Montag, 23. August 2021

I heard a fly buzz when I died

I heard a Fly buzz - when I died -
The Stillness in the Room
Was like the Stillness in the Air -
Between the Heaves of Storm

Der Wasserhahn tropft stetig vor sich hin; in irgendeiner Ecke summt eine Fliege; der Kühlschrank macht, naja, Kühlschrankgeräusche, und ich muss mit dem Löffel im.mer.wie.der viel zu laut über den Boden der Schüssel kratzen, um den letzten Reis herauszuholen.
Offiziell? Stehe ich in der Küche und mache Onigiri. Inoffiziell bin ich in der Hölle auf Erden gelandet; ich möchte mich ins Bett legen und mir die Decke über den Kopf ziehen, um mich vor der Reizüberflutung zu schützen. Während ich wie mechanisch die gleichen Handgriffe
ausführe - zuerst etwas Reis, dann ein bisschen Füllung, noch mehr Reis oben drauf, zusammendrücken - hat sich irgendetwas in meinem Kopf aufgehängt; die Fliege erinnert mich an das Gedicht I heard a fly buzz when I died - bloß kann ich mich ums Verrecken (Wortwitz nicht beabsichtigt) nicht an die nächste Zeile erinnern.

Naja; wenn ich gerade mal nicht an Poesie denke, denke ich an Cheza Keara und versuche herauszufinden, wie genau ich dieses Gespräch morgen über die Bühne bringen soll. Eine meiner Königsdisziplinen ist nämlich "Um den heißen Brei herumreden" aber ich habe das Gefühl, dass das eher weniger... zielführend wäre.  "Auf den richtigen Moment warten" kann ich auch vergessen; denn der kam schon und ich hab ihn verstreichen lassen. Ich habe dieses Jahr einige schwierige Gespräche führen müssen: mit Irelia wegen dieser dämlichen Berichte, mit einer Lehrerin wegen eines anderen dämlichen Berichts, mit meiner Schulleitung, nachdem die mich vom Fußboden aufsammeln durfte; und ich würde lieber jedes dieser Gespräche nochmal führen, wenn ich dazu morgen nicht mit Keara reden müsste. Weil ich ihr wahrscheinlich das Herz brechen werde - und über all das vergesse ich, dass ich sie ja auch verliere.

On the bright side: der Endspurt hat begonnen; ich habe diese Woche noch Zeit, um mir den letzten Stoff irgendwie in den Kopf zu ballern. Dann sind drei Prüfungstage, und wenn dann alles so läuft wie geplant, kann ich meine Berufsurkunde (!) in Empfang nehmen. Bloß wird das so nicht passieren, weil ich in mindestens einem Prüfungsteil durchfallen werde.
Ja; je länger ich nachdenke über die Prüfungen, die schon gelaufen sind, desto schlimmer wird das Ergebnis in meinen Gedanken. Tut nichts mehr zur Sache, dass mein Gefühl danach okayish bis gut war, mittlerweile ist es eine einzige Katastrophe. Aber es m u s s vorbei sein nächsten Donnerstag, weil ich sowas nicht ein weiteres Mal überstehen werde. Der Dauerstress (der ja seit April besteht) macht sich seit Wochen überdeutlich bemerkbar; ich krieche komplett auf dem Zahnfleisch und wenn Cheza nicht gewesen wäre, hätte ich vor drei Wochen wohl das Handtuch geworfen. Aber. Ich bin nicht so weit gekommen, um aufzugeben, wenn das Ziel in greifbarer Nähe ist. Denn: been there, done that - und nochmal passiert mir das unter Garantie nicht.

Es erstaunt mich übrigens, dass ich im Rahmen dieses Posts so gefasst wirken kann - dafür weine ich morgen dann wieder über meinen Lernzetteln; oder zumindest über den Lernzetteln eines ganz bestimmten Faches, in dem einfach Hopfen und Malz verloren ist. Wir können ja ausgleichen denke ich mir; und wenn das die Einstellung ist, mit der ich durch die Prüfung komme - sei's drum. Hauptsache ich komme da durch. Ich lasse euch jetzt mit Emily (und meiner Lieblingsstrophe aus ihrem Fliegen-Gedicht) alleine und begebe mich Richtung Bett.

With Blue - uncertain - stumbling Buzz -
Between the light - and me -
And then the Windows failed - and then -
I could not see to see -
Emily Dickinson

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