Montag, 22. November 2021

and i just need you to know: i tried letting go but nothing would let me

Unter den kleidermachenden Leuten gab es bestimmte Sätze, die immer wieder gefallen sind.
Es verging zum Beispiel kein Tag, ohne dass sich jemand fragte "Ist das Blau oder Schwarz?" (Was da hilft: nebeneinander halten. Oder auf den Farbcode schauen. Es ist Schwarz, wenn nur Nullen darauf stehen.) Anyway - neues Umfeld, neue Sätze, die immer wieder fallen. Aktuell bin ich umgeben von "Einmal ist noch kein [pathologischer] Prozess" - ich notiere mir dann zwar, welche Auffälligkeit besteht, lege die dann aber unter "Einzelabweichung" ab. Lies: nicht therapiebedürftig. Und genauso wie meine Patient:innen analysiere ich gerade mein eigenes Verhalten. Den Samstag habe ich beispielsweise komplett gegen die Wand gefahren. (Wozu, bitte, soll ich denn aufstehen? Und: Flüssigkeitszufuhr nicht in Form von Wasser, sondern Bier? Bin dabei. Und: Äh, Essen? Was ist diese?) Da muss ich dann doch etwas genauer hinschauen. Bleibt es bei diesem einen Mal? Finde ich am nächsten Tag in die Spur zurück? Oder falle ich gerade in das berühmt-berüchtigte Schwarze Loch der Depressionen? Im Winter bin ich da immer besonders hinterher, weil... Ist eben Winter. (2014 habe ich den dritten Winter innerhalb von fünf Jahren in der Klinik verbracht. Seitdem zwar nicht mehr - aber die Angst besteht weiterhin. Deswegen werden die Medikamente auch erst im Frühjahr abgesetzt.)
Naja. Samstag wurde dann nichts Produktives geleistet, dafür lief The Plot In You in einer Endlosschleife. Früher war das immer Musik, die ich gut hören konnte, weil sie mich nicht an Cheza erinnert hat. Aber das neue Album... hmpf.

Cause you were whole without me
As I was self destructing
And I just need you to know
I tried letting go but nothing would let me

So here it goes, I'll tell the whole world
It's been me, it's been me
I'm the sick one it shows
The Plot In You - Whole Without Me


Ich fühle das... gerade ein bisschen zu sehr. It's been me / I'm the sick one it shows. Zu. Sehr. Dabei muss ich das dringendst hinterfragen. Krank? Echt jetzt, Ria? Sind die auch alle krank??? Klares Nein. Das ist nicht die richtige Bezeichnung. Troubled würde sehr gut passen. "Mit Problemen belastet" - völlig unverschuldet. Dann: Hilfssysteme, die eine Lösung anbieten sollten und einfach Teil des f*cking Problems sind/werden. [Den Satz, der eigentlich folgen sollte, kann ich nicht schreiben. Weil ich dann anfange, mich aufzuregen. Und wenn ich jetzt anfange, mich aufzuregen, kann ich viel zu lange nicht mehr damit aufhören. Es ist noch nie jemand gestorben, weil. Du willst es echt drauf ankommen lassen?!] Ich hänge mich gefühlsmäßig auf; irgendwo zwischen Wut und... Verachtung?

Gedanklich hänge ich auch fest: es ist Sommer, Cheza steht vor dem Haus, eine Zigarette in der Hand. Mein verräterisches Herz setzt einen Schlag aus. Ich liebe sie so.
Morgen ist dann auch endlich der Tag, an dem ich mir erlaube, sie anzurufen. Das Strick drehen, das ich die letzte(n) Woche(n) sehr intensiv betrieben habe, hat mich endgültig ermüdet. Ich gebe auf. Situation x wird nie eintreten; darauf zu beharren tut bloß weh. Aufgeben tut auch weh. Nie "gewinnen" zu können tut auch weh - und ich weiß, dass ich undankbar bin, aber ich kann im Moment nicht anders. Ich kann nicht anders. Das mit dem Gehenlassen funktioniert natürlich auch nicht, weil ich nicht weiß, wie. I tried letting go. But nothing would let me.

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