Freitag, 30. August 2024

Ein Eselsohr auf Seite 9

I. Ethische Wertentscheidungen, Auftreten in der Öffentlichkeit, unwürdiges Verhalten, satzungsrechtliche Regelung, ethische Prinzipien, landesrechtliche Vorschriften, allgemeine Obliegenheiten, geltende Vorschriften, besondere Sorgfaltspflichten, professionelle Gestaltung, einwandfreies Vorgehen, gesetzliche Bestimmungen, höherwertiges Rechtsgut, gesetzliche Vorschrift, gesetzliche Verpflichtung, gesetzlich vorgeschriebene Fristen, professionelle Haltung, gerichtliche Entscheidung, unlautere Weise, möglicher Verstoß, ordnungsgemäße Versorgung, gesonderte Regelungen, gesetzliche Geheimhaltungspflichten, schutzwürdige Belange, sachliche Vermittlung, schriftliche Einwilligungserklärung, nach bestem Wissen und Gewissen.

II. Das erste Mal habe ich eingelenkt, nach Monaten, das zweite Mal war's Interesse, jetzt, das dritte Mal, eher eine Art von... Unterhaltung, I guess? Es amüsiert mich; es amüsiert mich auch, dass all diese verdammt wichtigtuerischen Formulierungen ihr Ziel komplett verfehlt haben. Es wird zwar noch ein viertes Mal geben, und ich werde zum Textmarker greifen, weil Hirn = Sieb, aber verdammt, schicke Rüstung hast du da, kleiner Tempelritter. Willst alle (meine) Blicke von dir lenken, damit ich dein hohes Ross nicht bemerke, aber so läuft das nicht, und ich kann das Wiehern doch auch hören, daran hast du nicht gedacht, was? Du meinst es sicher sicher auch nur gut, wie Rell sagt, oder soll ich dich doch mit Lobpreisungen schmücken? Geht das denn noch, nachdem ich hier so kühn in meinen Sieben-Meilen-Stiefeln über Grenzen schreite? Weil es das ist, was ich tue; weil es das ist, das WIR tun, sie und ich. Und ich hoffe hoffe hoffe dass ich bei Tageslich wieder anders darüber denke, aber ich bin so dicht davor, zum Telefon zu greifen, und dann stellt sich schon heraus, wie weit meine Füße mich dieses Mal tragen. (Bin so besessen von dem Gedanken, uns ein anderes Ende zu schreiben, ein besseres, ein Ende mit Würde, vom Himmel bis zum Ozean.)

III. Du bleibst immer ein Versprechen
Lieferst tausend gute Gründe
Das kann ein Verbrechen sein
Und wenn doch, dann sicher keine Sünde
ASP - OdeM

Mittwoch, 28. August 2024

chapter 56: absti-none-ce

Gestern. Ich halte diese blöde Tüte in der Hand, so als könne mir der Inhalt die Finger verbrennen. Ich denke mir: gut für ihn. Ich frage mich, welche Gedanken ihr wohl durch den Kopf gegangen sind, beschließe dann, dass mich das Thema emotional zu sehr aufwühlt und schaue nicht mehr hin, bis heute, bis zu meiner Therapiestunde.

Was haben wir denn da verstanstaltet? Oh, und w i e wir es veranstaltet haben, nachdem "Normalerweise" außer Kraft gesetzt war, weil das für mich NiChT FuNkTiOnIeRt. Ihr seid alle schon dabei gewesen. War es nicht perfekt? Der Dialog, die Requisiten, die Kostüme und das Bühnenbild, es war die perfekte Lüge, wirklich. (Der sterbende Garten. Die sonnenblumengelbe Jacke. Dunkelblaues Geschenkpapier und meine stetig zitternden Finger. Eine Blume, die nicht sterben kann; eine Blume, die sich in mein Gedächtnis gebrannt hat; eine Blume, wunderschön und giftig, Ironie des Schicksals, etc pp. Dann natürlich noch: Kälte, ein weißes Haus - ihr habt es tausende Male gesehen, ich habe es tausende Male beschrieben. Was neu ist: ein Buch, in dem die Sätze sich lesen wie Blasphemie, Geistermusik, ihre Berührung, die mehr sagt als all ihre Worte zusammen, und: letzte Male.

Jetzt, hier, will ich am liebsten irgendwas in Brand setzen. Ich werde aber: frühstücken, meine Blumen gießen, dann brav auf die Arbeit fahren, danach mit Kätzchen ins Kino gehen, und mir einreden, dass das Thema nichts mit mir macht. (Ich hab das doch gewusst, alles und von Anfang an. Ich hab das doch gewollt, alles und von Anfang an. Spielt keine Rolle, sagt der Therapeut. Er hat ja keine Ahnung. Das ist gar kein Vorwurf, ich kann seine Fragen auch nicht beantworten. (Nochmal, jetzt die Wahrheit: Das ist gar kein Vorwurf, ich scheue mich, seine Fragen zu beantworten.) Manchmal denke ich, ich sollte einfach zustimmen, dann hätte das Ganze schon ein Ende.  So bin ich aber nicht gestrickt. Noch dazu müsste ich dafür lügen; ich müsste meinem Therapeuten ins Gesicht lügen und das wäre ja nun wirklich selten dämlich.)

Jetzt, hier, scrolle ich durch meine Anrufliste, anstatt zu frühstücken. Ich starre an die Wand, anstatt zu frühstücken, versuche meinen Gedanken zuzuhören, aber nur sie spricht zu mir, spricht ihre Worte direkt in mein Ohr. Sie ist da, aber ich kann sie nicht mehr fühlen. Ich fühle sie nicht mehr.

Donnerstag, 15. August 2024

Goldfischglasgefühle

Woche 4, Tag 2
Nun bin ich, bis auf den hartnäckigen Husten, körperlich wieder fit, und dafür psychisch minimal am Entgleisen seit letztem Wochenende. (Das ist nicht mal ein Satz. Aber ich kann das im Moment nicht.) Ich bin in der Stimmung dazu, morgen nach der Arbeit das Haus für die nächsten zwei Tage nicht mehr zu verlassen, und das wäre im Grunde  auch... passend, weil Kätzchen heute in die Heimat gefahren ist, aber "leider" steht der "Wir schenken uns nichts zum Geburtstag und fahren dafür ein Wochenende zusammen weg" Trip direkt vor der Tür. Ich beklage mich seit einer Woche darüber, oder sowas in der Richtung, auf jeden Fall habe ich Kätzchen gegenüber erwähnt dass ich eigentlich keine Lust darauf habe, aber das trifft es natürlich nicht; dass wieder eine depressive Episode über mich hereinzubrechen scheint hat ja nichts mit "Lust haben" zu tun.
(Wo wir gerade beim Thema sind, muss ich das einmal auf meine Liste für nächste Woche setzen. Zuzüglich zu: Überforderung mit neuen Situationen, Kaiser, Arbeit, Cheza, Kearas Geburtstagsfeier, September, Stress, Weihnachten, nochmal die Arbeit, noch mehr Stress, und ein kleines Goldfischglasgefühl.) Ich melde mich dann wieder, wenn das Wochenende überstanden ist.

Mittwoch, 7. August 2024

darling, you don't have to say a thing / your silence says everything

Woche 2, Tag 4 (Samstag)
Läuft irgendwie alles nicht so geplant, aber wann tut es das schon mal, das Leben? Bin krank seit Donnerstag, war am Freitag trotzdem auf der Arbeit, und messe nachmittags zuhause 39° Fieber. Ups. Seitdem bin ich mit Rumliegen beschäftigt. Heute kann ich zumindest schon wieder Serien schauen, kurz, aber gestern waren schon Hörspiele problematisch. (Wobei ich Alice im Wunderland durchaus empfehlen kann.) Die nächste Woche stresst mich jetzt schon, weil auf der Arbeit diesdasjenes geplant ist und ... ich niemanden enttäuschen will, I guess? Dieses Mal sind da aber Zahlen, die lassen sich nicht so leicht ignorieren. Wenn das Thermometer am Montag immernoch eine erhöhte Körpertemperatur anzeigt, bleibe ich im Bett. (An der Stelle muss ich mich selbst einmal an die Eichhörnchen-Momente erinnern. Die sind ein klares Zeichen für: Ausruhen.) Was ich jetzt auch tun werde, sonst bekomme ich nur wieder Kopfschmerzen.

Woche 2, Tag 5 (Sonntag)
Da sind wieder Momente; nicht-nahe-genug-kommen-können-Moment, und die Hölle bricht los.

Woche 2, Tag 7 (Dienstag)
Meine Träume sind violett; seit 9 Jahren, 4 Monaten und 15 Tagen. Meine Träume sind eine Rebellion - sie auszusprechen in einem Königreich mit türkisen Wänden muss einer Kriegserklärung gleich gekommen sein. Und hätte ich nie von ~Freitag~ geträumt... Freitag war der Funke, der - / Hast Du es gewusst? Hast Du es gewollt? Damals schon? Was ist Dir durch Deinen hübschen Kopf gegangen, einen Sommer lang, während ich Geister jagte und auf ein Wunder hoffte? / "Wie ein Geschenk" höre ich Dich sagen; ich sitze jetzt hier in meinem Wohnzimmer und will irgendwas kaputtmachen.

Woche 3, Tag 1 (Mittwoch)
You're not holding up your end of the bargain
But I'll continue to hold up mine
Being As An Ocean - L'exquisite Douleur

Donnerstag, 25. Juli 2024

watch me as i cut through my relationships // i hold onto love, then i leave on my own again

"thank you so much"

Woche 1, Tag 2
Kommt mir vor wie ein Logbucheintrag. Ich habe mir das Schreiben auferlegt, die nächsten vier Wochen lang, nur um das Nötigste festzuhalten. Weil das mit dem Erinnern ja bloß so eingeschränkt funktioniert. (Dazu kommt, dass mein Gehirn seit gestern entspannt in der Hängematte liegt, mit nem Pina Colada in der Hand. Natürlich inklusive Schirmchen und, ich weiß nicht, Marshmallow?) Und schließlich wurde es so langsam auch echt mal wieder Zeit, nicht? Schließlich ist der letzte Eintrag acht Wochen her. (Trotzdem wurde mein Blog in diesem Monat über 700 (!) Mal aufgerufen, was mich ein wenig irritiert. Leute, was ist los mit euch?)

Was passiert ist in dieser Zeit? Die üblichen Lebensdinge, denke ich. Stress, Urlaub, Entspannung, Stress, Depressionen, Venlafaxin, Therapie, Liebe, noch mehr Liebe, Flashbacks, ein beherztes Aufziehen der Traumaschublade, und noch sehr viel mehr Liebe. Und das ist erst der Anfang.

Jetzt aber mal zum Wesentlichen: zu mir, auf dem Fußboden sitzend, mit den Beinen übereinander geschlagen, mit einem Bier in der Hand, mit dem Rücken an die Bühne gelehnt. Ich kann beobachten, wie der Raum sich stetig füllt mit Menschen; das hier ist mein Element. Ich denke mir: Nein. Ich denke mir ein ausdrucksstarkes Nein, mit einem vehementen Punkt dahinter, vielleicht sogar schon fett gedruckt, Nein., wäre das nicht noch schöner? Die Frage dazu lautet: "Wollen Sie Cheza wirklich das Feld überlassen?" Der Fragensteller: mein Therapeut. Ich erschrecke mich dann ein wenig über meine Deutlichkeit, denn eine lange lange Zeit hätte ich ihr das Feld überlassen; ich hätte ihr nicht nur mein Feld überlassen, sondern alle Felder dieser Welt, und das ohne ein Zögern. Naja, mittlerweile wissen wir alle, wie die Geschichte weiter- und vor allem: ausgegangen ist. Der Abend ist ein Abschied, wieder, und das vielleicht auch nicht zum letzten Mal. Sie hat den ganzen verdammten Himmel auseinander brechen lassen. Jetzt bin ich der Regen.

Where were you when the sky opened up?
Is that when we died?
Is that when we learned to survive?
Watch me as I cut through my relationships
I hold onto love
Then I leave on my own again
The Dangerous Summer - Where were you when the sky opened up?

Freitag, 24. Mai 2024

after some good days / you will see / the end / from here

auf dem weg zur arbeit; point of no return läuft zum dritten, vierten, fünften mal. höre die worte i won't turn around wieder und wieder, fast wie eine beschwörung, und kann es doch nicht glauben. ich drehe mich um, jeden verdammten tag; vor lauter über-die-schulter-gucken schmerzt mein nacken, aber nicht so sehr wie mein herz. nie so sehr wie mein herz. der satz "wenn der preis für meine freiheit ist, dich zurückzulassen, dann ist das wohl sogar das beste" ist vor mittlerweile über einem jahr auf das papier geflossen, und von freiheit keine spur. in meiner welt aus asche hinterlässt niemand eine spur. ich weiß nicht, wie ich es erlauben soll; kenne nur narben. "ich bin eine katastrophe" meine ich zu rell, weil ich mich nicht traue ihr zu sagen, dass mein kopf mich tot sehen möchte, wieder, und dann kann ich über eine stunde lang nicht aufhören zu weinen. my demons läuft zum sechsten, siebten, achten mal, während ich meine einzelteile aufsammle und notdürftig zusammensetze; ich habe lediglich die form von mir, der rest - das innen - ist ein chaos. und bleibt ein chaos. ich kann mich nur zuhause zusammen setzen, so scheint es mir, und kann doch nie wieder an diesen ort gehen. "meine kleine, wir sehen uns am montag" trägt mich durch die tage; mal sehen, bis an welchen punkt.