen so: "Wir bewundern dich" - die wohnen meist noch bei den Eltern, und ich muss den Laden hier alleine schmeißen. [Eigentlich wollte ich heute den Haushalt schmeißen. Aber ich weiß noch nicht, wohin. Ba dum tss.]
Also - ich funktioniere. Oberflächlich. Bis ich es dann nicht mehr tue, weil unbearbeitetes Zeug wieder hoch kommt, und dann schließe ich mich weinend auf der Schultoilette ein. Einer meiner Klassiker. [I'm tired of my ways // Cause I keep falling, I'm falling apart] (Ja. Und sowas lernt einen Therapieberuf. Ist für mich selbst auch nicht immer verständlich.) "Unbearbeitetes Zeug" ist an dieser Stelle übrigens mehr ein Synonym für "Cheza" - heute versucht, Irelia davon zu erzählen, weil ich bezüglich Dienstag einfach maßlos überfordert bin, aber sie wollte so viele Dinge wissen, die ich ihr alle nicht sagen konnte (wie lange wir uns kennen und woher; wie alt sie ist; ihren Namen etc.) und irgendwann hat sie einfach gefragt; also eine einfache Ja/Nein Frage, im Grunde musste ich nur mit dem Kopf nicken, und jetzt weiß sie immerhin, woher wir uns kennen, und das ist die Stelle, an der ich nicht einschätzen kann, ob es gefährlich wird oder nicht, weil der letzte Therapeut, dem ich das gesagt habe, ist eventuell minimal hellhörig geworden und äh ja, ist das hier noch ein Satz?
Anyway, ich weiß, dass ich ihr irgendwann all diese Dinge erzählen m u s s, weil sie mir sonst nicht wirklich helfen kann, und ich... bin schon sehr froh darüber, dass ich zumindest bis an diesen Punkt gekommen bin. Manchmal glaube ich, dass Irelia unterschätzt, wie schwer es für mich ist, darüber zu sprechen - um nicht zu sagen unmöglich - aber ich weiß auch, dass ich dazu tendiere, Dinge unnötig kompliziert zu machen. [I can't even trust myself // I'm burning in my skin] Mal wieder weiß ich bloß nicht, wie ich damit aufhören soll.

Okay. Ich weiß scheinbar auch nicht, wie man einen Post schreibt, ohne mittendrin aufzuhören, dann irgendetwas anderes zu tun, dabei die Zeit zu vergessen und dann verwirrt zu sein. Blogger will mir auch erklären, dass ich um 14:48 Uhr angefangen habe mit dem Schreiben, aber das ergibt gar keinen Sinn; ich bin doch um 12 Uhr von Irelia weg, was ist in der Zwischenzeit passiert? Zuhause habe ich mir dann ernsthaft einen Wecker gestellt, damit ich rechtzeitig daran denke, dass ich um 18 Uhr mit meinem Vater skypen wollte. Habe ich auch bis eben. Das war tatsächlich irgendwie... erleichternd. Mal mit einem Menschen zu sprechen, dem man all die Kleinigkeiten erzählen kann. Freunde treffen ist ja im Moment schwierig. Cheza treffen... naja. Jedenfalls habe ich original gar nichts für die Schule geschafft und wollte so viel erledigen. Ich kann bloß nicht. Gar nichts. Muss meine letzten Kräfte irgendwie noch für Abendessen und Yoga mobilisieren, und irgendwie will ich Alkohol trinken, aber davon muss ich mich dringendst abhalten, weil ich morgen früh aufstehen muss. Ich weiß noch nicht genau, wie. Befürchte auch, dass in der Schule nächste Woche ein Gespräch darüber ansteht, dass mir gerade alles über den Kopf wächst. [Dabei wäre es nur noch eine Woche. Im Februar wird alles... anders. Vielleicht nicht besser; aber anders. Anderer Stress, wahrscheinlich.] Kann ich diese eine Woche nicht noch über die Bühne bringen, ohne ein Drama zu veranstalten? Bitte. Ich bitte darum.
[Ach ja falls ich ein bisschen für Verwirrung gesorgt habe... der letzte Post ("end of me") und ich, wir führen gerade eine On-Off-Beziehung. Tendenziell bleibt der auch off. Mal sehen.]

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