Mittwoch, 27. Januar 2021

In mute silence of my space I crouch under my yearning

Ich komme zu dem Ergebnis, dass Du es einfach nicht besser gewusst hast. Ich meine - 4 Jahre lang war Dir nicht bewusst, welche Wirkung Du auf mich hast. Wahrscheinlich bist Du Dir ebenso wenig darüber im Klaren, wie Deine Worte auf mich wirken. Und ich habe schon am Telefon letzte Woche gemerkt, dass ich es Dir nicht sagen kann. Wir konnten gestern wunderbar über Gott und die Welt reden; naja, eigentlich habe ich Dich über die vergangenen 13 Wochen geupdatet und Dir von meinen Zukunftsplänen erzählt. (Ich. Und Zukunft. Und Pläne. Ich komme immer noch nicht darauf klar.)
Und es war schön, bis Deine Frage mich so aus dem Konzept gebracht hat. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten soll. Besser: ich wusste, dass ich all die Worte, die ich im Kopf hatte, wohl lieber nicht aussprechen sollte. Es macht mich wahnsinnig. Ich denke immer, dass ich nichts ungesagt lassen will, weil mich das sonst bloß zerfrisst, und dann bietest Du mir wirklich eine Steilvorlage, und was tue ich? Ich schweige. Dann beginne ich Sätze, die ich nicht zu Ende bringe, nach einer Weile greifst Du diese auf, ich gehe aber nicht darauf ein, sondern beginne den nächsten Satz, den ich nicht beende. Ich weiß einfach nicht, wie.
Wenigstens habe ich mehr als genug Zeit, um das nochmal vernünftig zu durchdenken; wenn wir uns sehen das nächste Mal, wird es Frühling sein. Und dann will ich nicht dort sitzen und die Zähne aufeinander beißen müssen, damit ich bloß nichts Falsches sage, und meine Teetasse so fest umklammern, dass mir fast die Finger abbrechen - das hat Dich zu der Annahme geführt, ich sei wütend auf Dich, aber ich konnte schon gar nicht mehr. Nicht, nachdem Du Dich zu Beginn dafür entschuldigt hattest, dass Du um Weihnachten herum so wortkarg gewesen bist. Ich war so kurz davor zu kontern, aber so geht man nicht um mit Entschuldigungen. Nicht?
(Und - ich hasse es so sehr, aber es gibt eine leise Stimme in mir, die Deine Worte anzweifelt. Die flüstert mir zu, dass Du das im Grunde gar nicht so gemeint hast. Du hast es nur gesagt, damit ich (nicht).) Diese Stimme hinterfragt j e d e s Deiner Worte, und dann muss ich mich wieder daran erinnern, dass ich Dir vertraue. Du sagst dann so Kleinigkeiten, wie dass Du Dich noch sehr gut an 2018 erinnern kannst, oder an einen Traum, den ich Dir vor einer Weile erzählt habe, das entzieht meiner Skepsis die Grundlage. 
Bloß ... weiß ich noch immer nicht, was wir da eigentlich tun. Ich meine: wir haben uns nachmittags gesehen, so wie Du es wolltest. Dann ist Soundso nicht da. Über diesen Satz könnte ich mich immer noch aufregen. Was ist aus Wir müssen kein Geheimnis daraus machen geworden?! Ich habe mich gestern ins Haus geschlichen und bin auch offiziell nie an diesem Ort gewesen; wir machen sehr wohl ein Geheimnis daraus. [*]
Irelia fragte am Freitag übrigens, ob wir uns tatsächlich nur "sehen" würden; natürlich ist das nicht der Fall. Wir reden auch. Und trinken Tee. [Und halten uns nicht an Regeln. Aber immer noch an Konventionen.] Problematisch wird das an dem Punkt, an dem ich mich nicht damit zufrieden geben kann. Ich weiß, dass ich mich sehr glücklich darüber schätzen kann, dass ich Dich noch immer an meiner Seite habe. Weil ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist. Und ich schätze mich glücklich. Die meiste Zeit. Aber dann will ich. Mehr. Als. Nur. Das. Mehr als Dich nur zu sehen. Und mehr Zeit als mir zusteht. Ich will m e h r sein als das, was wir im Moment sind. Und dieses Verlangen wird mich immer unglücklich machen, weil es nicht sein darf. Und weil ich weiß, dass Du meine Gefühle nicht erwiderst. [Wie habe ich mir eigentlich je einbilden können, ich hätte auch nur den Hauch einer Chance?]
Also wähle ich die Stille. Stille wird mich begleiten, bis ich Dich wiedersehe.

([*] Das ist immerhin ein geteiltes Geheimnis. Damit bin ich nicht alleine.
Aber. Da sind so viel mehr Geheimnisse nur in meinem Kopf. Dass ich Dich stundenlang einfach nur ansehen könnte, zum Beispiel. Oder dass ich Dir verschwiegen habe, dass Du mich geküsst hast in meinem Traum von Freitag. Oder wie wunderschön ich es finde, wenn die Abendsonne in Deinem Haar scheint. Oder, oder, oder.)

Her hair I would long to adorn with glowing stars, her brow with shining sun
In silver I would trace the moonshine of her grace, the shining one
Amorphis - My Sun

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